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Sorgerecht

Paare, die verheiratet sind und dann ein Kind bekommen, haben automatisch das gemeinsame Sorgerecht für das Kind. Der Ehemann gilt mit der Hochzeit sogar dann als Vater, wenn er nicht der Miterzeuger des Kindes ist. Anders bei Unverheirateten: „Hier liegt das Sorgerecht allein bei der Mutter“, sagt Britta Schönborn, Fachanwältin für Familienrecht in Hamburg. Für Paare ohne Trauschein gilt laut Schönborn nur dann das gemeinsame Sorgerecht, „wenn das Paar dies mit einer gemeinsamen Sorgerechtserklärung, etwa beim Jugendamt, vereinbart“. Der Vater erkennt damit seine Vaterschaft an, und die Mutter stimmt zu.

Krankheit und Notfälle

Nach der Heirat sind Eheleute rechtlich gesehen automatisch Angehörige. Dies gilt selbstverständlich auch für gleichgeschlechtliche Paare, die seit dem 1.Oktober 2017 in Deutschland standesamtlich heiraten dürfen. „Unverheiratete Paare hingegen gelten rechtlich gesehen als Fremde“, sagt Expertin Schönborn. Das kann in Notfällen dramatische Folgen haben. Beispiel: Ärztinnen und Ärzte müssen Unverheirateten keine Auskunft geben, wenn der Partner oder die Partnerin einen schweren Unfall hatte oder schwer erkrankt ist. Bei Angehörigen kann der Arzt jedoch stets davon ausgehen, dass der Patient nichts dagegen hat, wenn mitgeteilt wird, wie es um ihn steht. Schörnborn rät deshalb gerade unverheirateten Paaren Vorsorgevollmachten abzuschließen, damit sie sich in Notfällen gegenseitig vertreten können.

Steuer

Wenn’s ums Geld geht, bringt eine Hochzeit Vorteile. Das zahlt sich bereits aus, wenn die Eheleute ihren ersten gemeinsamen Steuerbescheid vom Finanzamt bekommen und einer oder eine deutlich mehr verdient als der oder die andere. Dann zahlt zum Beispiel ein verheiratetes Doppelverdiener-Paar mit einem Einkommen von jeweils 70.000 und 30.000 Euro insgesamt bereits gut 2000 Euro weniger Steuern als das Paar ohne Trauschein.

Erben und Schenken

Wird unter unverheirateten Paaren Geld vererbt oder verschenkt, kann das teuer werden. Der Grund: Bei einer Schenkung oder Erbschaft werden oberhalb eines Freibetrags von 20.000 Euro Steuern von bis zu 50 Prozent fällig. Ganz anders bei Verheirateten: Schenken sie sich gegenseitig etwas oder vererben untereinander, profitieren sie von einem steuerlichen Freibetrag in Höhe von 500.000 Euro.

Rente

Wer gesetzlich rentenversichert und verheiratet ist, erwirbt mit seinen Beiträgen für die Hinterbliebenen Rentenansprüche. Stirbt einer der Eheleute, bekommt der oder die andere eine Witwen- beziehungsweise Witwerrente. Bei unverheirateten Paaren gibt es nichts. Dies gilt auch bei Trennungen: Nach einer Scheidung werden die in der Ehe erworbenen Rentenansprüche normalerweise geteilt, das ist der sogenannte Versorgungsausgleich. Bei unverheirateten Paaren ist das nicht der Fall. Sie können aber über einen Partnerschaftsvertrag Ausgleichszahlungen vereinbaren, etwa wenn die Mutter der gemeinsamen Kinder weniger in die Rentenkasse einzahlen kann, weil sie wegen der Kinderbetreuung nur Teilzeit arbeitet.

Versicherungen und Gehalt

Ob Haftpflicht-, Hausrat- oder Rechtsschutzversicherung, sobald ein Paar zusammenwohnt, braucht es bei vielen Versicherungen keine zwei Verträge mehr – auch ohne Hochzeit. Sie müssen nur einen für sie günstigen Partnertarif wählen. Verheiratete haben aber einen großen Vorteil: Ist einer der Ehepartner gesetzlich krankenversichert, kann es möglich sein, den Ehegatten oder die Gattin kostenlos mitzuversichern, sofern dieser kein oder nur ein geringes Einkommen hat. Einen statt zwei Versicherungsbeiträge zu zahlen, spart jeden Monat hunderte Euro. Und bei Beamten kann es sogar einen Familienzuschlag zum Gehalt geben, wenn sie verheiratet sind.

Unterhalt

Nicht nur nach einer Scheidung, sondern auch im Zusammenleben gilt: „Eheleute sind sich zu gegenseitigem Unterhalt verpflichtet“, sagt Rechtsanwältin Schönborn. Das gilt etwa, wenn ein Partner arbeitslos oder so krank wird, dass zu arbeiten unmöglich wird. Bei unverheirateten Paaren könnte hingegen „ein Partner einfach abhauen, ohne dass der oder die Zurückgelassene Ansprüche auf Hilfe erheben kann. Unterhaltspflichten gibt es nur dann, wenn gemeinsame Kinder da sind“, sagt Schönborn.

Auslandsreisen mit Kind

Gut zu wissen für unverheiratete Eltern oder Eltern nach einer Trennung: Wer mit einem minderjährigen Kind ins Ausland reist, vor allem in ein Land außerhalb der EU, muss mit Nachfragen bei der Passkontrolle an der Grenze rechnen. Das gilt besonders dann, wenn Elternteil und Kind unterschiedliche Nachnamen, Hautfarbe oder Nationalität haben. Dann hilft es, neben dem Kinderreisepass eine Einverständniserklärung des zweiten Sorgeberechtigten samt Kopie seiner Ausweisdaten vorweisen zu können.

Tod und Testament

Eheleute sind nach dem Tod des jeweils anderen automatisch erbberechtigt. Bei Unverheirateten bekommt derjenige, der länger lebt, gar nichts, wenn der oder die andere stirbt. „Das gilt selbst dann, wenn sie jahrzehntelang zusammengelebt haben“, sagt Familienanwältin Schönborn. Diese gesetzliche Erbfolge lässt sich nur per Testament oder mit einem notariellen Erbvertrag ändern.

Trennung und Vermögen

Lassen sich Eheleute scheiden, bricht nicht selten ein für beide Seiten teurer Rosenkrieg aus. Dann muss geklärt werden, wem was gehört, wer wie viel in die Ehe eingebracht hat und wie das Vermögen, das in der Ehe entstanden ist, der sogenannte Zugewinn, aufzuteilen ist. Unverheiratete Paare können sich ganz einfach trennen. Doch auch hier kann es Streit geben, etwa um bestimmte Anschaffungen, obwohl keiner Ansprüche auf das Geld oder Vermögen des jeweils anderen hat. Schönborn rät unverheirateten Paaren sich auf jeden Fall vertraglich abzusichern. Das gilt besonders dann, wenn eine gemeinsame Immobilie angeschafft wurde und einer der beiden zum Beispiel viel mehr Eigenkapital als der andere dafür beigesteuert hat. „Was weg ist, ist dann weg. Es ist äußerst schwierig, hinterher das Geld zurückzubekommen, das man mehr als der Ex-Partner in die Immobilie reingesteckt hat“, sagt die Rechtsanwältin.

„Wir machen gern Nägel mit Köpfen, nur nicht beim Heiraten“

Jan Böhme, 37, und Lisa Marie Trepte, 29, aus Freital

U m sich sicher zu fühlen, braucht Lisa Marie keinen Ring am Finger. Da ist sie ganz klar. Sie und ihre Familie hätten auch so viel Spaß zusammen und fühlten sich sehr eng miteinander verbunden. Auch für Jan ist der Akt des Heiratens keine Garantie ewiger Liebe: „Was uns aber wichtig ist, ist die Absicherung des Partners. Das müssen wir, wenn wir unverheiratet bleiben, unbedingt mal angehen.“ Daneben müssen sie bei Dingen, die ihre zwei Kinder betreffen, immer beide unterschreiben. Sei es eine Einverständniserklärung, wenn der Fotograf in die Kita kommt, oder wenn sie ein Konto für ein Kind eröffnen wollen.

Die Fragerei der Arbeitskollegen und Freunde, wann es denn endlich mal so weit ist, nervt das Paar manchmal. „Sogar unser kleiner Sohn hat uns eine Zeit lang ziemlich in den Ohren gelegen mit dem Thema Hochzeit“, schildert Lisa Marie kopfschüttelnd. Fakt ist: Jan und Lisa Marie sind sich einig, dass sie auch sehr gut ohne Trauschein gemeinsam alt werden können. Weil es zwischen ihnen einfach passe „wie Arsch auf Eimer“. Und das vom ersten Moment an. Lisas Mutter hat die beiden miteinander verkuppelt. Sie hat Jan kennengelernt, als der eine Wohnung gesucht hat. Und fragte ihn prompt, ob er nicht auch noch eine Freundin dazu brauche. „Vielleicht hat sie schon damals in mir den Schwiegersohn in spe gesehen“, so Jan. Und tatsächlich: Direkt beim ersten Date hat es zwischen beiden gefunkt. Lisa Marie erinnert sich noch gut: „Jan hat in seiner neuen Wohnung nur zweimal geschlafen und ist dann direkt zu mir gezogen. Wir machen gern Nägel mit Köpfen.“ Als Lisa mit Sohn Eddie schwanger war, haben die beiden schon übers Heiraten gesprochen. Aber es sollte nicht eine Entscheidung des Kindes wegen sein. Wenn es doch eines Tages zur Hochzeit kommt, wünschen sich beide eine große Feier. Dafür brauche es aber Zeit zum Planen und Raum für Zweisamkeit. „Viel Zeit als Paar haben wir gerade nicht“, seufzt Lisa Marie. Eddies kleine Schwester Livie ist erst 18 Monate. Und ihr Bruder kommt im Sommer in die Schule. „Da liegt der Fokus woanders“, sagt Jan.

„Sich trauen hatte für uns als Männer noch eine weitere Bedeutung“

Felix Jacobs, 44, und Erik Pönisch, 37, aus Bayreuth

Felix und Erik sind seit zehn Jahren ein Paar. Geheiratet haben sie vor fünf Jahren. Das war noch, bevor sie sich entschlossen haben, Eltern zu werden. Zwar war der Gedanke an ein gemeinsames Kind schon irgendwie in ihren Köpfen. Aber den Entschluss zu heiraten trafen sie unabhängig davon. „Man kann jemanden selbstverständlich auch lieben und ohne Ehe zusammenleben“, sagt Felix. Durch die Heirat wollten sie aber noch mal deutlicher zeigen, wie sehr sie bereit sind für eine feste Bindung. Felix ergänzt: „Für uns als Männer hatte sich zu trauen noch eine weitere Bedeutung. Als wir geheiratet haben, war das in Deutschland gerade erst möglich geworden.“ Die Hochzeitsfeier fand im kleinen Rahmen statt, mit den engsten Familienmitgliedern. Nur Felix’ Papa, der kurz darauf verstarb, war zu der Zeit schon so krank, dass er nicht dabei sein konnte.

Die Location war sehr persönlich gewählt: ein Hotel und Restaurant im Schwarzwald, das beide Familien über Jahre mehr und mehr verbunden hatte. Erst ging es zum Standesamt. Im Anschluss gab es eine kirchliche Trauung in einer kleinen Kapelle. Erik erinnert sich: „Die Pfarrerin hatte sich im Vorfeld viel Zeit genommen, viel mit uns gesprochen und einen sehr persönlichen Gottesdienst bereitet.“ Ihr Geschenk an die beiden: eine Gartenbank. „Auf die sollen wir uns jeden Tag zehn Minuten zusammensetzen, um die gemeinsame Zeit im Blick zu halten“, sagt Felix. Klappt im Sommer deutlich besser als im Winter, geben beide lachend zu. Und der Nachwuchs? Felix’ und Eriks Tochter heißt Charlotte. Ein recht eigenständiges kleines Mädchen – souverän beim Klettern auf Bäume und Gerüste und selbstbewusst mit den Kumpels im Kindergarten. Auf die Welt kam Charlotte durch eine Leihmutter, zwei Jahre nach der Hochzeit. „Unser Leben als Regenbogenfamilie würde ich als völlig durchschnittlich bezeichnen“, sagt Erik. Charlotte tanzt ihren Papas gerne mal auf der Nase herum – und ist ihr größtes Geschenk.

„Unsere Ringe tragen wir nur im Urlaub“

Christin, 37, und Georg Klados, 36, aus Heidelberg

Als Christin schwanger war, machte Georg den berühmten Kniefall. Ein halbes Jahr nach der Geburt von Sohn Liam fand die Hochzeit statt. Die liegt gut sieben Jahre zurück. Dass sie heiraten wollten, war schon vor der Schwangerschaft klar. Nur nicht so schnell. Schließlich steckten beide noch in Studium und Ausbildung. Aber dann fand Georg doch, dass es der richtige Zeitpunkt war: „Für mich gehört zu einer Familie, dass man auch heiratet und damit zeigt, dass man zusammengehört.“ Bei einem Wochenendausflug am Ufer der Elbe hat er Christin den Antrag gemacht. „Richtig traditionell“, erinnert sich Christin lachend. Geheiratet haben sie standesamtlich und bei der Feier hat die ganze Familie mitgeholfen. Eines Tages soll noch die kirchliche Trauung folgen. „Natürlich haben wir aus Liebe geheiratet. Aber durch die Ehe habe ich mich einfach sicherer gefühlt“, sagt Christin. Georg bestätigt: „Was wir über die Jahre aufgebaut haben, haben wir darüber noch mehr gefestigt.“

Auch für den Fall eines Unfalls fühlen sich beide so noch besser geschützt. Allein schon aus Berufsgründen war ihnen das wichtig: Georg ist Anästhesist und Christin pflegerische Leitung einer Intensivstation. Beide wissen, wie schnell etwas passieren kann. Ihre Jobs sind auch der Grund, warum sie keine Eheringe tragen. Das dürfen sie aus Hygienegründen nicht. „Sie hat immer Angst, dass ich meinen Ring verliere“, sagt Georg grinsend. Deshalb bleiben beide Ringe zu Hause sicher verwahrt in einer Schatulle. Nur im Urlaub werden sie angesteckt. Vier Jahre nach Liam kam Schwesterchen Mila zur Welt. In ihrem Heidelberger Freundeskreis sind alle verheiratet. Einzig Christins beste Freundin lebt mit Partner und Kind ohne Trauschein. Das ist aber kein Thema unter den Freundinnen.


Quellen:

  • Stiftung Warentest: Was für eine Ehe spricht - und was Unverheiratete wissen sollten, Heiraten. Online: https://www.test.de/... (Abgerufen am 24.04.2024)
  • Familienportal NRW: Unverheiratet mit Kind, Was Paare ohne Trauschein wissen sollten. Online: https://familienportal.nrw/... (Abgerufen am 24.04.2024)
  • Lesben- und Schwulenverband: RATGEBER: GLEICHGESCHLECHTLICHE EHE / EHE FÜR ALLE. Online: https://www.lsvd.de/... (Abgerufen am 24.04.2024)