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Die Reform muss kommen – darüber sind sich alle Beteiligten einig, die seit über einem Jahr um eine umfassende Reform des Krankenhauswesens ringen. Mittlerweile gibt es einen Gesetzentwurf. Aber Bund, Länder und Interessengruppen streiten weiter über die Ausgestaltung. Dabei droht in Vergessenheit zu geraten, worum es bei der ­Reform eigentlich gehen sollte: eine bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten.

Das deutsche Krankenhauswesen ist zu teuer, die Behandlung oft nicht gut genug, und viele Kliniken stehen vor der Insolvenz. In Deutschland gibt es zwar bezogen auf die Einwohnerzahl sehr viele Kliniken und Betten. Doch sie sind ungünstig verteilt: Während in den Großstädten oft mehrere Fachkliniken ähnliche Leistungen anbieten, herrscht auf dem Land Mangel.

Das aktuelle Vergütungssystem führt dazu, dass Kliniken viele und komplexe Operationen durchführen müssen, um sich zu finanzieren. Das tun dann auch Häuser mit weniger Erfahrung und unzureichender Ausstattung – mit der Folge, dass Kranke dort nicht die beste Behandlung bekommen. Zum Beispiel bei Krebserkrankungen kann das bedeuten, dass Betroffene geringere Überlebenschancen haben.

Das möchte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit seiner Reform ändern. Das erklärte Ziel: Spezialisierung und Zentralisierung. Der Gesetzentwurf sieht ein neues Vergütungssystem vor, das Fehlanreize beseitigen soll. Grundlage sollen sogenannte Leistungsgruppen sein, in die die Kliniken eingeteilt werden und die eine bundesweit einheitliche Qualität sicherstellen. Denn dann soll jede Klinik nur noch das machen, was sie kann, und das nach festgelegten Standards.

Solche Standards und Spezialisierungen kommen den Patientinnen und Patienten zugute und sind dringend notwendig. Doch um solche Fragen der Behandlungsqualität scheint es in der aktuellen Diskussion nicht mehr zu gehen. Die Bundesländer, die für die Krankenhausplanung zuständig sind, sträuben sich gegen die Pläne – weil diese auch bedeuten, dass Kliniken schließen müssen. Denn nicht alle Häuser können alle Leistungen in guter Qualität anbieten. Dafür fehlt es an Personal und Geld. Doch für Schließungen will in der Politik niemand verantwortlich sein.

Und so geht es weiterhin vor allem um Fragen der Finanzierung und darum, wer welche Kompetenz hat. Kein Wunder, dass viele Patientinnen und Patienten verunsichert sind. Menschen auf dem Land fühlen sich abgehängt, wenn dort Klinikschließungen drohen. Viele von Diabetes Betroffene befürchten, dass sich ihre Versorgung nach der Reform sogar verschlechtert. Das ergab eine Umfrage von Diabetesverbänden. Die Politik darf die Warnsignale nicht länger ignorieren und muss endlich verstehen: Die Reform ist wichtig, aber noch wichtiger ist es, dabei nicht aus den Augen zu verlieren, worum es eigentlich geht – wie Kliniken Kranke besser behandeln und möglichst ohne Komplikationen wieder gesund ­machen können.


Quellen:

  • Deutsche Krankenhausgesellschaft: DKG zu drohenden Einschränkungen in der Patientenversorgung: Krankenhäuser sind gefährdet wie nie zuvor. Online: https://www.dkgev.de/... (Abgerufen am 20.03.2024)
  • Bundesgesundheitsministerium: Fragen und Antworten zur Krankenhausreform. Online: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (Abgerufen am 20.03.2024)
  • Deutsche Diabetes Hilfe: Menschen mit Diabetes und Behandelnde sehen Krankenhausreform kritisch: Mehr Transparenz ist gut, beseitigt aber keine Versorgungsdefizite. Online: https://www.diabetesde.org/... (Abgerufen am 20.03.2024)