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Das ist mein Alltag:

Im Sommer 2016 wurde bei meinem Mann Alzheimer festgestellt. Wir wollten damals in Dänemark Urlaub machen, mein Mann sollte mit dem Auto nachkommen. Da meinte er, er schaffe das nicht. Das fand ich komisch und konnte das nicht einordnen. Ich redete ihm gut zu und es hat auch alles geklappt. Die Alarmglocken schrillten, als ich Reinhard dort bat, Brötchen zu holen. Ich wollte vor dem Frühstück noch eine Runde joggen. Plötzlich fing mein Mann an zu weinen und meinte, er finde den Weg nicht. Zu Hause sind wir dann gleich zu seinem Hausarzt und zu einer Neurologin. Mittlerweile kann ich Reinhard nicht mehr alleine lassen. Unser Alltag ist anstrengend, auch weil ich wechselnde Arbeitszeiten habe. Wochentags ist Reinhard in der Tagespflege, die restliche Zeit jongliere ich mit vier Pflegern.

Das brachte mich an Grenzen:

Als ich Reinhard öfter morgens um fünf mit unserem Hund auf dem Beifahrersitz dabei erwischt habe, wie er wegfahren wollte, wusste ich: Jetzt muss sich was ändern. Schließlich entschieden wir uns Anfang Januar für eine Demenz-WG. Von dort wollte ich Reinhard täglich abholen, wir hatten ja immer noch unser gemeinsames Leben. Nach einer Woche bekamen wir die Kündigung. Mit eine Begründung war: Mein Mann sei handgreiflich geworden, er passe nicht in die Wohngemeinschaft. In einer Hauruck-Aktion musste ich erneut seinen Umzug organisieren. Reinhard wohnt nun wieder bei mir daheim. Oft frage ich mich, was wird, wenn seine Krankheit schlimmer wird.

Das macht mir Mut:

Reinhard und ich sind immer noch ein gutes Team. Ich habe richtig gelitten, als er in die WG gezogen ist und ich nicht wusste, wie es ihm geht. Die Frage, ob man sich dort richtig um ihn kümmert, trieb mich ständig um. Und auch wenn das Leben mit ihm daheim so hart ist: Ich bin kein Mensch, der aufgibt. Ich koche täglich frisch, fahre meinen Mann zu seinen Therapien, gehe zu Vorträgen und tausche mich mit anderen Angehörigen bei Treffen der Alzheimer Gesellschaft aus. Ich versuche, alles zu tun, was seinen Krankheitsverlauf verlangsamen könnte.

Das gibt mir Kraft:

Wir sind aktiv, spielen jede Woche Tennis und gehen tanzen. Natürlich muss ich Rücksicht nehmen. Reinhard ist schnell müde, er friert leicht, ist nicht mehr so belastbar wie früher. Was ich mir wünsche? Dass mal jemand kommt und zu mir sagt: „Birgit, ich kümmere mich um Reinhard, du fährst jetzt zwei Tage weg und erholst dich.“


Quellen: