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Wer sich eine Katze anschafft, stellt sich zwar innerlich darauf ein, dass es passieren kann. Doch sind die Kratzspuren an der Couch oder auf dem Teppich da, ist es trotzdem ärgerlich. „Kann man dagegen nicht irgendetwas tun?“, haben sich schon viele Katzenhalterinnen und -halter gefragt.

Nun hat sich auch die Wissenschaft dem Kratzbedürfnis der Katzen angenommen und untersucht, welche Faktoren einen Einfluss darauf haben, ob die Tiere ihre Spuren auf Polstern und Möbeln hinterlassen. Ein internationales Forschungsteam hat für seine Untersuchung mittels Online-Fragebogen die Daten von 1211 Katzen gesammelt. (Ausgefüllt haben die Bögen natürlich die Besitzerinnen und Besitzer.) Die Studie wurde von einem französischen Unternehmen für Tiergesundheit finanziell gefördert. Ein Teil des Teams war während der Studie zudem dort beschäftigt.

Hauptgrund für unerwünschtes Kratzen: Stress

Eine Erkenntnis der Forschenden: Stress ist ein Hauptgrund für unerwünschtes Kratzen. Und er kann durch verschiedene Faktoren entstehen. In der Studie wird etwa die Anwesenheit kleiner Kinder im Haushalt als ein wesentlicher Stressfaktor angeführt. Die Konstellation Katze und Kleinkind führte nach Angaben der Befragten deutlich häufiger zu Kratzspuren an den Möbeln.

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Ein weiterer Faktor, der Stress hervorrufen und dadurch unerwünschtes Kratzen fördern kann, ist überraschenderweise das Spielen. Hier ist vor allem die Dauer entscheidend: Spielen Katzen über längere Zeiträume ohne Pause, kann das ihr Stresslevel erhöhen, weil sie ununterbrochen angeregt werden. Auch Katzen, die von ihren Halterinnen und Haltern als aggressiv beschrieben wurden, ließen ihr Kratzbedürfnis eher am Mobiliar aus.

Was das Kratzbedürfnis mindert

Manche dieser Dinge, etwa die Persönlichkeit einer Katze oder die Anwesenheit von Kindern im Haushalt, lassen sich nicht ändern. Doch es gibt laut der Studie durchaus Punkte, die Katzenhalterinnen und -halter berücksichtigen können, um weniger unerwünschte Kratzer auf ihren Möbeln zu finden. So könne es hilfreich sein, den Katzen sichere Rückzugsorte anzubieten und erhöhte Aussichtspunkte, von denen aus sie die Wohnung gut überblicken können.

Anders als lange und ausgedehnte Spielzeiten sei es außerdem sinnvoll, immer wieder für kurze Zeit mit den Tieren zu spielen. Das entspreche mehr dem natürlichen Jagdverhalten von Katzen, reduziere Stress – und damit auch das Kratzen an Möbeln.

Und die Kratzbäume? Auch die scheinen von Nutzen zu sein und können helfen, das Kratzbedürfnis von den Möbeln wegzulenken. Dafür müssen sie allerdings an Orten stehen, an denen eine Katze oft vorbeikommt, oder in der Nähe ihres bevorzugten Ruheplatzes. Auch der Einsatz von Duftstoffen (sogenannten Pheromonen) kann laut den Forschenden helfen, das Kratzen zu verringern.

Insgesamt scheint also zu gelten: Haben Katzen weniger Stress, zerkratzen sie auch weniger Möbel. Und das bedeutet im Umkehrschluss auch weniger Stress für ihre Besitzerinnen und Besitzer. Eine wichtige Schwäche hat die Studie allerdings: Da die Daten mittels Fragebogen erhoben wurden, beruhen die Ergebnisse auf subjektiven Angaben. Das kann die Allgemeingültigkeit der Ergebnisse und der daraus abgeleiteten Empfehlungen einschränken.


Quellen:

  • Demirbas YS, Pereira JS, De Jaeger X et al.: Evaluating Undesired Scratching in Domestic Cats: A Multifactorial Approach to Understand Risk Factors. In: Frontiers in Veterinary Science: 03.07.2024, https://doi.org/...