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Seit 2018 haben deutschlandweit mehr als 2000 Apotheken geschlossen, doch manche wurden auch neu gegründet oder übernommen. Zum Tag der Apotheke am 7. Juni 2024 berichten Gründerinnen und Gründer, warum sie eine Apotheke übernommen haben, was sie bei der täglichen Arbeit antreibt und welche Herausforderungen sie erleben.

„Wir kümmern uns um die Menschen, die hier in der Nähe wohnen“

Suzana Stojanovic, 53, Titania-Apotheke in Berlin-Steglitz: „Ich habe eine Apotheke übernommenen, weil das schon sehr lange mein Plan war. Der Zeitpunkt schien nur nie der richtige zu sein.

Als am 13. März 2020 dann der Corona-Shutdown kam, dachte ich: Es verändert sich gerade eh alles, ich will mich auch verändern. Bis zu meinem 50. Geburtstag wollte ich eine passende Apotheke gefunden haben. Und hier in Steglitz habe ich sie entdeckt und im Januar 2021 übernommen.

Suzana Stojanovic leitet die Titania-Apotheke in Berlin-Steglitz.

Suzana Stojanovic leitet die Titania-Apotheke in Berlin-Steglitz.

Wir sind eine kleine Kiez-Apotheke. Wir kümmern uns um Laufkundschaft und vor allem um die Menschen, die hier in der Nähe wohnen. Viele kenne ich beim Namen, ich weiß, welche Probleme sie haben. Ich glaube, das ist auch der Grund warum sie zu uns kommen und sich aufgehoben fühlen. Dafür sind Leute auch bereit sich anzustellen und zu warten.

Ich spüre, wie wichtig es für Menschen ist, dass eine Apotheke vor Ort gibt. Ich empfehle jedem Apotheker und jeder Apothekerin, die nicht mehr in einer Offizin arbeiten, immer mal wieder in einer zu hospitieren, um zu spüren, was dieser direkte Kontakt bewirken kann.“

„Meine Apotheke ist wie ein Kind, das sich entwickelt“

Ihab Alnwakeel, 39, Ruhrland-Apotheke in Oberhausen: „Ich habe eine Apotheke übernommen, weil ich die Herausforderung liebe. Ohne kann man sich nicht weiterentwickeln.

Ich komme aus Syrien. In Damaskus habe ich eine kleine Apotheke mit meiner Frau geführt. Wir haben sie wegen des Krieges verkauft und sind 2016 nach Deutschland gekommen. Nicht als Flüchtlinge, sondern mit einem studentischen Visum. Ich musste erst mal Deutsch lernen und eine Fachsprachprüfung machen. Das war alles nicht so einfach. Hier ist nicht nur die Menatlität eine andere – wir Araber denken und schreiben ja auch von rechts nach links. Anschließend musste meine Approbation anerkannt werden.

Ihab Alnwakeel übernahm die Ruhrland-Apotheke in Oberhausen.

Ihab Alnwakeel übernahm die Ruhrland-Apotheke in Oberhausen.

Nach vier Jahren als angestellter Apotheker wollte ich gern wieder mein eigener Chef sein. Im Februar 2023 habe ich die Ruhrland Apotheke übernommen. Mein Team ist international. Das zeichnet uns auch aus. Wir können unsere Kunden und Kundinnen in sieben Sprachen beraten.

Gegenüber meinen Angestellten habe ich Verantwortung. Meine Apotheke ist wie ein Kind, das sich entwickelt. Anfangs braucht es viel Zeit und Mühe. Ich habe noch nie nachgezählt, wie viele Stunden pro Woche ich in meiner Apotheke verbringe. Aber das ist es mir wert. Ich weiß: Das was ich mache, hilft den Menschen. Die Apotheken vor Ort sind enorm wichtig. Klamotten kann man online bestellen, aber doch keine Medikamente.“

„Am meisten schätze ich den direkten Draht zu den Menschen“

Andrea Heitzer, 38, Schloss-Apotheke in Falkenstein: „Ich habe eine Apotheke übernommen, weil es mir als Falkensteinerin wichtig ist, dass es für die Menschen hier eine medizinische Grundversorgung gibt.

Seit 2023 bin ich Inhaberin, davor habe ich als angestellte Apothekerin hier in der Apotheke gearbeitet. Ich will sie so weiterführen, dass die Leute gerne zu uns kommen. Klar, es war in den letzten Jahren nicht immer einfach, und die finanziellen Herausforderungen betreffen auch uns. Trotzdem bereue ich keinen Tag, dass ich die Apotheke übernommen habe.

Andrea Heitzer führt die Schloss-Apotheke in Falkenstein.

Andrea Heitzer führt die Schloss-Apotheke in Falkenstein.

Ich bin einfach gerne Apothekerin! Es macht mir Spaß, Menschen zu helfen, wenn sie Fragen zu ihren Medikamenten haben. Ich mag vor allem die Vielseitigkeit meines Berufs: Wir sind nah dran an den Leuten, stellen selbst Arzneimittel her, müssen aber auch kaufmännische Entscheidungen treffen. Das ist eine schöne Abwechslung.

Am meisten schätze ich den direkten Draht zu den Menschen, die jeden Tag zu uns kommen. Wir haben so viele tolle Stammkunden! Ich weiß, wie wichtig die pharmazeutische Versorgung auf dem Land ist. Und jeden Tag spüren wir, wie sehr die Menschen das wertschätzen.

Gerade für Ältere und Familien mit kleinen Kindern ist die Apotheke vor Ort unerlässlich. Zum Glück habe ich ein großartiges Team, sodass wir unsere Arbeit gut managen können. Ich habe meinen Beruf schon immer gemocht und daran hat sich für mich auch als Inhaberin nichts geändert.“

„Ich habe mir einen lang gehegten Traum erfüllt“

Ozan Hirlak, 34, Roland Apotheke in Krefeld: „Ich habe eine Apotheke übernommen und mir damit einen lang gehegten Traum erfüllt. Der Wunsch Apotheker zu werden, entstand bei mir während eines Schulpraktikums. Dort habe ich tiefe Einblicke in viele Bereiche erhalten.

Zu sehen, wie Apotheker und Apothekerinnen eine direkte Wirkung auf das Leben anderer haben, hat mich sehr beeindruckt. Das wollte ich unbedingt auch! Der Weg in die Selbstständigkeit hat insgesamt zwei Jahre gedauert. Mir war es wichtig, dass ich mich mit der Apotheke, die ich übernehme, identifiziere. Die Roland Apotheke erfüllt genau dieses Kriterium.

Ozan Hirlak übernahm die Roland Apotheke in Krefeld.

Ozan Hirlak übernahm die Roland Apotheke in Krefeld.

Wir sind eine ganz klassische Vor-Ort-Apotheke. Der Mittelpunkt meiner Arbeit und der meines zwölfköpfigen Teams ist es, alle persönlich zu betreuen. Zudem sind wir spezialisiert, etwa in den Bereichen Infektiologie, Reiseimpfungen, Heimversorgung. Ich denke, diese Kombi macht uns zukunftsfähig.

Ich liebe meinen Beruf und gehe jeden Tag aufs neue mit viel Herzblut an die Sache. Besonders wenn es darum geht, dass sämtliche Arzneimittel verfügbar sind. Gerade in diesen Zeiten, wo es auch immer wieder zu Lieferengpässen kommt. Ich habe stets alle Bestände im Blick und plane so, dass wir eine unterbrechungsfreie Therapie gewährleisten können.“


Quellen: