Logo der Apotheken Umschau

Warum lohnt es sich, im meist terminreichen Advent die kurvenreiche Anfahrt ins Schweizer Bergdorf Arosa auf sich zu nehmen? Frank Baumann, langjähriger Direktor des „Arosa Humorfestivals“, findet: „Vor dem Feiertagsstress noch einmal zu uns auf über 1700 Meter raufkommen, um etwas runterzukommen, ist doch ein ziemlich schlauer Plan.“ Und dann zählt er auf: „Ein prächtiges Alpen­panorama, große Schneesicherheit, klare Bergluft, eine tolle Hotellerie und ein kulinarisch attraktives Angebot. Darauf bauen wir all unsere Anstrengungen auf.“

Ein Festival mit viel Humor

Aufgebaut wird zudem ein rot-blau gestreiftes Zirkuszelt, das auf 2000 Metern über dem Meer etwa tausend Zuschauerinnen und Zuschauer fasst. Neben der „Tschuggenhütte“ liegt es mitten im Skigebiet und ist zugleich das Herz des „Arosa Humorfestivals“. Dieses Event hat sich zu einem der bedeutendsten Kleinkunsttreffen im deutschsprachigen Raum entwickelt. Wer hier schon alles aufgetreten ist? Die Kabarett-Urgesteine Emil Steinberger, Gerhard Polt und Josef Hader etwa, Carolin Kebekus, Hazel Brugger und, und, und …

Für die 32. Ausgabe des Festivals vom 7. bis 17. Dezember haben sich unter anderem Helge Schneider, Michael Mittermeier und Irene Brügger alias Frölein Da Capo angekündigt. „Wir haben in den elf Tagen rund 30 Vorstellungen und alle werden auf höchstem Niveau sein, nicht nur topografisch gesehen“, wirbt Baumann. Nachwuchshumoristen sucht man vergebens. Mit einer Ausnahme: 2023 wurde das „Schreibzelt“ ins Leben gerufen, das auch in Zukunft ­einem noch nicht so bekannten ­Comedian einen Sommermonat lang als „Atelier“ dienen soll, um dort ein neues Programm zu ersinnen.

Zweifelhafter Preisverleih

Als erster Künstler darf nun Cenk Korkmaz das Resultat seiner Auszeit auf der großen Zeltbühne am Berg uraufführen. Dort wird traditionell auch der „Schneemann des Jahres“ verliehen. Der zweifelhafte Preis geht an Personen, die im Lauf des Jahres für unfreiwillige Komik und Gesprächsstoff der besonderen Art gesorgt haben. Begehrter ist da die „Humorschaufel“. Wer den wichtigsten Kleinkunstpreis des Landes bekommen kann? Prominente mit Sinn für Humor, die Spaß verbreiten oder positiv auffallen. Im Jahr 2019 wurde diese Ehre Frank Baumann zuteil.

Preiswürdig ist auch die Lage des Zeltes mitten im Skigebiet Arosa Lenzerheide, das bei Skifahrerinnen und Skifahrern keine Wünsche offenlässt. Die insgesamt 225 Pistenkilometer zu Füßen der Fast-Dreitausender Erzhorn, Aroser Rothorn und Co. gehören zu den schönsten Abfahrtsgebieten weltweit.

Nicht nur was für Ski-Fans

Wegen des geringeren Andrangs an den Liften ist ein Besuch insbesondere vor Weihnachten ein Traum. Das gilt auch für Aktivitäten abseits der Piste, von Schneeschuhwandern und Kutschfahrten zur Prätschalp über Open-Air-Curling und Eisbaden im Untersee bis zum Winterwandern auf geräumten Wegen. Die führen auch zum Eventzelt, alternativ zur Bergbahn. Baumann schwärmt: „Man stapft zu Fuß durch den Neuschnee, in der glasklaren Luft flirren die Schneekristalle und die Sonne lacht. Und auf dem Rückweg sieht der Mond aus, als ob sich der liebe Gott die Zehennägel geschnitten hätte.“ Thomas Mann, Hermann Hesse und Christian Morgenstern, die wie viele andere Literaten in Arosa oft zu Gast waren, hätten womöglich noch poetischere Worte gefunden …

Wer lieber ins Tal statt zum Gipfel möchte, steigt in die Rhätische Bahn Richtung Chur. Die 60 Minuten lange Fahrt lohnt allemal, nicht nur wegen der attraktiven Bergstrecke mit Viadukten, Tunneln und über 50 Brücken, sondern auch wegen des Bündner Kunstmuseums und des 2020 eröffneten Domschatzmuseums.

Frank Baumann

Der 66-Jährige ist Kleinkünstler, Moderator, TV-Produzent, Illustrator, Fotograf und vieles mehr. Seit 2008 außerdem Direktor des „Arosa Humorfestivals“. Kein Witz: Wenn Baumann nicht in Arosa weilt, lebt er mit seiner Familie unter anderem in der Gemeinde Lachen im Kanton Schwyz.

Infos für Ihre Reiseplanung

Wie kommt man hin?

Auto: von Stuttgart in etwa vier Stunden via Bregenz nach Arosa (Mautgebühren in Österreich und der Schweiz); ähnliche Fahrtzeit ab München.

Zug: gutes Bahn- und Busangebot, etwa in fünf bis sechs Stunden von München über Bregenz und Chur, allerdings mit mehreren Umstiegen.

Wo kann man übernachten?

„Hotel Stoffel“: Modernes und stimmungsvolles „Adults only“-Haus. Es punktet außerdem mit einer attraktiven Lage in der Nähe der Lifte und mit einem Eins-a-Blick auf die nahen Berge.

Was kann man erleben?

Schlittenfahren: Drei Strecken (Prätschli, Tschuggen und Litzirüti) mit einer Gesamtlänge von 4,7 Kilometern laden zum Rodeln ein. Am Prätschli (jeden Abend) und am Tschuggen (donnerstags, ab 5. Januar) sind auch Nachtfahrten möglich. Die Pisten sind beleuchtet.

Unbedingt probieren:

Capuns: Bei der regionalen Spezialität handelt es sich um in Mangold- oder Lattichblätter gewickelte Päckchen aus Spätzleteig, die mit Kräutern und in kleine Stücke geschnittenem Bündnerfleisch angereichert sind.


Quellen: