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Auf welche Arten sollte man besser verzichten?

Mehr als ein Drittel der Fischbestände weltweit sind überfischt. Weitere 60 Prozent werden bis an ihre Grenzen ausgebeutet. Das gefährdet nicht nur marine Ökosysteme, sondern auch lokale Fischer und deren Familien – ganz besonders in Entwicklungsländern.

„Uneingeschränkt empfehlenswert sind eigentlich nur Karpfen und Wels aus europäischer Zucht“, sagt Catherine Zucco von der Umweltschutzorganisation WWF. Auch Fisch und Meeresfrüchte aus dem Ozean können je nach Fangmethode und Region vertretbar sein.

Bei der Kaufentscheidung hilft beispielsweise der Fischratgeber des WWF (https://fischratgeber.wwf.de). Dieser kennzeichnet Fischarten nach dem Ampelprinzip. „Wählen Sie zu Hause Ihre Lieblingsfischarten aus, dann müssen Sie nicht bei jedem Einkauf den Ratgeber studieren“, rät Zucco. Sie hat noch einen Tipp: „Betrachten Sie Fisch und Meeresfrüchte als Delikatesse.“ Das heißt, lieber seltener genießen, aber dafür in Qualität und Nachhaltigkeit investieren.

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Welche Fangmethoden schaden der Umwelt?

Fischerei mit großen Netzen wie Treib- oder Schleppnetzen sorgt für viel Beifang. Das heißt, Meeresschildkröten, Delfine und viel zu kleine Jungfische können im Netz landen. Grundschleppnetze pflügen über den Meeresboden und zerstören das Ökosystem. Besser sind sogenannte selektive Methoden wie Handleinen oder Fallen.

Die Fangmethode muss auf der Verpackung angegeben sein und auch das Personal an der Fischtheke gibt Auskunft. Bei Fertigprodukten und im Restaurant lässt sich die Fangmethode dagegen nur schwer nachvollziehen.

Ist Fisch aus Aquakultur besser als Wildfang?

Aquakulturen sind nicht immer die bessere Wahl. Je nach Region und örtlichen Vorschriften belasten sie die Umwelt mit Antibiotika und anderen Medikamenten. Chemikalien, der Kot der Tiere, aber auch die Fütterung führen zur Verschmutzung und Überdüngung des Wassers.

Hinzu kommt, dass viele beliebte Zuchtfische wie Lachse oder Doraden Raubtiere sind. „Sie werden teils mit Fischabfällen, teils aber auch mit Beifang gefüttert. Der wiederum fehlt dann in den Ökosystemen“, sagt Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Ihr Tipp: Bei Aquakultur auf Biosiegel achten. Zertifizierte Zuchtbetriebe müssen sich an strenge Auflagen halten und arbeiten dadurch umweltschonender.

MSC, ASC, Bio: Was bedeuten die Siegel?

Umweltsiegel sind kein Freifahrtschein, bieten aber Orientierung: Das MSC-Siegel steht für schonende Fischerei, das ASC-Siegel für nachhaltigere Aquakulturen. Bio-Siegel kennzeichnen Fisch aus Aquakulturen, die vorgeschriebene Standards bei Tierhaltung und Umweltverträglichkeit erfüllen.

„Für Naturland und Bioland gelten strengere Richtlinien als beim EU-Bio-Siegel“, so Verbraucherschützerin Fischer. Naturland vergibt auch ein „Wildfang“-Siegel. Es steht unter anderem für den Verzicht auf problematische Fangmethoden sowie für bestimmte Sozialstandards für Fischer.

Sind Meeresfrüchte ökologischer?

Für Scampi, Tintenfisch und Co. gilt das Gleiche wie für Fisch. Sie sind ebenfalls im WWF-Fischratgeber verzeichnet. Ein entscheidender Unterschied: Muscheln, die in Hängekulturen gezüchtet werden – etwa an Seilen oder in Netzen –, belasten die Umwelt nicht. Sie filtrieren ihre Nahrung aus dem Wasser, werden daher nicht gefüttert.

Allerdings sind sie häufiger mit Schadstoffen belastet. Schwangere und Stillende sollten sie meiden. Für alle anderen gilt: Ab und an genossen schaden sie nicht.

Fisch aus kalten Meeren enthält wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Woher bekomme ich die stattdessen?

Einige pflanzliche Öle wie Raps- oder Leinöl, aber auch Walnüsse sind gute Lieferanten für die Fettsäuren. „Wer zum Beispiel 5 bis 10 ml Leinöl pro Tag konsumiert, leistet einen wertvollen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung“, sagt Dr. Christine Dawczynski von der Universität Jena.

Die Ernährungswissenschaftlerin sieht außerdem großes Potenzial in Mikroalgen. Vegetariern und Veganern empfiehlt sie Öl aus Algen wie Schizochytrium, die einen hohen Anteil der Omega-3-Fettsäure DHA enthalten. Es gibt immer mehr Produkte zu kaufen, die mit Omega-3-Fettsäuren aus Algen angereichert sind.

Wie sind Präparate aus Fisch- und Algenöl zu bewerten?

Grundsätzlich können Kapseln und Öle aus Fisch, Algen oder Krill sinnvoll sein, um die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren zu gewährleisten, sagt Annette Eggers-Bissel, Apothekerin aus Wolfshagen. „Wichtig ist, dass Sie darauf achten, hochreine Produkte zu kaufen, um Schadstoffe zu vermeiden“, rät sie. Außerdem sollte das Produkt standardisiert sein, um zu gewährleisten, dass man die gewünschte Menge an Omega-3-Fettsäuren aufnimmt.

Besprechen Sie die Einnahme am besten mit Arzt oder Apothekerin. Mikroalgen für den Verzehr werden standardisiert gezüchtet. Probleme mit zu hohem Jodgehalt, wie bei manchen getrockneten Algenprodukten, sind daher nicht zu befürchten. Dennoch sollten Sie grundsätzlich die maximale Verzehrmenge berücksichtigen. Erwachsene sollten laut Bundesinstitut für Risikobewertung eine Zufuhr von 500 μg Jod am Tag nicht überschreiten.

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