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Gehäuft auftretende Leberentzündungen (Hepatitis) ohne klare Ursache bei Kindern sorgten zuletzt für Aufmerksamkeit – Auch in Deutschland ist mindestens ein Fall bekannt. Er habe der Falldefinition entsprochen, die Person sei bereits im Januar erkrankt, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) in einer Publikation Ende April mit. Das RKI schreibt, von Fachgesellschaften und Kinderkliniken lägen keine weiteren Hinweise auf Fälle oder Häufungen in Deutschland vor. Ärzte wurden um erhöhte Aufmerksamkeit und das Melden von Verdachtsfällen gebeten.

Leber: Menschlicher Torso mit Organen

Was ist eine Hepatitis?

Der Begriff „Hepatitis“ bezeichnet Leberentzündungen unabhängig von ihrer Ursache zum Artikel

Paar im Bett

Hepatitis-B-Antikörper: Die Antwort des Immunsystems

Hepatitis-B-Viren können eine Leberentzündung auslösen. Anti-HBc-Antikörper im Blutserum sind ein Hinweis, ob der Körper mit dem Virus Kontakt hatte. Der Nachweis von Anti-HBs-Antikörpern ist ein Marker für Immunität gegen eine Infektion mit Hepatitis-B-Viren. Anti-HBs-Antikörper treten entweder nach durchgemachter Infektion zusammen mit Anti-HBc-Antikörpern auf oder als alleiniger Antikörper-Typ nach einer Hepatitis-B-Impfung zum Artikel

Infektion mit Adenoviren?

Eine ungewöhnliche Häufung schwerer Hepatitis-Fälle – bis hin zu Lebertransplantationen – bei Kindern war zunächst aus dem Vereinigten Königreich bekannt geworden. Die typischen Auslöser, die Hepatisisviren A, B, C, D oder E, wurden aber nicht gefunden. Laut RKI-Bericht sind aus Großbritannien nun über 110 Fälle bekannt. Aus Ländern der EU und aus den USA seien vereinzelt Erkrankungen gemeldet worden.

Bei den meisten Kindern mit neuauftretender akuter Leberentzündung in Großbritannien wurden Adenoviren nachgewiesen, was sie als Ursache in die Diskussion brachte. Eine Umfrage des Europäischen Referenznetzwerks für seltene Lebererkrankungen (ERN RARE-LIVER) und der Arbeitsgruppe für akutes Leberversagen in 33 Leberzentren in 21 Ländern kam nun allerdings zu dem Ergebnis, dass sich die alarmierenden Beobachtungen in anderen Ländern bisher nicht bestätigen lassen. Adenoviren kämen nur in sehr wenigen Fällen innerhalb der Gesamtgruppe der Kinder mit aktuter Hepatitis vor. Dr. Dominic Lenz vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg und Leiter der ERN RARE-LIVER Arbeitsgruppe Akutes Leberversagen bewertet die neuen Zahlen zwar durchaus positiv, betont aber gleichzeitig die Wichtigkeit weiterer Untersuchungen: „Diese ersten Zahlen sind beruhigend, aber es ist wichtig, die weitere Entwicklung gut im Auge zu haben“.

Corona-Pandemie könnte eine Rolle spielen

Durch Corona-Lockdowns und andere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie könnten, so Professor Dr. Ansgar W. Lohse, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Leiter des ERN RARE-LIVER, die Immunität von Kindern gegen Alltagsviren verändert worden sein. Dies könne im Einzelfall zur Folge haben, dass normale Virusinfektionen, wie zum Beispiel mit Adenoviren, zu „überschießenden Immunreaktionen führen“. Es sei allerdings nicht davon auszugehen, dass die aus England bekannten Fälle Anzeichen für eine neue, gefährliche Variante des Hepatitisvirus sind.

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