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Während Dublin zu den meistbesuchten Städten Europas gehört, kennen nur wenige Reisende die Region südlich davon. Was es hier zu sehen gibt? Die Klostersiedlung Glendalough aus dem 6. Jahrhundert, hübsche Hafenorte wie Howth, die Wicklow Mountains und eine der schönsten Park­anlagen Europas – die im 18. und 19. Jahrhundert angelegten Powerscourt Gardens. Ab Dublin fährt der Nahverkehrszug DART immer am Meer entlang und hält auch in Dalkey.

Einmal im Jahr verwandelt sich der verschlafene Vorort, knapp 15 Kilometer von der irischen Hauptstadt entfernt, in DAS Ziel für Bücherfans. „Das beste kleine Festival der Welt“ nannte Schriftsteller Salman Rushdie das „Dalkey Book Festival“. Junge Autorinnen und international renommierte Schriftsteller lesen hier. Die Idee dazu entstand aus der Not heraus, zu Hause am Küchentisch, erzählt Sian Smyth. Immer mehr Geschäfte schlossen im idyllischen Badeort. Es musste etwas geschehen.

Dalkey sieht aus wie eine Disney-Version Irlands: pastellfarbene Fassaden, Herrenhäuser, Palmengärten. „James Joyce unterrichtete hier an einer Schule“, erzählt Sian Smyth. Literaturnobelpreisträger Samuel Beckett, William Butler Yeats, Seamus Heaney und George Bernard Shaw lebten in Dalkey. Ein Ort also wie gemacht für ein Literaturfest. „Wir halten die Eintrittspreise niedrig“, sagt die Festival-Leiterin. Damit sich alle willkommen fühlen. „Auch die, die sich nicht als typische Besucherinnen und Besucher eines Literaturfests sehen.“ Ab dem 13. Juni ist es wieder so weit. Straßen werden gesperrt, alle laufen aufgeregt umher, man kommt ins Gespräch. Beim Schlangestehen, um Bücher signieren zu lassen. Oder in den Pubs und Cafés. Am liebsten lädt Smyth Akteurinnen und Akteure auf das Festival ein, die auf den ersten Blick nicht unbedingt harmonieren. Das sorge für gute Gespräche: „Die Stadt mag klein sein, aber ihre Ideen umfassen die Welt.

Irlands Schriftsteller zog es immer an die Küste, vor allem nach Dalkey, das durch die Eisenbahn vom Fischerort zum Seebad wurde. Heute gelten Dalkey und sein Nachbarort Killiney als teuerste Wohngegenden, als „Amalfiküste“ Irlands. Rockstar Bono („U2“) lebt hier, Sängerin Enya besitzt ein Schloss. Auch Badeplätze gibt es an der Küste, etwa die Vico Baths, wo eine Felsentreppe im Meer endet. Das Wasser ist hier aber auch im Sommer kühl. Sian Smyth schwimmt am Killiney Beach, liebt Killiney Hill und den Sorrento Park. Dort sei die Aussicht spektakulär. Und „bei gutem Wetter ist eine Bootsfahrt nach Dalkey Island, einen Steinwurf entfernt, einfach magisch“. Abenteuerlustigen empfiehlt sie eine Kajaktour. Auf der Insel mit dem Martello-Turm leben nur wilde Ziegen, im Meer Robben, Delfine. Auch Dalkey Castle sei ein Muss, erklärt sie. Mittelalterliche Geschichte wird hier von Schauspielerinnen und Schauspielern nachgespielt. Man kann Bogenschießen ausprobieren – und erfährt, wie viele Autorinnen und Autoren über den Ort schrieben.

Dalkeys beliebte Autorin Maeve Binchy war eine der Ersten, die auf dem Buchfestival las. Sie saß am liebsten am Kamin im „Finnegan’s“. „Dalkey ist voller fabelhafter Restaurants und Bars“, schwärmt Sian Smyth. Sie mag das „De Ville’s“, trinkt gern ein Glas Wein im „Grapevine“. Im Restaurant „1909“ gibt es Meeresfrüchte, oft spielt jemand Klavier. Innen hängen Gemälde von James Joyce, Bono, Samuel Beckett, Oscar Wilde. „Wir liegen alle in der Gosse, aber einige von uns sehen in die Sterne“, schrieb Oscar Wilde. Den Satz druckt der „Gutter Bookshop“ auf seine Papiertüten. Viele kaufen hier, wenn der Ort vier Tage ganz der Literatur gehört.

Zur Person:

Sian Smyth ist in der Nähe von Belfast geboren und war früher als Anwältin tätig. 2010 gründete sie mit ihrem Mann, dem Ökonomen und Comedian David McWil­liams, im Badeort Dalkey südlich von Dublin das „Dalkey Book Festival“. Sie liebt das Meer, gute Bücher. Die größte Angst beim Festival, das sie leitet: „das Wetter, immer das Wetter“.

Infos für Ihre Reiseplanung

  • Wie kommt man hin? Zug: Ab Köln bis Brüssel. Mit dem Eurostar nach London und weiter nach Holyhead. Von dort aus per Fähre nach Dublin, mit dem Regionalzug DART nach Dalkey. Fahrtzeit: etwa 19 Stunden. Zwischenstopps empfehlenswert.
    Auto: Ab Köln über Calais und Holyhead (Fähre) in etwa 15 Stunden nach Dalkey. Zwischenübernachtungen empfohlen.
  • Wo kann man übernachten? „The Coliemore“: Ein Bed & Breakfast direkt in Dalkey, über dem Pub „The Coliemore“. Wer es feudal mag, ist im „Fitzpatrick Castle Hotel“ am Killiney Hill Park gut untergebracht.
  • Was kann man erleben? Bloomsday-Festival (13.6. und 16.6.): Man trägt Strohhut, Monokel, Reifrock. Das Bloomsday-Festival ist ein Kostümfest, eine Zeitreise mit Theater und Konzerten auf den Spuren des Literaten James Joyce.
  • Unbedingt probieren! Seafood: Miesmuscheln, Krebse und Austern schmecken bei „Bubbas Fish Market“ einfach unwiderstehlich. Für alle, die nicht auf Meeresgetier stehen: Frische Scones und Sauerteig-Sandwiches („The Country Bake“) sind auch sehr lecker!

Quellen: