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Zieht Licht die Steckmücken wirklich an? Und kann man die lästigen Biester mit einem Topf Lavendel aus dem Zimmer vertreiben? Zu Mücken kursieren viele Mythen und im Handel sind allerlei Produkte erhältlich, die vor Stechattacken schützen sollen. Wir haben dazu Tipps von Profis eingeholt: Dr. Andreas Rose und Sergej Sperling erforschen bei der Firma Biogents in Regensburg, was die fliegenden Blutsauger anzieht und wovon sie sich wirklich abschrecken lassen.

Zieht der Körpergeruch die Mücken an?

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Menschen sind für Mücken von Kopf bis Fuß ein einziges Lockmittel: Sie produzieren Duftfahnen, die den Körper wie eine unsichtbare Wolke umhüllen. Der individuelle „Duftabdruck“ entsteht unter anderem aus Milchsäure, Ammoniak, verschiedenen Fettsäuren und ausgeatmetem Kohlendioxid – doch die genaue Kombination, die manche Menschen für die Blutsauger förmlich unwiderstehlich macht, kennt bis heute niemand.

Können Waschen, Duschen, Seife, Deo oder Parfüm den Eigengeruch maskieren? Im besten Fall ja – für ungefähr zehn Minuten. Hygiene und Beduftung taugen also kaum als Mückenschutz.

Nehmen Mücken Alkohol oder Blutzucker wahr?

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Ein Schlückchen in Ehren? Da trinken Stechviecher gerne mit! Nicht nur die ausgeatmete „Fahne“ lockt sie an, sondern auch Ausdünstungen der Haut. In Studien genügte den Testmücken ein Finger, um alkoholisierte Probanden von nüchternen zu unterscheiden. Je mehr Promille die Testpersonen im Blut hatten, umso begehrter waren sie.

„Süßes“ Blut von Menschen mit Diabetes interessiert dagegen in Mückenkreisen nicht. Ins Reich der Mythen gehört auch, dass Knoblauch und Vitamin D vor Stichen schützen.

Fliegen die Mücken zum Licht?

Angeblich zieht Licht die Mücken an. Ein Irrglaube. Sie stechen im Dunkeln genauso gerne. Andere nachktaktive Insekten – Nachtfalter, Motten, Glühwürmchen – werden dagegen von künstlichem Licht angelockt und irritiert. Wer die Natur schützen will, verzichtet deshalb besser auf Solarlichter und Laternen im Garten.

Ein absolutes No-Go für Terrasse oder Garten sind elektrisch betriebene Lichtfallen. Sie locken Insekten mit UV-Licht an und töten sie mit Strom – und zwar wahllos. Werbliche Produktnamen wie „Moskitokiller“ führen in die Irre, denn Mücken landen eher selten in den Fallen. Menschenduft ist für sie attraktiver. Auch vom Vertreiben der Insekten, wie manche Hersteller behaupten, kann keine Rede sein. Insektenvernichter trifft eher zu: In den Fallen sterben viele Nützlinge. Im Außenbereich sind sie deshalb aus Naturschutzgründen tabu.

Was bewirken Spiralen und Verdampfer gegen Mücken?

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Räucherspiralen fürs Freie wirken. Und sind trotzdem nicht zu empfehlen. Denn mit dem Rauch setzen sie Pyrethroide frei – Gifte, die in hohen Dosen auch für nützliche Insekten tödlich sind. Gleiches gilt für Laternen.

Ähnlich funktionieren Mückenstecker für die Steckdose in Innenräumen. Sie verdampfen – für Menschen geruchlos und unsichtbar – Insektizide, die wahllos auf alles einwirken, was mit sechs Beinen unterwegs ist. Im Handel sind auch Varianten, die statt mit Chemie mit Ultraschall arbeiten. Die sind ebenso harmlos wie wirkungslos.

Repellents: Worauf achten bei Mücken-Abwehrmitteln?

Die klassischen Mücken-Abwehrmittel, sogenannte Repellents, schützen bis zu acht Stunden lang. Wer stark schwitzt, muss häufiger auftragen. Bewährte Wirkstoffe sind DEET und Icaridin, idealerweise in Kombination und in einer Konzentration von 20 Prozent. Noch höhere Konzentrationen bringen keine nennenswerten Zusatzeffekte. Für zwei, drei ungestörte Abendstunden auf der Terrasse genügt auch ein zehnprozentiges Mittel. Ein dritter Wirkstoff, IR3535, gilt als besonders gut verträglich und ist auch für Kleinkinder und Schwangere zugelassen. Was genau in welchem Mittel steckt, steht im Kleingedruckten auf dem Etikett.

Wichtig: das Anti-Mücken-Mittel lückenlos auftragen! Bleibt auch nur ein Quadratzentimeter unbehandelt, wird die Mücke diesen finden. Und bitte nicht vor dem Schwimmen einsprühen: Die Repellents sind nicht wasserfest und die enthaltenen Insektizide für Wasserorganismen stark giftig.

Gibt es natürliche Alternativen zur Mücken-Abwehr?

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Es soll lieber eine natürliche Alternative statt des Mücken-Abwehrmittels sein? Da gibt es den Zitroneneukalyptus. Präparate daraus schützen wirksam, wenn auch nicht ganz so lange wie die chemischen Repellents. Aber: In den Produkten steckt kein auf natürliche Weise gewonnenes ätherisches Öl – auch wenn Zitronenduft und Werbebotschaften das glauben lassen. Um Stechviechern den Garaus zu machen, muss eine bestimmte Substanz aus dem Öl der Pflanzen chemisch extrahiert werden.

Anhänger für den Rucksack, Clips für den Kinderwagen, Sticker, bunte Armbänder: Sie sind laut Werbung frei von Chemikalien, Gerüchen oder Geräuschen. Und leider auch ohne jeden Effekt. Das Geld kann man sinnvoller investieren.

Halten Kräuter die Mücken fern?

Oft werden Kräuter wie Lavendel, Minze, Zitronenmelisse, Thymian oder Rosmarin als natürliche Abwehrmittel gegen Stechmücken emfohlen. Ein paar Töpfchen mit frischem Kräutergrün auf dem Fensterbrett oder neben der Wohnungstür, und schon drehen ungebetene Fluggäste wieder ab. Soweit die Theorie.

In der Praxis sieht es etwas anders aus. Mücken finden auch dann zielsicher den Weg zu ihren Opfern, wenn ihnen dabei Kräuter in die Quere kommen. Sie werden sich vermutlich nicht gerade auf einer Lavendelpflanze auf der Fensterbank niederlassen, um dort auf gute Stech-Gelegenheiten zu warten. Die Pflanze wird sie aber auch nicht daran hindern, durchs geöffnete Fenster in die Wohnung zu fliegen – in der sie verlockenden Menschengeruch wittert.

Heile, heile, Stich!

Das Wichtigste nach Stichen: nicht kratzen! Das aktiviert den Botenstoff Histamin. Ihm ist zu verdanken, dass sich die Haut an der Stichstelle rötet, anschwillt, juckt. Elektrische Stichheiler aus der Apotheke können den Juckreiz lindern: Sie verhindern durch kurze Hitze-Impulse die Ausschüttung des Histamins.

Ob sie auch Krankheitserreger abtöten können, die durch Mückenstiche übertragen werden, ist jedoch nicht ausreichend belegt. Wer sich in Risikogebieten vor solchen Krankheiten schützen möchte, sollte Mücken deshalb dort lieber mit Repellents oder Netzen fernhalten.

Ventilatoren: Gegenwind für Plagegeister

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Auch die hungrigste Mücke schafft es nicht, gegen einen Luftstrom anzufliegen. Ventilatoren, zum Beispiel an den Ecken eines Pavillons angebracht oder beim Esstisch aufgestellt, halten stechlustige Exemplare auf Distanz – ganz ohne Chemie.

Wie lassen sich Mücken durch Kleidung abwehren?

Besser nichts Schwarzes anziehen – und Hell-Dunkel-Kontraste vermeiden. Denn Mücken fliegen auf dunkle Farben. Weit geschnittene Kleidungsstücke mit langen Ärmeln und Hosenbeinen schützen. Durch eng anliegende Shirts und sogar Jeans bohrt sich der Stechrüssel locker durch.

Für längere Aktivitäten im Freien gibt es Funktionskleidung mit eingebautem Insektenschutz – ursprünglich für das Militär entwickelt, heute auch bei Outdoor-Ausstattern im Angebot. Die Textilien enthalten spezielle Gewebe, die Stechattacken widerstehen, oder sind chemisch imprägniert. Wenn Mücken auf solchen Stoffen zur Landung ansetzen, nehmen sie über Rezeptoren an ihren Füßen die Abwehrstoffe wahr – und bekommen „heiße Füße“: Die Tiere heben die Beinchen hoch, und suchen das Weite. Wissenschaftler sprechen vom „hot feet“-Effekt.

Alternativ gibt es auch Imprägniersprays für die Kleidung, erhältlich zum Beispiel in Apotheken. Sie enthalten die gleichen Abwehrstoffe wie Repellents für die Haut, die Wirkung dieser Mücken-Abwehr-Mittel hält aber nicht so lange an.


Quellen: