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Je näher der Tag rückt, desto größer wird die Vorfreude, vielleicht aber auch die Nervosität oder gar Angst vor der Geburt: Bei kaum einem anderen Ereignis liegen so viele große Gefühle so nah beieinander. Kein Wunder: „Die Geburt ist eines der elementarsten Erlebnisse einer Frau“, sagt Katrin Gallinat, Hebamme am Universitätsklinikum Ulm. „Die 90-jährige Oma erzählt noch genauso von ihren Geburten wie die frischgebackene Mama – das bleibt einfach in uns drin.“ Und es hinterlässt Spuren, wie Studien zeigen: Ein positives Geburtserlebnis trägt zu einer stabilen Mutter-Kind-Bindung bei und stärkt die psychische Gesundheit der Frau.

Unglückliche Mutter mit Baby

Was bei einem Geburtstrauma helfen kann

Der Gynäkologe und Psychotherapeut Dr. Wolf Lütje hilft Frauen, die die Geburt ihres Kindes als traumatisch erlebt haben. Hier erklärt er, wie es zu einem Geburtstrauma kommen kann zum Artikel

Welche Faktoren sorgen für ein positives Geburtserlebnis?

Was aber macht ein positives Geburtserlebnis aus? Ein Patentrezept gibt es nicht. Denn jede Schwangere hat andere Bedürfnisse und es gibt jede Menge Entscheidungen, die getroffen werden müssen oder können: Wo möchte ich mein Kind bekommen? Zu Hause? Im Wasser? In der Klinik – und wenn ja, in welcher? Soll der Partner mit dabei sein oder doch lieber die beste Freundin? Jede Frau bringt ihre ganz eigenen Erfahrungen mit.

Eine Schwangere, die bereits eine extrem schmerzhafte Geburt hinter sich hat, wünscht sich vielleicht eher eine Periduralanästhesie (PDA) oder will von vornherein einen Kaiserschnitt. „Eine selbstbestimmte Geburt bedeutet nicht, dass die Frau alles alleine machen muss oder die Entbindung immer interventionsarm ist“, betont Katrin Gallinat. „Jede Geburt kann gut sein – das Wichtigste ist, dass sie gut begleitet und das Paar gut unterstützt wird.“

Doch hier hakt es häufig. Denn in vielen Geburtskliniken fehlt es an Personal, oft müssen Hebammen mehrere Gebärende gleichzeitig betreuen. Unter anderem dadurch kommt es laut Deutschem Hebammenverband zu mehr Interventionen wie der Gabe von Wehenmitteln, einer PDA oder einem Kaiserschnitt – obwohl diese nicht immer nötig wären. Hinzu kommt: Oft zieht ein Eingriff den nächsten nach sich.

„Ich will einen Kaiserschnitt“

Vanessa Armbruster hatte eine traumatische erste Geburt. Die zweite wird besser:

„Das Schlimmste bei der Geburt meines ersten Sohnes war der Kontrollverlust. Die Geburt wurde eingeleitet, 15 Stunden später endete sie in einem Kaiserschnitt, dazwischen ist viel passiert. Ich habe lange gebraucht, um mein Geburtstrauma aufzuarbeiten. Als ich wieder einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hatte, wusste ich: Dieses Kind kommt per geplantem Kaiserschnitt.

Ich habe zu große Angst, wieder traumatisiert zu werden, wenn wir es bei Kind zwei wieder erst mit einer natürlichen Geburt versuchen. Ich möchte nicht noch mal in eine Situation kommen, in der jemand anderes als ich über meinen Körper bestimmt. Ich habe jetzt schon einige Krankenhäuser in der Umgebung angesehen und viele Fragen zum geplanten Kaiserschnitt gestellt. Wir haben ein Krankenhaus gefunden, dass „Kaisergeburten“ durchführt.

Das bedeutet, dass das blaue OP-Tuch abgesenkt wird, wenn das Kind aus dem Bauch geholt wird. Ich bin also ganz nah dabei. Von anderen Frauen habe ich gehört. dass diese Art der Geburt sehr heilsam für sie war und glaube, dass es auch für uns genau die richtige Geburt wird. Mir ist vor allem wichtig, dass das Baby und ich gleich nach der Geburt bonden können.“

Welche Orte für Geburten gibt es?

Die Rahmenbedingungen in den Kliniken können Frauen nicht ändern. Aber indem sie sich mit ihren eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen auseinandersetzen und sich viel Wissen aneignen, können sie die Chance auf eine selbstbestimmte Geburt erhöhen.

„Das fängt bei der Wahl des Geburtsortes an“, sagt Prof. Stephanie Wallwiener, Leiterin der Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin der Universitätsmedizin Halle. Sind Mutter und Kind gesund und bestehen keine besonderen medizinischen Risiken, kommen neben der Klinik auch ein Geburtshaus oder das eigene Zuhause infrage. Dort ist eine individuelle Betreuung sehr viel wahrscheinlicher.

Neugebornes Baby

Fünf Faktoren für eine entspannte Geburt

Es gibt kein Patentrezept für eine selbstbestimmte Geburt. Dennoch kann es hilfreich sein, sich über einige Faktoren, die das Geburtserlebnis beeinflussen können, vorher Gedanken zu machen zum Artikel

Dennoch: 98 Prozent der Frauen entscheiden sich für die Klinik. Da gebe es teils große Unterschiede, sagt Wallwiener. „Einige Kliniken sind besser ausgestattet und können eine viel intensivere Betreuung während der Geburt gewährleisten.“ Die Expertin empfiehlt, die Informationsabende der Kliniken wahrzunehmen. Dort können sich die Paare schon mal ein Bild von den Räumlichkeiten machen und Fragen stellen – insbesondere danach, wie wahrscheinlich eine Eins-zu-eins-Betreuung ist.

Eine Alternative zum Schichtsystem in den Kliniken kann eine Beleghebamme sein. Dabei handelt es sich um eine freiberufliche Hebamme, die die Schwangere meist schon vor der Geburt betreut, ihre Bedürfnisse daher gut kennt. Allerdings gibt es nur noch wenige Beleghebammen. Außerdem müssen Schwangere ein Krankenhaus finden, in dem Beleg-Geburten möglich sind.

„Solange ich in der Hypnose war, waren die Schmerzen aushaltbar“

Luisa Krack hat bei zwei Geburten Selbsthypnose angewandt – und damit die Eröffnungsphasen gut geschafft:

„Im vierten Monat habe ich damit angefangen, Selbsthypnose für die Geburt zu üben. Das Konzept dahinter erschien mir total sinnvoll: Schmerzen sind besser ertragbar, wenn wir entspannt sind. Das hat mich motiviert, viel zu üben. Ich hatte eine Hauptmeditation, die ich immer wieder gemacht habe. Mit App und Kopfhörern habe ich dann im Bett oder auf dem Sofa meditiert und bin mental zu meinem Kraftort gegangen. Das ist für mich ein Ort am See, an dem ich in meiner Kindheit viel war.

Als die Geburt zwei Wochen über Termin nach einer Einleitung losging und die Wehen immer stärker wurden, habe ich mich daheim in die Badewanne gelegt und die Meditation angemacht. Ich habe gemerkt, dass ich mit der Selbsthypnose trotz Wehen entspannt bleiben kann. Die Hypnose hat mir so gut geholfen! „Entspann deinen Nacken, entspann deinen Kiefer, atme dem Schmerz entgegen“ – die Mantras habe ich verinnerlicht. Wenn ich doch den Fokus verloren habe, waren die Schmerzen viel stärker und ich habe ein bisschen Panik bekommen, ob wir den Weg ins Krankenhaus noch schaffen.

Als wir letztendlich im Krankenhaus angekommen sind, ging es direkt in den Kreißsaal. Bei den Presswehen war die Hypnose für mich gar nicht mehr passend – da wollte ich die Schmerzen rausbrüllen, es wurde ziemlich wild. Vor fast zwei Jahren war ich mit meinem zweiten Kind schwanger. Die Hypnose habe ich vor der Geburt nicht mehr geübt, sondern darauf vertraut, dass ich schnell wieder in diesen mentalen Zustand kommen kann. Es hat mir sicherlich geholfen, dass ich davor schon Meditationserfahrung hatte und mich mit meinem Atem und Körper gut verbinden kann.“

Was sind Hebammenkreißsäle?

Um eine individuelle Begleitung der Frauen zu fördern, eröffnen zudem immer mehr Kliniken – derzeit sind es rund 45 in Deutschland – sogenannte Hebammenkreißsäle. Hier werden Frauen bei der Geburt ausschließlich von Hebammen betreut. Voraussetzung: Die Frauen sind gesund und haben unauffällige Schwangerschaften. „Damit können wir unsere ureigene Funktion – die Geburtshilfe – stärken“, sagt Gallinat, die im Hebammenkreißsaal des Uniklinikums Ulm arbeitet.

Der Vorteil gegenüber einer Geburt zu Hause oder im Geburtshaus: „Kommt es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten oder die Frau wünscht doch eine PDA, können wir direkt ärztliche Hilfe hinzuziehen, ohne den Raum wechseln zu müssen“, erklärt die Hebamme. Dies passiere in etwa einem Drittel der Fälle. Die Nachfrage in Ulm sei bislang groß. Dass es für viele der Frauen die erste Geburt ist, merke man ihnen meist gar nicht an, erzählt Gallinat. „Sie sind oft sehr bei sich und haben sich mit den eigenen Wünschen viel auseinandergesetzt.“

Das Team möchte die Paare darin unterstützen, auf den natürlichen Geburtsvorgang zu vertrauen. „Frauen haben die Stärke, eine Geburt zu schaffen“, betont Gallinat. Das Wissen darum könne helfen, Ängste abzubauen und der Geburt eher mit einem gewissen Respekt und mehr Vorfreude zu begegnen.

„Ich war sehr im Einklang mit mir“

Antonia Fischer entschied sich bei ihrem zweiten Kind für eine Hausgeburt:

„Bei der Geburt meines ersten Kindes habe ich gemerkt, dass ich auch in der Klinik instinktiv alles selbst entschieden habe. Es hat mich gelehrt: Ich kann auf mich und meine Fähigkeiten bauen. Mein nächstes Kind wollte ich zu Hause bekommen – dort, wo ich mich wohlfühle.

Als ich wieder schwanger wurde, habe ich eine Hebamme gesucht, die Hausgeburten begleitet – und Anna gefunden. Auch mein Partner Simon war offen für das Thema Hausgeburt und hatte großes Vertrauen in mich. Falls es Komplikationen geben sollte, würden wir in die nächste Klinik fahren. Angst hatte ich keine. Dafür mein Umfeld: Von allen Seiten hagelte es Bedenken. Das war hart, verunsichert hat es mich aber nicht. Ich war sehr im Einklang mit mir und der Schwangerschaft. Ich wusste, dass ich eine Hausgeburt will und das kann.

Als die ersten Wehen einsetzten, informierte ich Anna. Zu Hause hörten Simon und ich meine Wohlfühlmusik. Mitten in der Nacht wusste ich: Anna muss kommen, jetzt geht es richtig los. Die Schmerzen waren viel stärker als bei meiner ersten Geburt. Doch Anna unterstützte mich mental und hörte zwischendurch die Herztöne ab. Auch Simon war die ganze Zeit da, redete mir gut zu. Trotz des Ausnahmezustandes war ich bei mir und wusste: Jede Welle bringt mich näher zu meinem Kind. Wie wir erst später herausfanden: Unser Sohn war ein „Sternengucker“ und brauchte deshalb mehr Platz, um durch den Geburtskanal zu kommen.

Ich bin froh, dass ich das vorher nicht wusste, denn es hätte mich vielleicht während der Geburt gehemmt. Aber ich habe es geschafft und unseren Sohn in unserem Familienbett zur Welt gebracht. Aus eigener Kraft. Ein unbeschreibliches Gefühl!“

Welchen Einfluss hat das innere Mindset?

Dass innere Einstellungen und Glaubenssätze einen Teil des Geburtsverlaufes erklären können, hat Dr. Lisa Hoffmann vom Institut für Psychologie der Universität Bonn in einer Längsstudie mit 300 Teilnehmerinnen herausgefunden: Frauen, die die Entbindung als natürlichen Prozess ansahen, brauchten weniger medizinische Unterstützung bei der Geburt und hatten ein positiveres Erleben nach der Entbindung als Frauen, die die Geburt eher als medizinisches Ereignis wahrnahmen. Verschiedene Erklärungen dafür seien denkbar, sagt Hoffmann. „Personen mit eher medizinischem Mindset sind möglicherweise ängstlicher und dadurch verkrampfter, was zu Komplikationen führen kann.“ Außerdem entscheiden sie sich wahrscheinlicher für Interventionen wie eine PDA.

Das bedeute jedoch nicht, dass es ein gutes und ein schlechtes Mindset gibt, betont Hoffmann. „Es ist wenig hilfreich zu hören: Entspann dich, eine Geburt ist doch ganz natürlich“, so die Psychologin. Viel wichtiger sei es, erst mal für sich herauszufinden: Was bin ich für ein Typ? Und dann zu schauen: Welche Umgebungsfaktoren würden mir helfen, um mich maximal zu entspannen? Wer soll dabei sein? Was hilft mir, Schmerz auszuhalten? Was brauche ich, um mich sicher zu fühlen? Ziel sollte es sein, Gebärende in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen zu unterstützen. Das kann Katrin Gallinat nur unterstreichen. „Es geht darum, die Frau und das Paar in ihrem individuellen Weg zu bestärken.“

Warum ist ein Geburtsplan wichtig?

Im Vorfeld aufschreiben, wie die Geburt im Idealfall verlaufen soll: ein solcher Wegweiser hat viele Vorteile:

Bitte keine Schmerzmittel, bloß kein Dammschnitt und während der Austreibungsphase folgende Playlist abspielen … Im Geburtsplan schreibt die Gebärende auf, welche Wünsche und Erwartungen sie an die Geburt hat. Laut eines australischen Diskussionspapiers, das kürzlich im Fachmagazin Midwifery veröffentlicht wurde, kann ein Geburtsplan sogar helfen, Traumata zu verhindern. Denn eine schlechte Geburtserfahrung oder gar ein Trauma entsteht meist, wenn die Frau sich ausgeliefert fühlt und während der Geburt nicht in Entscheidungen einbezogen wird. Und das trifft je nach Studie auf 10 bis 30 Prozent aller Geburten zu.

Laut der australischen Hebammen fördere ein Geburtsplan die Kommunikation im Kreißsaal: Alle sehen auf einen Blick, welche Gedanken sich die Schwangere gemacht hat. Und sollte ein Eingriff trotz ursprünglicher Ablehnung nötig sein, wird das besprochen. Während der Geburtsplan in anderen Ländern schon fest als Standard verankert ist, ist es in Deutschland den Frauen überlassen, ob sie einen mitbringen. Üblicherweise spielt die Schwangere alle Phasen der Geburt im Kopf durch, überlegt und schreibt auf, was ihr beim Entspannen helfen kann oder welche medizinische Unterstützung sie sinnvoll findet oder ablehnt.

Wie genau der Plan aussieht, ist egal. Es gibt gute Vordrucke im Internet wie etwa vom Uniklinikum Ulm, die Gedanken können aber auch einfach selbst auf Papier aufgeschrieben werden. Wichtig: Der Geburtsplan ist für Hebammen, Ärzte und Ärztinnen nicht bindend. Gerade in Notfällen kann er oft nicht berücksichtigt werden. Daher wäre eigentlich etwa der Ausdruck „Wegweiser für die Geburt“ passender.

Wie finde ich das richtige Konzept für mich?

Je nachdem kann die Vorbereitung auf die Geburt unterschiedlich ausfallen. „Manche sind mit der klassischen Geburtsvorbereitung gut unterwegs, andere profitieren sehr von zusätzlichen Konzepten wie Hypnobirthing“, sagt Hebamme Gallinat. Dabei geht es darum, Ängste abzubauen, das Selbstvertrauen zu stärken und den Geburtsvorgang mit positiven Bildern zu verknüpfen. Statt von Wehen wird beispielsweise von Wellen gesprochen, den Geburtsweg stellt man sich als Blüte vor, die sich öffnet.

Das Ziel: Je weniger Angst die werdende Mutter hat, desto besser kann sie sich entspannen. „Alle Maßnahmen, die den Umgang mit Schmerz unter der Geburt erleichtern und einem das Gefühl von Kontrolle geben, sind förderlich“, sagt Gynäkologin Wallwiener. Die Ärztin rät vor allem dazu, flexibel zu bleiben. „Gerade wenn es das erste Kind ist, hat man ja oft noch gar keine Vorstellung, wie sich eine Wehe anfühlt und wie gut man damit umgehen kann. Nachher ist man doch enttäuscht, weil man eigentlich ohne PDA auskommen wollte – und sie dann doch nötig wird.“

Grundsätzlich hilft es, sich mit dem Ablauf einer Geburt auseinanderzusetzen. Zu wissen, was in verschiedenen Situationen auf einen zukommen kann, erleichtert oft den Umgang damit. „Hat die Frau vorab zum Beispiel schon mal eine Saugglocke gesehen, kann sie meist recht gut damit umgehen, sollte tatsächlich eine zum Einsatz kommen“, sagt Wallwiener.

Wo will ich gebären?

Mit der Wahl des Ortes entscheidet sich zum Teil auch, wie die Geburt verläuft. Die wichtigsten Unterschiede im Überblick:

Zu Hause

Eine Hausgeburt komme nur bei einer komplikationslosen Schwangerschaft infrage, betont Andrea Hagen-Herpay vom Deutschen Hebammenverband. Doch dann gibt es zwei große Vorteile: „Ich bin in meinem Zuhause. Keine fremden Gerüche, keine fremden Bakterien.“ In dieser Intimität kann es Frauen leichter fallen, sich zu entspannen – das wiederum begünstigt den Geburtsverlauf. „Außerdem wird die Frau von Anfang bis Ende von einer Hebamme betreut.“ Kein Schichtwechsel, kein Personalmangel. Aber: Medizinische Eingriffe sind nicht möglich. Weder eine PDA noch einen Notkaiserschnitt gibt es zu Hause. Muss die Frau ins Krankenhaus, kann wichtige Zeit verloren gehen.

„Ich bin in meinem zuhause. Keine fremden Gerüche, keine fremden Bakterien.“ In dieser Intimität kann es Frauen leichter fallen, sich zu entspannen – das wiederum begünstigt den Geburtsverlauf. „Außerdem wird die Frau von Anfang bis Ende von einer Hebamme betreut.“ Kein Schichtwechsel, kein Personalmangel. Aber: Medizinische Eingriffe sind nicht möglich. Weder eine PDA, noch ein Notkaiserschnitt gibt es zuhause.

Geburtshaus

„Von der Betreuung her ist das wie eine Hausgeburt“, sagt Hebamme Hagen-Herpay. Aber Geburtshäuser sind besser ausgestattet. Mit einer großen Badewanne zum Beispiel und einem festen Platz für eine Säuglings-Reanimation. Arzt oder Ärztin gibt es im Geburtshaus nicht. 2022 wurden 16 Prozent der außerklinischen Geburten abgebrochen und die Schwangere in ein Krankenhaus gebracht. Nur bei einem Prozent war es ein Notfall, alle anderen Frauen wurden in Ruhe rechtzeitig verlegt.

Und es gibt einen festen Platz für eine Säuglings-Reanimation. 2022 wurden 16 Prozent der außerklinischen Geburten abgebrochen und die Schwangere in ein Krankenhaus gebracht. Nur bei einem Prozent war es ein Notfall, alle anderen Frauen wurden in Ruhe rechtzeitig verlegt.

Krankenhaus

Die meisten Geburten finden im Krankenhaus statt. Wie gut die Schwangere von den Hebammen betreut wird, hängt vom Dienstplan und dem Andrang an dem Tag ab. „Wenn ich im Krankenhaus aufgenommen werde, werde ich auch betreut“, sagt Hagen-Herpay. „Aber nicht unbedingt im Eins-zu-eins-Verhältnis.“ Gibt es einen Hebammenkreißsaal oder die Schwangere konnte eine Begleit-Beleghebamme organisieren, wird auch trotz Personalmangel rundum betreut. Der Vorteil im Krankenhaus: Bei Komplikationen können Ärztinnen und Ärzte innerhalb von Sekunden reagieren. Der Nachteil: Die Intimität fehlt oft, die Umgebung ist fremd und durch die genaue Überwachung oder Zeitdruck kann es auch zu eigentlich unnötigen Interventionen kommen.

Perinatalzentrum

Bei gewissen Risikofaktoren wie einer drohenden Frühgeburt, Schwangerschaftkomplikationen oder Fehlbildungen beim Baby ist klar: Die Geburt sollte in einem Perinatalzentrum stattfinden. Diese Häuser haben zusätzlich zur Geburtshilfe eine neonatologische Abteilung. Hier können Früh- und Neugeborene rundum versorgt werden und die Teams sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Da in ein Perinatalzentrum oft Frauen aus einem großen Einzugsgebiet kommen, sind es meist große Häuser. Ein Perinatalzentrum in der Nähe finden geht über die Suche hier.

Was bringt ein Geburtsplan?

Bei den Anmeldegesprächen in Kliniken werden bereits Wünsche und Bedürfnisse der Frau thematisiert. Ein gutes Instrument ist auch ein Geburtsplan, in dem die Frau ihre Wünsche und No-Gos notieren kann. „Er ist wie ein Leitfaden und gehört immer vorne in die Akte“, sagt Katrin Gallinat.

Wenn das Personal zwischendurch wechselt, weiß jeder Bescheid – und kann darauf eingehen, auch dann, wenn man vielleicht davon abweichen muss. „Dann reicht es oft, einen Satz zu sagen: Ich weiß, dass Sie das gerne vermeiden wollten, aber wir sollten dies und jenes machen.“

Ein Trauma entstehe vor allem dann, wenn etwas über den Kopf der Frau hinweg entschieden werde. Das bestätigt auch Wallwiener: „Meine Erfahrung in den vielen Jahren ist: Wenn man sich kurz Zeit nimmt, zu erklären, wie die Situation ist und warum wir etwas empfehlen, können es eigentlich fast alle nachvollziehen und den Weg dann auch mitgehen.“

Nicht nur die Geburtshelferinnen und -helfer, sondern auch die Begleitperson sollte in die Wünsche und Erwartungen der Frau eingeweiht sein. „Die Begleitperson ist dafür da, alles für die werdende Mutter zu tun, dass es ihr in dem Moment gut geht und sie einen persönlichen Ansprechpartner hat“, sagt Psychologin Lisa Hoffmann. Fühlt sie sich gut aufgehoben? Oder unverstanden, aber schafft es nicht, das zu sagen?

Die Begleitperson kann das Sprachrohr sein. „Sie hat ja den Vorteil, dass sie nicht durch Schmerzen so stark eingeschränkt ist“, so Hoffmann. „Selbst wenn die Person sich unsicher ist, kann sie zum Beispiel sagen: ‚Da sollten wir jetzt erst mal meine Frau fragen, ob das so für sie in Ordnung ist.‘“, rät die Psychologin.

Neben aller Vorbereitung plädiert sie vor allem dafür, gütig mit sich zu sein. Bei der Geburt gebe es kein Ideal, das es zu erreichen gelte. „Wichtig ist, zu wissen, dass es eine wirklich herausfordernde Situation ist und man versucht, es so gut zu machen, wie man kann“, so Hoffmann. „Das ist auch das Schöne an der Geburt: Sie ist so ein Ausgangspunkt zur Elternschaft – da ist es ja genauso.“


Quellen:

  • Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V.: Qualitätsbericht 2022, Außerklinische Geburtshilfe in Deutschland. https://www.quag.de/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • Bell C, Dahlen H & Davis, D: Finding a way forward for the birth plan and maternal decision making: A discussion paper. https://www.sciencedirect.com/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • Hoffmann L, Hilger N & Banse R: The mindset of birth predicts birth outcomes: Evidence from a prospective longitudinal study. https://onlinelibrary.wiley.com/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • Deutscher Hebammen Verband : Der Hebammenkreißsaal. Online: https://hebammenverband.de/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • Deutscher Hebammen Verband: Unsere Hebammen Fakten & Infos, Was bedeutet eine gute Versorgung im Kreißsaal?. https://www.unsere-hebammen.de/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Klinik, Geburtshaus oder Hausgeburt – wohin zur Geburt?. Online: https://www.familienplanung.de/... (Abgerufen am 04.07.2024)