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Behauptung: Mit hohem Lichtschutzfaktor kann man den ganzen Tag in der Sonne bleiben

Bewertung: Zur Hälfte wahr

Erklärung:

Das stimmt leider nur theoretisch. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt generell im Alltag einen hohen Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30. Am Wasser, in großen Höhen oder im Schnee sogar mindestens einen LSF 50. Also: im Alltag. Nicht nur im Urlaub oder beim Sport. Immer, wenn die Sonne scheint und man sich draußen aufhalten will.

Ein wichtiger Faktor neben dem LSF ist auch der Hauttyp. Ein Beispiel: „Als heller Hauttyp 1 darf ich zehn Minuten in der Sonne bleiben – und mit einem Lichtschutzfaktor 50 dann theoretisch 50-mal so lange“, erklärt Prof. Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie an der Helios Klinik Wiesbaden. Also 500 Minuten. Oder gute acht Stunden. Das klingt gar nicht mal so wenig.

Es gibt da jedoch ein Problem: „Untersuchungen zeigen, dass wir Sonnenschutzmittel im realen Leben sehr viel schlampiger und dünner auftragen, als man es für Studien macht.“ Um nämlich den Lichtschutzfaktor zu erreichen, der auf der Sonnencremepackung steht, müssten pro Quadratzentimeter Haut mindestens 2 Milligramm Sonnenschutzmittel aufgetragen werden. Das sind gute vier gehäufte Esslöffel Creme für den gesamten Körper! Die meisten Menschen jedoch tragen oft nur 0,39 bis 1,0 Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut auf.

Okay – kann man damit dann wenigstens halb so lange in der Sonne sein? Leider rechnet sich das weit komplizierter: „Als Faustformel gilt die Wurzel aus der Höhe des Lichtschutzfaktors. Bei LSF 50 kämen wir also auf etwa sieben“, sagt Beyerl. „Bedeutet: Mit hellem Hauttyp und dünnem Auftragen kann ich nur sieben mal zehn Minuten geschützt in der Sonne verbringen.“

Behauptung: Auch bei hohem Lichtschutzfaktor muss man nachcremen.

Bewertung: Wahr

Erklärung:

Durch Schwimmen, Reiben an Kleidung oder anderen Gegenständen sowie durch Schwitzen verlieren Sonnenschutzmittel ihre Wirkung. In einer kleinen Studie der Mahidol University Bangkok war die Menge an Sonnencreme nach zwei Stunden normaler Tätigkeit bereits um mehr als 16 Prozent reduziert. Es ist also nicht nur wichtig, ausreichend viel Sonnenschutzmittel zu verwenden – man sollte auch spätestens nach zwei Stunden nachcremen. Achtung: Das Nachcremen verlängert nicht die Verweildauer, sondern „hält lediglich den Schutz aufrecht“, sagt Christiane Beyerl.

Behauptung: Es gibt gute, natürliche Alternativen zu Sonnencreme.

Bewertung: Überwiegend falsch

Erklärung:

Der Wunsch nach natürlichen Sonnenschutzmitteln ist groß, und in sozialen Netzwerken trendet besonders: Kokosöl. Tatsächlich wird beispielsweise Kokosöl oder grünem Tee-Extrakten immer wieder nachgesagt, einen gewissen Lichtschutzfaktor zu haben. Doch der ist viel zu gering, um vor der Sonne schützen zu können. „Kokos- oder andere Öle können auf keinen Fall ein Sonnenschutzmittel ersetzen“, warnt Prof. Bayerl. „Ganz im Gegenteil: Öle auf der Haut könnten sogar einen Hitzestau und Pickel verursachen.“

Manche Menschen fühlen sich wohler, wenn sie statt der gängigen chemischen UV-Filter sogenannte physikalische Sonnenschutzmittel nutzen, die nicht in die Haut einziehen, sondern mit Inhaltsstoffen wie Zinkoxid und Titandioxid auf der Hautoberfläche eine Barriere bilden, die schädliche UV-Strahlen reflektiert.

Behauptung: Sonnenschutzmittel aus dem Vorjahr sollte man besser nicht mehr verwenden.

Bewertung: Wahr

Erklärung:

Viele Sonnenschutzmittel enthalten den chemischen UV-Filter Octocrylen. In einer französischen Studie von 2021 konnte ein Forscherteam nachweisen, dass sich das Octocrylen im Laufe der Zeit zu Benzophenon zersetzen kann. Diese Verbindung steht unter dem Verdacht, eine krebserregende Wirkung zu haben. „Zudem kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass ein Mittel aus dem Vorjahr noch zuverlässig vor Sonnenbrand schützt“, sagt Prof. Steffen Emmert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Rostock. „Wenn ein Sonnenschutzmittel einmal geöffnet wurde, reagieren die enthaltenen chemischen Substanzen häufig mit dem Wasser und dem Sauerstoff aus der Luft – und es kommt zu Abbauprozessen. Auch deshalb sollte man die Creme aus dem letzten Sommer nicht mehr verwenden.“

Behauptung: Sonnencremes sind krebserregend.

Bewertung: Überwiegend falsch

Erklärung:

Viele Beiträge in sozialen Medien, die das so verkürzt behaupten, beziehen sich auf die französischen Untersuchungen zu Octocrylen (siehe oben). Bislang gibt es keine Belege, dass neu gekaufte Sonnenschutzmittel Krebs verursachen können. Die Inhaltsstoffe werden ständig überprüft und potenziell gefährliche Substanzen verboten. Im Februar erst standen UV-Filter im Verdacht, fortpflanzungsschädigende Weichmacher zu enthalten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam jedoch zu dem Schluss, es sei sehr unwahrscheinlich, dass Sonnenschutzmittel, die möglicherweise mit Weichmachern verunreinigte UV-Filter enthalten, die Gesundheit beeinträchtigen – ungeschützt in die Sonne zu gehen, dagegen sehr wohl.

Behauptung: Sonnencremes stören die Vitamin D-Produktion.

Bewertung: Überwiegend falsch

Erklärung:

Das wird immer wieder diskutiert. Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, dass Sonnenschutz die Vitamin-D-Synthese nicht maßgeblich behindert. Ein britisches Forscherteam hat eine Touristengruppe während ihres einwöchigen Sonnenurlaubs auf Teneriffa untersucht und festgestellt: Trotz der Verwendung eines Sonnenschutzmittels hat sich bei den Testpersonen der Vitamin D-Spiegel erhöht. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz reiche es für die Vitamin D-Produktion ohnehin aus, Gesicht, Hände und Arme zwei bis drei Mal pro Woche kurz unbedeckt und ohne Creme der Sonne auszusetzen – und zwar nur für die Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde.

Behauptung: Es gibt auch einen Sonnenschutz durch Ernährung.

Bewertung: Überwiegend falsch

Erklärung:

Der Schutz vor Hautschäden durch Sonnenlicht mithilfe der Ernährung wird immer wieder untersucht. Kürzlich behauptete eine Untersuchung, dass der Verzehr von Mandeln dazu beitragen könne, die Haut von innen vor den Auswirkungen von UVB-Strahlung zu schützen. Auch Tomatenmark wurde schon einmal eine schützende Wirkung von innen zugesprochen. „In vielen Schalen – wie bei den Mandeln – stecken Radikalfänger. Auch das Lycopin aus den Tomaten ist ein guter Radikalfänger. Dasselbe gilt auch für Beta-Carotin oder für die Polyphenole aus dem Grünen Tee oder Schokolade“, erklärt Prof. Christiane Bayerl. „Die Effekte sind so gering, dass man nicht wirklich von einem Sonnenschutz sprechen kann.“

Behauptung: Sonnenbaden ist unbedenklich, solange man keinen Sonnenbrand bekommt.

Bewertung: Falsch

Erklärung:

Dringen UV-Strahlen in die Hautzellen ein, können sie dort das Erbgut schädigen – und das machen sie schon, bevor der Schaden durch einen Sonnenbrand offensichtlich ist. „Je weniger ungeschützter Sonnenkontakt besteht, desto besser“, erklärt Prof. Steffen Emmert. Der Dermatologe räumt aber auch ein, dass Sonnenlicht den Menschen guttut. „Man sollte immer daran denken, dass Sonnencreme ohnehin erst die dritte Maßnahme des Sonnenschutzes ist“, so der Experte. „Die erste: die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr zu meiden. Die zweite ist der textile Lichtschutz, also: Hut aufsetzen, Ohren bedenken, den Nacken schützen, T-Shirt tragen. Drittens: eincremen. Ein guter Sonnenschutz besteht immer aus mehreren Bausteinen.“

Behauptung: Im Schatten braucht man keinen Sonnenschutz.

Bewertung: Falsch

Erklärung:

In einer aktuellen Umfrage des Bundesamtes für Strahlenschutz gab etwa die Hälfte der Befragten (57 Prozent) an, lange Aufenthalte in der Sonne zu vermeiden oder sich überwiegend im Schatten aufzuhalten (50 Prozent). Was viele immer noch nicht wissen: Auch im Schatten kommt UV-Strahlung an. In einer kalifornischen Studie wurde zum Beispiel verglichen, ob in der Mittagszeit im Schatten eines Baumes mehr UV-Strahlung nachweisbar ist – oder im Schatten eines Sonnenschirms. Das Ergebnis: Die im Schatten von Bäumen platzierten Sensoren zeigten an, dass noch immer über 5 Prozent der UV-Strahlung erfasst wurden. Die im Schatten von Sonnenschirmen platzierten Sensoren zeigten sogar mehr als 17 Prozent der UV-Strahlung an. „Das liegt daran, dass die Strahlung zum Teil auch von der Seite kommt“, erklärt Prof. Emmert. „Am Wasser, Strand oder im Schnee kann die UV-Strahlung durch Reflektionen sogar bis zu 75 Prozent ihrer Stärke erreichen.“ Daher sollte man auch im Schatten immer auf einen ausreichenden Sonnenschutz achten.