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Nicht nur der (Atlantik-)Wind ist im autonomen Baskenland rauer, sondern auch die Landschaft. Und manche sagen: auch der Charakter der Menschen. Schuld daran sind womöglich die 70er- und 80er-Jahre, als die Hafenstadt unter extremer Arbeitslosigkeit litt. Doch dann erlebte Bilbao eine erstaunliche Wende. Werften und Industrie-Ruinen verschwanden, eine U-Bahn wurde gebaut. Sie verbindet nicht nur die an der Trichtermündung des Flusses Nervión verstreuten Stadtteile. Die von Sir Norman Foster geschaffenen, muschelförmigen Eingänge, „Fosteritos“ genannt, sind zu Design-Ikonen geworden.

Das Flaggschiff des Design-Booms ist jedoch das Guggenheim-Museum für zeitgenössische Kunst. Dass es in Windeseile nicht nur zum Wahr-zeichen Bilbaos, sondern zu einem der berühmtesten Museen der Welt aufstieg, liegt neben seinen inneren Werten auch an seinem Äußeren. Mit dem schwungvollen Glitzer-Titan-Bau nahm Star-Architekt Frank Gehry 1997 die Zukunft vorweg. Faszination und Besucherstrom sind seitdem ungebrochen, auch dank hochkarätiger Sonderschauen. In diesem Jahr steht eine ganz besondere an. Zu seinem 50. Todestag wird Pablo Picasso die Ausstellung „Materie und Körper“ (im Original: „Picasso escultor. Materia y cuerpo“) gewidmet. Lucía Agirre, die als Co-Kuratorin daran mitwirkt, freut sich: „Die Auswahl an Skulpturen präsentiert die vielfältigen Sprachen und Materialien, die der Künstler verwendet, um die menschliche Körperform darzustellen.“ Bei der Ausstellung, die von Ende September bis Januar zu sehen ist, wird das erste Mal Picassos skulpturales Schaffen umfassend in Spanien gezeigt. „Darüber hinaus“, sagt die im Großraum von Bilbao geborene Agirre, „handelt es sich um die allererste Picasso-Ausstellung im Baskenland überhaupt.“

Dieser Sommer wartet jedoch noch mit weiteren Premieren auf. Am 1. Juli startet erstmalig die legendäre Tour de France in Bilbao. Dass Teilstrecken der Frankreich-Rundfahrt durch Nachbarländer führen, ist mittlerweile Standard. Aber gleich drei baskische Tagesetappen zu Beginn? Was für eine Ehre! Die als Radfahrervolk bekannten Basken wissen das zu schätzen. Das Begleitprogramm für die Fans umfasst öffentliche Biketouren, Feste und Radtests.

Wer junge und wilde Kultur sucht, findet sie in den umfunktionierten Lagerhallen im Zorrotzaurre-Viertel, das mit Livemusik, Workshops und Underground-Kunst aufwartet. Ein Hotspot für unkonventionelle Läden, Boutiquen und Bars sind die Siete Calles. In den „sieben Straßen“ des Altstadtviertels „Casco Viejo“, nach der verheerenden Überschwemmung von 1983 renoviert, wechseln sich traditionelle und moderne Geschäfte mit zahlreichen Restaurants ab. Mittendrin: der Jugendstil-Musikpavillon des Architekten Pedro Ispizua, in dem jeden Sonntag die städtische Musikkapelle aufspielt. Ein weiteres Highlight ist der fast hundert Jahre alte Mercado de la Ribera. Die mit 10 000 Quadratmetern größte überdachte Markthalle Europas spiegelt die Seele von Bilbao wider: mit Lebensmittelständen, leckerem Essen und Jazzmusik. Einen Ort des Wohlfühlens stellt für Agirre das rechte Flussufer dar: „Ich liebe dort vor allem den Sonntagmorgen, mache Einkäufe auf dem Blumenmarkt vor dem Rathaus, frühstücke auf der Plaza Nueva und gehe danach am Nervión spazieren, bevor ich mit Freunden etwas trinken gehe, etwa im Abando-Bezirk.“

Wer gerne aktiv ist, findet viel Auslauf in den zahlreichen Parks. Einen einmaligen Blick auf die Stadt ermöglichen die vom Zentrum schnell erreichbaren Hänge, wobei die Wege im hügeligen Hinterland noch eins draufsetzen. Auch am Meer und schönen Stränden ist man dank der Metro schnell.

Infos für Ihre Reiseplanung

Wie kommt man hin?

Auto: Von Frankfurt via Metz und Bordeaux sind es bis Bilbao etwa 15 Stunden auf der Straße (Mautgebühr).

Zug: Entspannter und etwas schneller (ca. 13 Stunden) geht es mit ICE und TGV über Paris.

Wo kann man übernachten und gut essen?

„Ercilla“: Wem das Guggenheim-Museum gefällt, wird auch in diesem modernen Viersternehotel seine Freude haben. Nicht nur weil es fußläufig ist, auch wegen der Kunst von Philippe Starck und Ingo Maurer. Im „99 Sushi Bar & Restaurant“ nebenan sind ebenfalls Künstler am Werk.

Was kann man erleben?

Die 1893 eingeweihte Puente de Vizcaya ist die älteste Schwebefähre der Welt und noch heute in Betrieb. Seit 2006 steht die Brücke auf der Welterbeliste der UNESCO. Alle acht Minuten macht sich eine Gondel auf den Weg, alternativ geht es zu Fuß über den 45 Meter hohen und 160 Meter langen Stahlkoloss.

Unbedingt probieren:

Die baskische Küche wird international gefeiert. Eine große Rolle spielen Fisch und Meeresfrüchte, vor allem Kabeljau – etwa beim Klassiker „Bacalao á la Vizcaína“.


Quellen: