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Es gibt immer mehr Helmträgerinnen und Helmträger unter den Fahrradfahrern. 2023 trugen bereits 44 Prozent aller Radfahrerinnen und Radfahrer einen Schutzhelm, das zeigt eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch-Gladbach. 2020 waren es noch ein Viertel, 2010 lag der Anteil gerade einmal bei neun Prozent. Aber was macht einen guten Kopfschutz für Radlerinnen und Radler aus?

Was ist der richtige Fahrradhelm für mich?

Die erste Frage, die man noch vor einer Fachberatung klären kann, ist die Art des Helmes. In den allermeisten Fällen ist ein „normaler“ Allrounder-Helm der passende Helm, den die meisten Menschen etwa beim Fahrradfahren im Stadtverkehr oder bei kleineren Fahrradtouren mit der Familie tragen.

Es gibt aber auch Helme für besondere Herausforderungen:

  • Mountainbike-Helme haben normalerweise zusätzliche größere Belüftungsöffnungen an der Oberseite, weil es bei längeren Touren heiß unter der Kopfbedeckung werden kann. Sie haben auch häufig ein Visier, das vor Sonne, aufgewirbelten Steinchen und Ästen schützt.
  • Rennradhelme sind besonders windschnittig und wiegen vergleichsweise wenig, sie kosten aber meist deutlich mehr als Allrounder-Helme.

Wenn man weiß, welche Art von Helm man haben möchte, sollte man sich in einen Fachhandel begeben. Das muss nicht zwingend ein spezialisiertes Fahrradgeschäft sein, es kann auch ein Sportgeschäft oder ein größeres Einkaufshaus mit einer Sportabteilung sein.

Im Internet sollte kein Fahrradhelm bestellt werden. „Jeder Kopf ist anders, man sollte einen Fahrradhelm vorm Kauf daher anprobieren. Das Fachpersonal im Laden kann auch Tipps bei der Wahl geben“, sagt Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).

Wie findet man die richtige Größe des Fahrradhelms?

Der einfachste Weg ist eine Beratung im Fachhandel. Hier kann man verschiedene Größen ausprobieren, bis man einen Helm gefunden hat, der die richtige Größe besitzt und gut sitzt.

Natürlich kann man auch zunächst mit einem Maßband den Kopfumfang messen. Dazu legt man das Maßband etwa einen Zentimeter über den Augenbrauen an und führt es einmal um den Kopf, ohne Druck auszuüben. Da auf den Helmen angegeben ist, für welchen Kopfumfang sie geeignet sind, kann man gezielt nach einem Helm für den eigenen Kopfumfang suchen.

Doch auch wenn die angegebene Größe und der gemessene Kopfumfang passen, sollte man ausprobieren, ob der Helm auch richtig sitzt.

Wann sitzt der Fahrradhelm richtig?

Damit der Helm richtig und sicher sitzt, muss er richtig aufgesetzt werden. Zwischen den Augenbrauen und der Helm-Unterkante sollten etwa ein bis zwei Fingerbreit Platz sein. „Darauf sollte man achten. Denn häufig werden Helme zu weit in den Nacken geschoben – aus modischen Gründen oder weil die Helmkante als störend empfunden wird. Dann kann bei einem Sturz der Helm aber in den Nacken rutschen und dort selbst Verletzungen verursachen“, sagt Roland Huhn vom ADFC.

Damit der Fahrradhelm richtig sitzt, sollte man auf ein paar Dinge achten.

Damit der Fahrradhelm richtig sitzt, sollte man auf ein paar Dinge achten.

Fahrradhelm richtig einstellen

Mit einem Verstellsystem an der Hinterseite wird der Helm angepasst. Das funktioniert je nach Helm entweder mit einem im Nacken verstellbaren Ring, der den ganzen Kopf umschließt. Oder über ein Verstellsystem, das nur im Nacken und auf der Kopf-Hinterseite weiter und enger gestellt wird.

Fahrradhelm sollte weder drücken noch rutschen

Ein gut sitzender Helm darf weder unangenehm drücken noch hin und her rutschen, wenn man den Kopf schüttelt. „Der Kinnriemen sollte so locker sitzen, dass noch ein Finger zwischen Gurt und Kinn passt“, sagt Huhn. Er empfiehlt, vor der ersten Fahrt den Helm probezutragen und einmal die richtige Einstellung zu finden.

Was unterscheidet günstige Helme vom Discounter von teureren Modellen?

„Der Griff zum Discounter-Helm ist grundsätzlich kein Problem. Günstige Helme sind nicht automatisch schlechter als teure“, sagt Roland Huhn vom ADFC. Denn alle Helme müssen die Mindestanforderungen der DIN-EN 1078 erfüllen. Zusätzlich weisen sogenannte GS-Kennzeichen oder TÜV-Prüfzeichen auf unabhängige Prüfungen hin, mit denen auch manche Helme vom Discounter aufwarten.

Möglicherweise sind teure Modelle bequemer, leichter oder luftiger, aber das muss nicht so sein. Das Problem bei Discounter-Helmen sei jedoch, dass man vor Ort keine Beratung habe, sagt Huhn. Außerdem sind Helme beim Discounter oft nur zeitweise im Angebot – und daher nicht immer dann, wenn man gerade einen Helm sucht.

Was ist bei Kinderhelmen besonders zu beachten?

Bei Kindern gilt wie bei Erwachsenen: Nicht jeder Helm passt. Um den individuell passenden Fahrradhelm zu finden, sollte das Kind in jedem Fall beim Kauf dabei sein.

Helm mit aussuchen und anprobieren

So kann das Kind den Helm anprobieren. Und es sollte ihn insgesamt mögen. Denn: „Ein Fahrradhelm, der dem Kind nicht nur passt, sondern auch optisch gefällt, wird eher getragen“, so Huhn. Beim Verschluss des Bandes unterm Kinn neigen manche Verschlüsse dazu, die Haut einzuklemmen. Wenn das Kind damit zu kämpfen hat, gibt es neuartige Magnetverschlüsse, die möglicherweise komfortabler sind. Das gilt übrigens auch für Erwachsene.

Helm nicht auf dem Spielplatz tragen

Außerdem sollten Erwachsene unbedingt darauf achten, dass Kinder ihren Helm auf dem Spielplatz absetzen, weil sonst gefährliche Verletzungen drohen, betont Huhn: „Die Spielgeräte sind so konstruiert, dass ein Kinderkopf durchpasst. Mit einem Helm auf dem Kopf können Kinder hängenbleiben und sich strangulieren.“

Wie lange hält ein Fahrradhelm?

Es gibt kein direktes Verfallsdatum für einen Helm. Als Faustregel empfiehlt der ADFC, den Helm nach etwa fünf Jahren auszutauschen. Auf drei Sachen sollte man besonders achten:

  1. Verschleißspuren: Wenn sich starker Verschleiß zeigt, etwa Risse im Kunststoff, sollte man den Helm austauschen.
  2. Fahrradhelm nach Sturz: „Nach einem Sturz auf den Kopf sollte auf jeden Fall ein neuer Helm her, weil die Schutzwirkung beeinträchtigt sein kann durch mögliche Schäden, die man von außen nicht immer erkennt“, sagt Huhn.
  3. Gebrauchte Helme: Deshalb ist grundsätzlich davon abzuraten, gebrauchte Helme zu kaufen.

Wovor kann ein Helm schützen – und wovor eher nicht?

Bei einem Sturz reduziert der Fahrradhelm das Risiko einer Kopfverletzung um 85 Prozent. Das zeigte eine im renommierten Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ erschienene Studie. Natürlich bieten auch Fahrradhelme keinen hundertprozentigen Schutz. „Bei Kollisionen mit schnellen Kraftfahrzeugen kommt die Schutzwirkung an ihre Grenzen“, sagt Huhn. Doch auch dann – gerade dann – dürfte in vielen Fällen ein Fahrradhelm eine Kopfverletzung zumindest ein Stück weit abmildern und kann den Träger womöglich vor bleibenden Schäden bewahren.


Quellen:

  • Thompson RS et al: A case-control study of the effectiveness of bicycle safety helmets . N Engl J Med: //pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • Bundesanstalt für Straßenwesen: Gurte, Kindersitze, Helme und Schutzkleidung – 2023. https://www.bast.de/... (Abgerufen am 04.07.2024)