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Von dem Gespräch, das mich heute erwartet, hätte ich nie zu träumen gewagt. Liebe Erde, darf ich fragen, wie es Ihnen geht?

Sie erwarten wohl, dass ich jetzt ­klage. Aber als Planet sieht man alles aus einer anderen Perspektive. Ich hatte bessere Zeiten. Aber das geht vorbei. Sie ahnen ja nicht, was ich seit meiner Geburt alles erlebt habe.

Ich kann es mir kaum vorstellen.

Ich erinnere mich noch gut an meine frühe Jugend: Plötzlich raste ein Planet von der Größe des Mars auf mich zu und ich sah mich schon als Weltraumstaub. Doch ich überlebte. Aus dem Trümmerhaufen, der bei dem großen Knall ins All geschleudert wurde, entstand schließlich der Mond.

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Oh, das wusste ich nicht. Wie ging es weiter?

Meine Jugend verlief recht hitzig, wie das auch bei euch Menschen oft der Fall ist. Feuriges Gestein brodelte überall. Dann beruhigte sich mein Gemüt – und das Klima. Bis vor etwa dreieinhalb Milliarden Jahren etwas Außerordentliches, nie Dagewesenes geschah. In meinen Ozeanen regte es sich: Es war das Leben. Es war eine ungeahnte Freude, zu sehen, wie es mit seiner bunten Vielfalt Wasser, Land und Luft bevölkerte. Einige Male fürchtete ich allerdings, dass es damit vorbei sein würde.

Oh nein! Wie das?

Mehr als viereinhalb Milliarden lange Lebensjahre – da kommt man nicht ohne Blessuren davon. Mal explodierten riesige Vulkane und verdunkel­ten mit ihrer Asche die Sonne, mal erwischte mich ein Meteorit. Vor etwa 66 Millionen Jahren riss ein etwa 15 Kilometer dicker Brocken eine tiefe Wunde in meine Haut. Das Klima spielte verrückt. Etwa drei Viertel der Tier- und Pflanzenarten verschwanden, darunter die Dinosaurier.

Manche Fachleute befürchten, dass das jetzt wieder passieren wird. Eine Million Tier- und Pflanzenarten könnten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben.

So oft das schon passiert ist: Jedes Mal bin ich wieder tieftraurig. Und natürlich macht es mich auch wütend, wenn ich sehe, wie sich meine Flüsse in stinkende Kloaken verwandeln, in meinen Meeren mehr Plastik schwimmt als Fische. Doch das Leben ist zäh. Ich habe Zeit. Was man von euch nicht sagen kann.

Wie meinen Sie das?

Viele Tausend Jahre lang war es aufregend, die Menschen zu beobachten. Herrliche Städte entstanden, gebaut aus Gestein, das ich vor Jahrmillionen in meinem Inneren gebacken hatte. Kunst, so schön wie Blumen, Musik, klangvoll wie der Gesang der Vögel. Aber dann ging etwas schief. Die Fachleute nennen so etwas eine Sackgasse der Evolution, glaube ich.

Das klingt nicht gut. Ich weiß nicht, ob ich weiter nachfragen möchte.

Das sollten Sie aber. Manch ein Vogel entwickelt immer prächtigere Federn. Doch irgendwann sind sie so lang und groß, dass er nicht mehr fliegen kann – und vorbei ist es mit ihm. Sackgasse. Das Problem des Menschen ist sein kluger Kopf. Mit seiner Hilfe könnt ihr Autos und Atomkraftwerke bauen. Doch ihr bedenkt die Folgen nicht. Wenn ihr nicht lernt, erst zu handeln, wenn ihr die Konsequenzen im Griff habt, wird es euch ergehen wie dem Vogel. Und bei diesem Artensterben werde ich einer Spezies sicher Adieu sagen müssen: dem Menschen.