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Kurz zusammengefasst

Clusterkopfschmerzen sind stärkste Kopfschmerzen, die einseitig meist im Bereich der Stirn und des Auges auftreten. Begleitet sind sie oft von weiteren Symptomen auf der betroffenen Seite wie einem tränenden Auge, einer laufenden Nase oder einem hängenden Oberlid. Die Schmerzen sind so stark, dass sich betroffene Personen häufig bewegen, etwa umherlaufen, um sie aushalten zu können.

Wer unter solchen Symptomen leidet, sollte einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen und die Ursache klären lassen.

Behandeln lassen sich Clusterkopfschmerzen etwa mit reinem Sauerstoff oder aber mit bestimmten Migränemitteln. Es gibt auch Möglichkeiten, den Attacken vorzubeugen. Dazu ist es sinnvoll, Auslöser zu ermitteln und zu meiden.

Bei Migräne sind mehr Frauen betroffen, beim Clusterkopfschmerz ist es genau andersherum: Männer leiden etwa dreimal häufiger darunter als Frauen[1]. Man schätzt, dass eine von 1000 Personen von dieser Kopfschmerzart betroffen ist. Clusterkopfschmerzen treten typischerweise gehäuft über Wochen bis zu achtmal täglich auf, charakteristischerweise betont in der Nacht. Danach treten zum Beispiel für den Rest des Jahres keine Attacken mehr auf. Daher die Bezeichnung nach dem englischen "cluster", was „Haufen“ bedeutet. Die einzelnen Kopfschmerzattacken dauern zwischen 15 und 180 Minuten und treten oft zu ähnlichen Zeiten im Tagesverlauf auf. Häufig ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen oder in den frühen Morgenstunden.[2]

Symptome: Wie fühlt sich Clusterkopfschmerz an?

Die betroffenen Personen empfinden extreme, einseitige Kopfschmerzen, meist im Bereich der Stirn oder des Auges. Sie müssen sich bewegen und zum Beispiel umhergehen oder mit dem Oberkörper wippen. Diese "Bewegungsunruhe" ist typisch für den Clusterkopfschmerz und grenzt ihn zuverlässig von der Migräne, bei der die Patientinnen und Patienten Ruhe wollen und Bewegung vermeiden, ab.

Ebenfalls typisch sind begleitende Symptome, die immer auf derselben Seite wie der Schmerz auftreten: Zum Beispiel ein tränendes oder gerötetes Auge, eine laufende und/oder verstopfte Nase oder das sogenannte Horner-Syndrom: Eine Kombination aus einem herabhängenden Oberlid, einer verengten Pupille und einem eingesunkenen Auge.

Frau mit Kopfschmerzen

Der Kopfschmerz-Test

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Episodischer und chronischer Clusterkopfschmerz

Es gibt zwei verschiedene Formen von Clusterkopfschmerz:

  • episodischen Clusterkopfschmerz und
  • chronischen Clusterkopfschmerz.

In der überwiegenden Zahl der Fälle findet sich die episodische Form, bei der über wenige Wochen bis Monate Phasen mit täglichen Attacken auftreten. Dazwischen liegen beschwerdefreie Zeitspannen von mehr als drei Monaten bis Jahren. Dauert die Clusterperiode ein Jahr oder mehr ohne zwischenzeitliche schmerzfreie Phasen an, oder dauern die beschwerdefreien Phasen weniger als drei Monate, so spricht man vom chronischen Clusterkopfschmerz.[3]

Wichtig: Andere Ursachen ausschließen!

Bei Clusterkopfschmerzen gilt es immer andere Ursachen für die Kopfschmerzen auszuschließen, zum Beispiel Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder Einrisse der inneren Schichten der Halsgefäße. Daher sollte vor allem beim erstmaligen Auftreten eine bildgebende Untersuchung des Kopfes, idealerweise in Form einer Magnetresonanzuntersuchung vom Kopf- und Halsbereich, gemacht werden. Eventuell sind darüber hinaus auch noch weitere Untersuchungen, zum Beispiel eine Untersuchung von Nervenwasser, notwendig.

Wer also das erste Mal solche extremen, einseitigen Kopfschmerzen hat, sollte unverzüglich eine geeignete Arztpraxis (etwa für Allgemeinmedizin oder Neurologie) oder die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen.

Therapie: Was kann man gegen Clusterkopfschmerz tun?

Verschiedene Therapieansätze können bei Clusterkopfschmerz-Attacken helfen. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen zeigt die Inhalation von reinem Sauerstoff über eine Gesichtsmaske Wirkung[4]. Auch manche der als Migränemittel zugelassenen Triptane, können bei Clusterkopfschmerzen helfen, aber nur als Spritze in das Unterhautfettgewebe oder als Nasenspray. Eine weitere Möglichkeit ist die Verabreichung eines örtlichen Betäubungsmittels (Lidocain) in das Nasenloch der von der Attacke betroffenen Seite. Da nicht jede Methode bei jedem Patienten und jeder Patientin anschlägt, sollten sich Betroffene von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin ausführlich beraten lassen und nach Absprache vielleicht auch verschiedene Therapieansätze ausprobieren.

Clusterkopfschmerzen vorbeugen

Zur Vorbeugung von Clusterkopfschmerz-Attacken sind unterschiedliche Arzneimittel geeignet. Vorzugsweise kommt der Kalziumantagonist Verapamil zum Einsatz, obwohl er dafür eigentlich gar nicht offiziell zugelassen ist. Es gibt aber auch verschiedene andere Medikamente, wie zum Beispiel Kortisonpräparate, Lithium oder bestimmte Antiepileptika wie zum Beispiel Topiramat, die ebenfalls zur Prophylaxe von Clusterkopfschmerzen Verwendung finden.

Ihr Arzt oder ihre Ärztin kennt Vorteile und Risiken der einzelnen Medikamente und wägt diese ab, bevor er oder sie ein entsprechendes Präparat vorschlägt oder verordnet. Wegen der Nebenwirkungen der einzelnen Wirkstoffe sind vor allem zu Beginn der prophylaktischen Therapie regelmäßige ärztliche Kontrollen und je nach Arzneimittel auch weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel die Bestimmung bestimmter Blutwerte oder regelmäßige Messungen der Herzströme (EKG), nötig.

Lebensstilmaßnahmen können Attacken manchmal ebenfalls verringern. Nicht zu rauchen und keinen Alkohol zu trinken ist nicht nur gesund – bei vielen Cluster-Kopfschmerz-Patientinnen und Patienten lösen schon kleine Mengen Alkohol die Kopfschmerzattacken aus. Dann lohnt es, darauf zu verzichten. Sinnvoll ist auch ein Verzicht auf Nikotin, denn Raucherinnen und Rauchern droht im Verlauf eine Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose), bei der die meist bei Cluster-Kopfschmerzen gut wirksamen Triptane nicht mehr ohne Weiteres angewendet werden dürfen.

In einzelnen Fällen können auch operative Eingriffe in Betracht kommen. Da diese sich nur für bestimmte Patientinnen und Patienten eignen und die Auswahl des richtigen Verfahrens wichtig ist, sollten sich Patientinnen und Patienten zuvor ausführlich über Nutzen und Risiken beraten lassen. Diese Eingriffe sollten daher nur in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Kopfschmerzzentrum umgesetzt werden.

Wer sich stark durch die Erkrankung belastet fühlt, sollte ebenfalls Hilfe suchen. Selbsthilfegruppen, aber auch ein Psychotherapeut oder eine -therapeutin können hier unterstützen. Cluster-Kopfschmerz-Patientinnen und -Patienten können Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis haben.[5] Informieren Sie sich über Vor- und Nachteile bei Patienteninformationen oder dem zuständigen Versorgungs- oder Landratsamt.

Beratender Experte:

PD Dr. Tim Patrick Jürgens

Tim Patrick Jürgens ist Chefarzt der Klinik für Neurologie im Neurologischen Zentrum des KMG Klinikums Güstrow. PD Tim Jürgens ist Vizepräsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Bei dem Fachmagazin Frontiers of Neurology ist er als Associate Editor in der Sektion Headache Medicine and Facial Pain tätig und beim Journal of Headache and Pain Mitglied des Editorial Boards.

zum Experten-Profil

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.


Quellen:

  • [1] Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V.: Cluster-Kopfschmerz. https://www.dmkg.de/... (Abgerufen am 15.11.2023)
  • [2] Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. : Wie werden Clusterkopfschmerz und Trigeminoautonome-Kopfschmerzen behandelt?. https://www.dmkg.de/... (Abgerufen am 15.11.2023)
  • [3] International Headache Society : The International Classification of Headache Disorders 3rd edition. https://ichd-3.org/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • [4] Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN): Clusterkopfschmerz und trigeminoautonome Kopfschmerzen. Leitlinie: 2015. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 15.11.2023)

  • [5] Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ): Cluster-Schmerz – ein seltener Grund für starken Kopfschmerzen. https://www.patienten-information.de/... (Abgerufen am 15.11.2023)
  • Neurologen und Psychiater im Netz: Therapie bzw. Behandlungsmöglichkeiten bei Cluster-Kopfschmerzen. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/... (Abgerufen am 15.11.2023)