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Was ist PrEP?

PrEP steht für „Prä-Expositions-Prophylaxe“, das heißt: Vorsorge vor einem möglichen Kontakt mit einem Krankheitserreger, in diesem Fall HIV. Konkret bedeutet das: Menschen, die nicht mit HIV infiziert sind, nehmen ein Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.

Wie funktioniert das?

Man nimmt längerfristig täglich eine Tablette mit den Wirkstoffen Tenofovir und Emtricitabin ein. Über den Magen-Darm-Trakt gelangen diese in die Schleimhäute, die beim Sex mit Körperflüssigkeiten und Schleimhäuten des Partners oder der Partnerin in Kontakt kommen. Sollte das HI-Virus in die Zellen gelangen, kann es sich dort nicht vermehren.

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Wie bekomme ich PrEP?

PrEP ist verschreibungspflichtig. Das Rezept stellen nur Ärztinnen und Ärzte aus, die sich mit der Behandlung auskennen. Sogenannte HIV-Schwerpunktärztinnen und -ärzte finden Sie zum Beispiel auf den Seiten der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin e. V., kurz dagnä: www.dagnae.de

Wer bezahlt das?

Für Menschen mit erhöhtem Risiko für HIV übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen seit dem 1. September 2019 die Kosten für PrEP-Medikamente und Begleituntersuchungen. Private Krankenversicherungen haben eigene Regeln – fragen Sie nach.

Für wen ist es geeignet?

Die Leitlinien empfehlen PrEP für Menschen ab 16 Jahren mit erhöhtem („substanziellem“) HIV-Risiko. Dazu zählen unter anderem:

  • Männer, die Sex mit Männern haben, und Transpersonen, die in den letzten drei bis sechs Monaten Analverkehr ohne Kondom hatten und/oder künftig haben werden.
  • Partnerinnen und Partner von Menschen mit HIV, die keine HIV-Therapie machen, bei denen diese nicht richtig oder noch nicht mindestens sechs Monate lang wirkt.
  • Menschen, die ungeschützten Sex mit Personen haben, bei denen eine undiagnostizierte HIV-Infektion wahrscheinlich ist.
  • Personen, die Drogen injizieren und keine sterilen Spritzbestecke verwenden.

Sind eine oder mehrere dieser Voraussetzungen erfüllt, können Ärztinnen und Ärzte ein Rezept für drei Monate ausstellen, mit dem man sich die Tabletten in der Apotheke abholen kann.

Welche Möglichkeiten gibt es noch, sich vor HIV zu schützen?

Kondome! Anders als eine PrEP schützen sie auch vor anderen sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten (STI) wie Syphilis oder Tripper. Die Methode bedarf aber der Mitwirkung von Partnerin oder Partner. Zudem besteht die Gefahr, im Eifer des Gefechts das Kondom zu vergessen oder falsch anzuwenden. Die PrEP wird nicht als störend oder lustmindernd empfunden. „Für manche Menschen wird eine angstfreie und lustvolle Sexualität so erst wieder möglich“, schreibt die Deutsche Aidshilfe. Einige Studien deuten allerdings an, dass Menschen, die PrEP nutzen, häufiger an anderen STIs erkranken. Zudem kann die medikamentöse Prophylaxe Nebenwirkungen haben.

Spezialisiserte Medizinerinnen und Medizinerklären in einem ausführlichen Gespräch, ob eine Post-Expositions-Prophylaxe notwendig ist.

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Welche Nebenwirkungen hat PrEP?

Im Prinzip dieselben wie „normale“ HIV- Medikamente. Die modernen Präparate sind allerdings deutlich besser verträglich als frühere. Laut der Deutschen Aidshilfe vertragen die meisten Menschen PrEP gut. Manche klagen, vor allem in der ersten Zeit, über Übelkeit, Durchfall, Kopf-, Bauch- und Gelenkschmerzen sowie Mü- digkeit oder Schlafstörungen. Da bekannt ist, dass das Medikament die Leistungs- fähigkeit der Niere verringern kann, sollte man seine Werte regelmäßig überprüfen lassen. Personen mit chronischen Nierenerkrankungen sollten besser keine PrEP einnehmen. Zudem kann die Knochendichte leicht sinken.

Wie sicher ist das?

Laut der Deutschen Aidshilfe schützt eine PrEP so gut wie Kondome – sofern sie richtig angewendet wird. In der Leitlinie der Deutsch-Österreichischen AIDS Gesellschaft heißt es: „Erfolg und Sicherheit sind an eine Begleitung geknüpft.“ Man sollte die Einnahme auf jeden Fall mit Ärztin oder Arzt absprechen und sich sicherheitshalber alle drei Monate auf HIV testen lassen.

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Quellen:

  • Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG), Österreichische AIDS-Gesellschaft (ÖAG), weitere Fachgesellschaften und Personen: Deutsch-Österreichische Leitlinien zur HIV-Präexpositionsprophylaxe, Klassifikation: S2k. Leitlinie: 2018. AWMF Online: https://www.awmf.org/... (Abgerufen am 19.09.2022)

  • Dr. Miriam Sonnet : HIV-Prävention im Fokus, PrEPPing für 2030. In: Springer Medizin 02.08.2022, 1: 1
  • Ong J J, Baggaley R C, Wi T E, et al: Global Epidemiologic Characteristics of Sexually Transmitted Infections Among Individuals Using Preexposure Prophylaxis for the Prevention of HIV Infection, A Systematic Review and Meta-analysis. In: JAMA Network Open 15.10.2019, 12: 1917134-1917134