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Obwohl sie so winzig klein sind, schaffen sie es, Eltern-Nerven ganz schön zu strapazieren: Kopfläuse stehen ganz oben auf der Liste der unbeliebtesten Mitbringsel aus Kindergarten und Krippe.

Wie erkennt man einen Kopflausbefall?

Wegen ihrer hautähnlichen Farbe sind Läuse und Eihüllen (Nissen) leicht zu übersehen. Die zwei bis drei Millimeter kleinen Insekten halten sich nahe der Kopfhaut auf, wo sie winzige Mengen Blut abzapfen und ihre Eier ans Haar heften. Bisse der Kopflaus verursachen rote, stark juckende Knötchen – Juckreiz muss aber nicht immer auftreten. Normales Waschen entfernt die Eier nicht. Am zuverlässigsten spürt man Läuse durch nasses Auskämmen auf: Das Haar wird mit Conditioner befeuchtet, mit einem normalen Kamm in Strähnen gelegt und jede Strähne mit einem speziellen Läusekamm mit engen Zinken durchgezogen – von der Kopfhaut bis zu den Haarspitzen. Nach jedem Zug wird der Kamm auf Krepp ausgestreift.

Apotheker Dominik Weigl aus Neuburg an der Donau kann Eltern beruhigen: „Richtig behandelt, ist der Spuk nach ein paar Tagen in der Regel vorbei.“ Das bedeutet aber auch: Haben es sich die ungebetenen Gäste auf der Kopfhaut gemütlich gemacht, funktioniert Aussitzen leider nicht: Neben dem regelmäßigen Auskämmen mit einem engzinkigen Läusekamm ist ein Anti-Läusemittel Pflicht, um wirklich ­alle Tiere, auch die aus den Eiern nachschlüpfenden, zu beseitigen. Die gute Nachricht: Am Tag nach der ersten Behandlung dürfen Kinder wieder in die Kita.

Behandlungs­schema

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt folgendes Behandlungsschema:

Tag 1: Behandlung mit Läusemittel und anschließend nasses Auskämmen.
Tag 5: Nasses Auskämmen, um früh geschlüpfte Läuse zu entfernen.
Tag 8, 9 oder 10: Zweite Behandlung mit einem Läusemittel, um spät geschlüpfte Läuse abzutöten; anschließend nasses Auskämmen.
Tag 13: Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen.
Tag 17: Eventuell letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen (insbesondere wenn der Befall sehr stark war).

Weigl rät grundsätzlich eher zu physika­lischen Präparaten: „Dimeticone gelten heute als Mittel der Wahl. Im Gegensatz zu chemischen Präparaten sind sie ungiftig und auch schon für kleine Kinder und Schwangere geeignet“, sagt er. Welche Läusemittel es gibt und für wen sie geeignet sind, lesen Sie in der Übersicht:

Permethrin

Es wirkt bei Läusen als Nerven- und Muskelgift und lässt die Tierchen absterben. Die Lösung wird auf das gewaschene, feuchte Haar aufgetragen und nach 30 bis 45 Minuten mit warmem Wasser ausgespült. Vorteil: „Der Wirkstoff ist insgesamt besser verträglich als verwandte pflanzliche Pyrethrum-Extrakte“, so Weigl. Er verursacht kaum Brennen auf der Haut und ist fast geruchlos. Nachteil: Nach der Behandlung sollte man die Haare drei Tage lang nicht waschen. Bei sensiblen Personen können Allergien auftreten. Und: Kopfläuse entwickeln zunehmend Resistenzen gegen Permethrin. „Studien zeigen, dass die Wirksamkeit von 97 Prozent in den 1990er-Jahren auf 30 Prozent im Jahr 2010 sank“, sagt Weigl. Die Anwendung muss nach sieben bis zehn Tagen gegebenenfalls wiederholt werden. Präparate von offenen Flammen fernhalten. Geeignet für: Bei jüngeren Kindern nur nach ärztlicher Rück­sprache. Weil es keine gesicherten Studien gibt, wird Schwangeren und Stillenden von der Anwendung eher abgeraten.

Pyrethrum-Blütenextrakt

Das Mittel wird auf pflanzlicher Basis aus Giftstoffen der Chrysantheme hergestellt. Es wirkt als Nervengift bei den Läusen, tötet die Krabbler und zerstört ihre Eier. Das Mittel wird als Lösung im trockenen Haar angewendet. Vorteil: Die Einwirkdauer ist mit 30 bis 45 Minuten noch überschaubar. Nachteil: Hautreizungen sind möglich. Kontakt mit den Augen und Schleimhäuten vermeiden! Zusatzstoffe können Allergien begünstigen. Bei Rötungen und Jucken ärztlichen Rat einholen. Vorsicht: Die Mittel enthalten brennbare Substanzen. Deshalb nie in der Nähe von Föhn, Kerzen, Kaminfeuer etc. anwenden! Werden acht Tage nach der Behandlung noch Läuse oder Nissen entdeckt, muss die Anwendung wiederholt werden. Geeignet für: Kleinkinder ab zwölf Monaten, allerdings nur mit klar begrenzter Menge (25 ml) pro Anwendung. Bei Schwangeren, Stillenden und Säuglingen sollte das Mittel nur nach ärztlicher Rücksprache (zum Beispiel, wenn physikalische Mittel nicht wirksam waren) verwendet werden.

Dimeticone

Das Silikonöl verstopft die Atemöffnungen der Läuse und lässt sie ersticken. Mittel mit Dimeticonen gibt es als Shampoo, Gel oder Spray. Die Mittel werden ins trockene Haar einmassiert oder aufgesprüht und anschließend mit dem Läusekamm ausgekämmt. Danach müssen die Haare mit Wasser und Shampoo gewaschen werden. Vorteile: Die Einwirkzeit ist bei manchen Präparaten mit zehn bis 15 Minuten eher kurz. „Sie variiert allerdings stark je nach Her­steller“, sagt Apotheker Dominik Weigl. Pluspunkt: Mittel mit Dimeticon sind ungiftig. Auch enthalten die meisten keine Farb-, Parfüm- und Konservierungsstoffe – und eignen sich somit auch für Menschen mit Allergien. Die Gefahr, dass Läuse mit der Zeit unempfindlich, also resistent, gegen das Mittel werden, besteht nicht. Nachteile: Da Dimeticon-Präparate zu den Medizinprodukten zählen, übernehmen nicht alle Krankenkassen die Kosten. „Am besten in der Kinderarztpraxis oder Apotheke nachfragen“, rät Weigl. Eine Zweit­behandlung nach sieben bis zehn Tagen ist immer notwendig, um auch frisch geschlüpfte Larven zu erwischen. Außerdem gut zu wissen: Manche Mittel enthalten leicht entzündliche Substanzen. Deshalb unbedingt von Feuerquellen fernhalten! Geeignet für: alle Altersgruppen. Die Mittel dürfen in Schwangerschaft und Stillzeit und auch bei Babys angewendet werden.

Dickflüssiges Paraffin

Es wird auch White Oil genannt und führt bei den Parasiten zum Erstickungstod, weil es die Atemöffnungen der Läuse verstopft. „Außerdem löst es die wächserne Schutzschicht der Läusepanzer auf, sodass die Tiere austrocknen“, erklärt Weigl. White Oil wird im trockenen Haar angewendet. Vorteil: Zehn Minuten Einwirkzeit sind ausreichend. Gründliches Ausspülen mit Wasser genügt. Nachteil: Die Präparate können bei Augen­kontakt schwere Reizungen ver­ur­­sachen. Sie enthalten Parfüm und entzündliche Stoffe. „Deshalb unbedingt von Feuerquellen fernhalten!“, sagt Weigl. Die Anwendung muss nach sieben bis zehn Tagen wiederholt werden. Geeignet für: Kinder ab einem Jahr. Von einer Nutzung während der Schwangerschaft und Stillzeit wird abgeraten.

Neem-Extrakt

Diese Mittel auf Pflanzenbasis aus dem Neembaum-Samenextrakt sollen sich wie ein Film auf die Läuse legen und dafür sorgen, dass sie ersticken. Neem-Extrakt wird in trockenem Haar angewendet. Vorteil: Die Einwirkzeit beträgt nur zehn Minuten. Danach müssen die Haare mit Wasser ausgespült werden. Laut Hersteller genügt eine Einmalanwendung. Nachteil: „Neem-Mittel werden bisher nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet“, sagt Weigl. Sie gelten als „mit Einschränkungen geeignet“.