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Helle Nächte, unendliche, grüne Weiten, heiße Quellen – dafür ist Island bekannt. Doch das Publikum, das Ende Juli in das kleine Fischerdörfchen Borgarfjörður eystri in der Region Austurland fährt, ist nicht nur an den typischen, touristischen Sehenswürdigkeiten Islands interessiert. Um die 1000 Musikfans strömen jedes Jahr am letzten Juliwochenende in den Osten der Insel, um das Braedslan-Festival, den Geheimtipp unter den Pop- und Rockfestivals Europas, zu erleben. In malerischer Naturkulisse fernab von den trubeligeren Gegenden Islands.

„Ich scherze manchmal darüber, dass wir hier in Borgarfjörður so weit wie möglich von Reykjavík entfernt sind, wie man es in Island sein kann“, so Áskell Heiðar Ásgeirsson, der gebürtig aus Borgarfjörður stammt. Seit 19 Jahren veranstaltet er das Braedslan-Festival – in einem kleinen Ort, in dem gerade mal hundert Menschen leben. Das Festival hatte er 2005 zunächst mit einem seiner Brüder, einem Musiker, als Spaßprojekt gegründet. Den Namen „Braedslan“ trägt es aufgrund seines unkonventionellen Veranstaltungsortes in den Hallen einer ehemaligen Fischfabrik. Sie geben dem Festival ein industrielles Flair in der Fjordlandschaft.

Die jungen Männer wollten für sich selbst, aber auch für die Region etwas schaffen, was es so noch nicht gab. Musik war ihre Leidenschaft, und mit der isländischen Musikszene sind sie privat sehr verbunden. Mithilfe ihres Freundeskreises stemmten sie die erste Veranstaltung. Darunter war auch die mit ihrem internationalen Hit „Jungle Drum“ erfolgreiche, isländische Sängerin Emilíana Torrini. Es folgten weitere Größen wie zum Beispiel die schottische Band Belle and Sebastian und der irische Musiker Damien Rice. So kam es, dass die Veranstaltung über die Grenzen Islands hinaus bekannt wurde. Auch wenn die Tickets sich oft schnell verkaufen: Für Gäste aus dem Ausland versuche man einen Besuch des Festivals, das dieses Jahr am 27. Juli stattfindet, noch möglich zu machen, so Ásgeirsson.

Die touristische Saison im Osten Islands spielt sich hauptsächlich von Juni bis August ab, trotzdem wird es dort selten zu voll. Das mag auch an den kühlen 13 Grad Durchschnittstemperatur im Juli liegen. Doch die wunderschöne Umgebung entfaltet trotzdem ihren Reiz: „Es gibt tolle Wanderpfade in der Gegend. Außerdem schöne Routen fürs Mountainbiking.“ Als besonders charakteristisch für das Dorf hebt Ásgeirsson den kleinen Fischerhafen hervor. Außerdem sei das Austurland als Vogelbeobachtungsgebiet bekannt. Er empfiehlt deshalb unbedingt, die seltenen Meeresvögel Lunden, auch Papageientaucher genannt, zu beobachten. Doch lassen sich ebenso viele andere Sehenswürdigkeiten der Insel wie der Geysir Strokkur, die Gletscherlagune Jökulsárlón oder der Stuðlagil Canyon mit dem Mietwagen gut erreichen.

Das Publikum auf dem Festival ist mittlerweile sehr gemischt. Manche Besucherinnen und Besucher kamen vor 19 Jahren zum ersten Mal als Jugendliche und kommen nun Ende 30 mit ihren Familien wieder. Die ganze Atmosphäre sei bewusst familiär gehalten. „Wir haben nicht die Infrastruktur für 1000 Teenager“, erklärt Ásgeirsson. Das Festival selbst sei inzwischen Teil der Identität Borgarfjörðurs geworden. „Die Leute sind jetzt einfach zufriedener hier. Vor 20 Jahren war der Ort nur ein kleines Fischerdorf, das kurz vorm Aussterben stand. Es ist zwar nicht rapide gewachsen, aber das Festival hat dafür gesorgt, dass die Menschen sich mehr mit ihrer Heimat identifizieren können“, sagt Ásgeirsson. Und fügt hinzu: „Natürlich machen wir das Ganze auch für uns selbst, aber eben auch für unser Dorf und unsere Wurzeln.“

Áskell Heiðar Ásgeirsson

ist Musik-Fan und Gründer des Braedslan-Festivals in Austurland. Seit 18 Jahren betreibt der 51-Jährige das Event mit seinem Bruder nebenberuflich und verbringt jeden Sommer in Borgarfjörður, hauptberuflich gibt er sein Wissen im Event-Management an der Hólar-Universität im Norden Islands weiter.

Infos für Ihre Reiseplanung

  • Wie kommt man hin? Mit Auto/Fähre/Auto: Ab Hamburg in etwa 6 Stunden nach Hirtshals in Dänemark. Weiter mit der Fähre nach Seyðisfjörður (20 Stunden). Von hier in ca. 1,5 Stunden nach Borgarfjörður. Mit Zug/Fähre/Auto: Ab Hamburg über Kopenhagen, Aarhus und Aalborg in etwa 7,5 Stunden nach Hirtshals. Dann per Mietwagen weiter per Fähre nach Island, siehe oben.
  • Wo kann man übernachten? Breiðdalsvík Camping Ground: Familienfreundlicher Campingplatz in Laufnähe zu Meer, Restaurants und Museen. Wer in ein Hotel möchte, kann im „Blábjörg Resort“ übernachten.
  • Was kann man erleben? Hafnarhólm: Die Insel im Austurland ist ein guter Ausgangspunkt, um Lunden (Papageientaucher) zu beobachten. Ausgeschilderte Pfade erlauben es, den Meeresvögeln so nah wie möglich zu kommen.
  • Unbedingt probieren? Plokkfiskur: Der Eintopf ist ein isländischer Klassiker. Er wird aus weißem Fisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Mehl zubereitet. Inzwischen gibt es davon auch Variationen mit Schnittlauch, Curry, Béarnaise-Soße oder Käse. Alle schmecken sehr lecker – und wärmen auf!

Quellen: