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Was ist ein Arzt ohne sein Stethoskop? Eine Chirurgin ohne ihr Skalpell? Oder gar eine Apothekerin ohne Medikamente? Sie können nicht ohne einander. In der Gesundheitsberichterstattung werden die einzelnen Instrumente, Geräte und Arzneimittel dennoch oft zu wenig berücksichtigt. Anders in der Kolumne von Sonja Gibis. Hier kommen die Gegenstände selbst zu Wort und berichten humorvoll aus ihrer Geschichte und ihrem Alltag. In dieser Folge: ein Stichheiler.

Ich begrüße heute einen Gast, den derzeit viele in der Tasche haben dürften. Denn: Es ist Mückenzeit.

Stimmt, derzeit bin ich sehr gefragt. Ob am See oder im Vorgarten, das Sirren der kleinen Blutsauger liegt wieder überall in der Luft. Mich juckt das ja nicht. Sie aber schon, wenn sich so ein kleines Tierchen vollgetrunken hat.

Leider reagiere ich sehr heftig auf Stiche. Dabei sind die Tiere doch so klein. Und in Kürze ist da eine Quaddel, zehnmal so groß wie die winzige Mücke.

Das zeigt nur, dass Ihr Immunsystem sehr aktiv ist. Die Quaddel kommt nämlich tatsächlich nicht vom Stich selbst. Es juckt, weil die Mücke in Ihnen etwas zurücklässt.

Ich dachte, sie saugt etwas heraus, nämlich Blut.

Das natürlich auch. Allerdings nur die Mückenweibchen. Die Männchen futtern lieber Nektar. Die Mädels aber treibt der Blutdurst an. Sie brauchen das Eiweiß aus dem Blut, um Eier zu legen. Um das zu bekommen, stechen sie mit ihrem feinen Rüssel zu. Doch gerade weil er so fein ist, müssen sie aufpassen, dass er nicht verstopft. Sie wissen doch, was Blut macht, wenn es den Körper verlässt.

Ja, natürlich. Es gerinnt.

Der Mücke könnte das ihre Mahlzeit ganz schön verderben. Deswegen hat sie in ihrem Speichel einen Stoff, der die Blutgerinnung hemmt. Den spuckt sie in die Einstichstelle. Außerdem noch ein Betäubungsmittel, damit man den Piks nicht so schnell merkt. Ihrem Immunsystem gefällt das gar nicht. Es greift an. Dabei werden Botenstoffe ausgeschüttet, die eine Entzündung hervorrufen. Und das juckt. Doch zum Glück gibt es ja mich, den elektrischen Stichheiler.

Und wie schaffen Sie es, dass es weniger juckt?

Das will ich Ihnen gern erklären. Aber hören Sie doch erst mal auf, sich ständig zu kratzen. Was seh ich da? Das ist doch ein Mückenstich – und noch ganz frisch. Wenn Sie kratzen, wird es nur schlimmer. Das müssten Sie doch nun wirklich wissen. Kommen Sie mal her. Das haben wir gleich!

Muss das sein? Da hat mich wohl gerade eine Mücke erwischt. Ist aber halb so schlimm. Wirklich!

Jetzt zieren Sie sich mal nicht! Nur ein paar Augenblicke, dann ist es besser.

Uh! Autsch! Das tut weh! Ich glaube, Sie haben mich verbrannt.

Tja, ich bin eben ein feuriges Kerlchen. So 50 bis 60 Grad braucht es nun mal, damit ich wirke. Aber keine Sorge, ich habe das gut im Griff. Das war jetzt auch nur die Kurzbehandlung, drei Sekunden. Ich würde Ihnen eigentlich zu fünf Sekunden raten. Machen Sie das ruhig ein paar Mal, am besten sofort nach dem Stich. Sie werden sehen, die Quaddel ist bald Geschichte und es juckt auch nicht mehr so. Das klappt übrigens auch bei Bienen- und Wespenstichen. Die tun dann nicht mehr so weh.

Und wie machen Sie das?

Das ist zum Teil noch mein Geheimnis. Manche denken, ich sei ein Histamin-Hemmer. Histamin ist der Name eines Botenstoffs, der bei der Entzündung eine wichtige Rolle spielt. Weniger Histamin, weniger Jucken und auch Schwellung. Sicher ist: Es klappt. Sie müssen Ihre Zähne nur kurz zusammenbeißen und bis fünf zählen. Ich bin sicher, Sie schaffen das!


Quellen:

  • Metz M, Eberskirch M, REuter Ch et al.: Efficacy of Concentrated Heat for Treatment of Insect Bites: A Real-world Study . Acta DermatoVenereologica: https://www.medicaljournalssweden.se/... (Abgerufen am 01.08.2024)