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Eltern kommen auch ohne Hitzewelle ganz schön ins Schwitzen. Wenn der Schweiß dann wegen der hohen Temperaturen noch mehr rinnt, ist das für Mama und Papa super: Sie kühlen dadurch ab – oder ziehen sich eben etwas Luftigeres an. Bei den Zwergen ist das anders: Sie können sich noch nicht selbst ausziehen, merken kaum, wenn ihnen zu heiß ist und verspüren wenig Durst. „Außerdem schwitzen Babys und kleine Kinder noch viel weniger, so dass der Körper kaum Möglichkeiten hat, die Hitze loszuwerden. Die dafür zuständige Thermoregulation reift erst im Grundschulalter langsam aus“, sagt Medizinpädagogin Dr. Julia Schoierer, Leiterin der AG Globale Umweltmedizin und Klimawandel an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

„Gleichzeitig heizen sich Kinderköper bei Bewegung stärker auf, weil ihre Hautoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen größer ist“, erklärt Dr. Antje Herbst, Oberärztin an der Kinderklinik Leverkusen und Hitzeschutzexpertin bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG). Beide Expertinnen plädieren dafür, bei Hitze möglichst wenig unterwegs zu sein. Muss es doch sein, bringen folgende Tipps Abkühlung:

Mit dem Fahrrad

Beim Anhänger das Regenverdeck komplett öffnen. Gute Modelle haben einen Insektenschutz, der auch Schatten spendet und vor Steinchen schützt – bei Hitze kann aber auch er die Luftzirkulation einschränken. Durch Reißverschlüsse lässt er sich einen Spalt weit öffnen. Gute Fahrradanhänger besitzen getönte Seitenscheiben mit UV-Schutz. Im Lastenrad herrscht immer eine gute Luftzirkulation. Wer viel in der Sonne fährt, sollte jedoch ein robustes Sonnenverdeck nachrüsten. Auch an die Wegstrecke denken: „Die Schadstoffbelastung verstärkt sich durch Hitze und ist auf Höhe der Kinder am größten“, so Medizinpädagogin Schoierer. Lieber verkehrsreiche Hauptstraßen meiden, besser schattige Waldwege nutzen.

Tipp: Ob Kindersitz, Anhänger oder Lastenrad – Helm und Anschnallen sind auch bei Hitze unerlässlich.

Im Kinderwagen

„Einen Kinderwagen in heller Farbe wählen, damit er sich nicht noch aufheizt“, empfiehlt Hitzeschutzexpertin Herbst. Schatten spendet ein flexibler Schirm. Bitte kein trockenes Mulltuch vor den Wagen hängen. Das hilft nicht. Im Gegenteil: „Durch die mangelnde Luftzirkulation kann sogar ein Hitzestau entstehen“, warnt Julia Schoierer. Eine australische Studie zeigte, dass sich das Wageninnere so in 20 Minuten um zusätzliche 3,7 Grad Celsius aufheizen kann. Besser: Tuch nass machen, auswringen und zusammen mit einem kleinen Ventilator, der die Feuchtigkeit verteilt, am Verdeck befestigen. Das Tuch unterwegs unbedingt feucht halten, etwa mit einer Wassersprühflasche.

Tipp: Buggys sind leichter, kompakter und luftiger als Kinderwagen, auf Reisen lassen sie sich besser transportieren. Sie eignen sich für Kinder, die bereits selbstständig sitzen können. Outdoor-Buggys besitzen federnde Luftreifen und feststellbare Vorderräder.

Im Auto

„Kinder nie alleine im stehenden Auto lassen!“, betont Julia Schoierer. Die Temperatur im Wageninneren steigt innerhalb weniger Minuten stark an – und kann so beim Kind zum Hitzschlag führen. Unterwegs machen helle Sommerbezüge für Sitz oder Schale, etwa aus Frottee, das Sitzen angenehmer und schützen vor aufgeheizten Kunststoffteilen: „Das Material nimmt auch Schweiß auf und lässt sich zum Waschen abnehmen“, so die Expertin. Damit sich die Sitze weniger aufheizen, hilft es, sie mit hellen Tüchern abzudecken. Der ADAC empfiehlt getönte Autorückscheiben: Sie senken die Oberflächentemperatur auf der Rückbank spürbar. Die Klimaanlage nutzen ist in Ordnung, solange sie moderat eingestellt ist: „Der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen sollte nicht zu groß sein, denn ein starker Wechsel erhöht die Infektanfälligkeit. Ebenso wie starke Zugluft durch offene Fenster und hohe Geschwindigkeit“, so Hitzeschutz-Expertin Antje Herbst.

Tipp: Fahrgestelle für Babyschalen sind hip. Eltern müssen den Nachwuchs nicht umsetzen. Vorsicht: „Ein Baby nie länger als nötig in der Babyschale lassen. Bei Hitze wird es darin nicht nur sehr warm, das Kind ist auch stark in seinen Bewegungen eingeschränkt“, sagt Sabrina Heizmann vom Bundesverband für Ergothera-peut:innen Deutschland (BED) in Mettlach.

Am Körper

„Tragehilfen kann ich bei Hitze nur für kurze Strecken empfehlen“, sagt Kinderärztin Herbst. „Ein Kind hat darin kaum die Möglichkeit, Wärme abzugeben, denn es liegt relativ eng an einer anderen Person, der ebenfalls heiß ist.“ Modelle aus atmungsaktivem Netzgewebe oder Sommertragen aus luftdurchlässigem Stoff können hilfreich sein. Dennoch sollte man regelmäßig testen, ob es dem Kind zu heiß ist. Dafür an den Nacken fassen: Die Haut darf warm, aber nicht schwitzig sein. „Ist das der Fall, sofort raus aus der Trage und eine Pause im Schatten machen“, so Schoierer. Wer mit Kraxe unterwegs ist, sollte ein Modell mit Sonnendach wählen und auf einen Bezugsstoff und Vorrichtungen achten, die eine gute Belüftung gewähren.

Tipp: Tragehilfen gibt es aus Tüchern, mit Hüft- und Schultergurten oder als Kraxe. Der Rücken des Babys sollte eng anliegen, die Beine in Anhock-Spreiz-Haltung zur Ruhe kommen, es darf nichts einschneiden. Für Kraxen muss das Kind seinen Kopf halten und selbstständig sitzen können.

Kleiner Hitze-Knigge

Manchmal hilft alles nichts: Trotz Hitzewelle muss man mit dem Kind vor die Tür. Achtet darauf …

• euch so kurz wie möglich draußen aufzuhalten – und wenn, dann nur im Schatten.

• Ausflüge auf die kühlen Morgenstunden zu verlegen. Abends ist es oft heißer als mittags!

• die sichtbare Haut des Kindes mit Lichtschutzfaktor 50 einzucremen.

• dem Kind eine Sonnenbrille und einen Sonnenhut mit integriertem UV-Schutz (UV 801) aufzusetzen.

• Kinderkleidung aus luftigen, hellen Naturfasern zu wählen. Sie sollte bei Sonne über die Knie und bis zu den Handgelenken reichen.

• dem Kind Wasser anzubieten, auch Stillkindern.

Vorsicht! Hitze ist für Babys und kleine Kinder eine echte Herausforderung, gegen die sie selbst wenig tun können. So merken sie zum Beispiel kaum, wenn ihnen zu heiß ist. „Sie schwitzen auch nicht viel, ihr Körper hat so weniger Möglichkeiten, die Hitze loszuwerden“, sagt Dr. Julia Schoierer, Leiterin der Arbeitsgruppe Globale Umweltmedizin und Klimawandel an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aber: „Ihre Körper heizen sich bei Bewegung stärker auf, weil ihre Hautoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen größer ist“, sagt Kinderärztin Dr. Antje Herbst von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) in Berlin.


Quellen:

  • Unfall­for­schung der Ver­si­che­rer, Berlin: Unfall­for­schung der Ver­si­che­rer for­dert mehr Sicher­heit für Kin­der in Las­ten­rä­dern. Online: https://www.udv.de/... (Abgerufen am 14.05.2024)
  • J. Smallcombe, O. Jay, University of Sydney : Covering an infant stroller in hot weather? Here’s what you need to know. Global Heat Health Information Network, Online: https://ghhin.org/... (Abgerufen am 14.05.2024)
  • Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC), München: Was ist der beste Sonnenschutz bei Hitze im Auto?. Online: https://www.adac.de/... (Abgerufen am 14.05.2024)
  • Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC), München: Kindersitz-Normen i-Size und UN ECE Reg. 44. Online: https://www.adac.de/... (Abgerufen am 14.05.2024)