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Nürnberg, um 1520. „Ihr habt davon doch keine Ahnung!“, beginnt Paracelsus einen wütenden Brief an die Stadtverwaltung. In mehreren Schriften hatte der berühmte Schweizer Arzt vor einer Arznei gewarnt, die in seiner Zeit zu Höchstpreisen gehandelt wird: das Guajak-Holz. Angeblich soll es die Syphilis heilen, eine neue Seuche, die damals seit einigen Jahrzehnten in Europa wütet. Doch außer den Fuggern helfe das Holz niemandem, warnt Paracelsus. Die Fugger führen das vermeintliche Heilmittel aus Übersee nach Deutschland ein – und verkaufen es teuer.

Fragwürdige Standard-Therapie

Doch hört man auf den kritischen Arzt? Nein. Stattdessen wird der Druck seiner Bücher in Nürnberg verboten. Wahrscheinlich, weil die Fugger ihre Kontakte spielen ließen. Ein Skandal, das findet nicht nur Paracelsus.

Hinzu kommt, dass auch die Standard-Therapie seiner Zeit durchaus mehr als zweifelhaft ist. Behandelt wird die Syphilis damals in der Regel mit Quecksilber, das bekanntlich hochgiftig ist. Auch hier ist es wieder der Arzt Paracelsus, der mahnt, das Metall nur in kleinen Mengen zu verabreichen. Er prägt den berühmten Spruch: „Die Dosis macht das Gift.“ Ob die Quecksilberkur tatsächlich wirkte, ist unklar. Fest steht allerdings: Viele Syphilis-Kranke starben nicht an der Krankheit, sondern an der Behandlung.

Medikamente werden heutzutage auf ihre Wirksamkeit getestet

Dieser kurze Blick in die Medizingeschichte mag einen versöhnen, wenn man in einem Beipackzettel mal wieder auf eine lange Liste von Nebenwirkungen blickt. Denn trotz allem kann man sicher sein: Das Medikament, das man in den Händen hält, wirkt. Und es nützt mehr, als es schadet. „Jedes Arzneimittel muss wirksam und sicher sein“, erklärt Maik Pommer vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn.

Weder das wirkungslose Guajak-Holz noch das schwer giftige Quecksilber hätte heute eine Chance, auf den Arzneimittelmarkt zu kommen. Dass dies so ist, garantiert das Arzneimittelgesetz. Der Weg bis zu seiner heutigen Form war allerdings lang und von Skandalen begleitet. Ausgelöst wurden sie oft durch Unwissenheit und mangelnde Vorsicht, teils auch durch allzu starken Glauben an den Fortschritt – oder wie im Fall des Guajak-Holzes durch Profitgier.

Erste Impfpannen in Lübeck

Vor allem Fahrlässigkeit und Unwissen standen hinter einer Katastrophe, die als „Lübecker Totentanz“ in die Medizingeschichte einging. Die Tuberkulose, die man bekämpfen wollte, hatte sich im 19. Jahrhundert besonders in den Städten verbreitet, in denen Menschen dicht gedrängt auf engem Raum lebten. Eine Impfung gegen die Tuberkulose, wie es sie für die Pocken bereits gab, hätte daher zahllose Leben retten können. Nach jahrelanger Forschung schienen die Franzosen Albert Calmette und Camille Guérin 1928 am Ziel: Die neue Impfung, die abgeschwächte Bakterien des Erregers der Rindertuberkulose enthielt, versprach, wirksam und sicher zu sein.

Als erste deutsche Stadt entschloss sich Lübeck im Jahr 1930, Vorreiter bei der Einführung des neuen Tuberkulose-Schutzes zu sein. Doch es kam zur Katastrophe. Bei der Herstellung im Labor ging etwas schief, der Impfstoff wurde mit infektiösen Tuberkulose-Erregern verunreinigt. Da die zuständigen Ärzte auf Tierversuche verzichteten, blieb die Panne unbemerkt. 77 Säuglinge starben, 131 weitere erkrankten teils schwer an Tuberkulose. In einem Gerichtsprozess, der international Aufmerksamkeit erregte, wurden die Verantwortlichen zu bis zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Impfgegner, die das Verfahren generell infrage stellten, sahen sich bestätigt und nutzten die Katastrophe für ihre Propaganda. Doch hatte das „Lübecker Impfunglück“ auch positive Folgen für den Patientenschutz. Außerdem wirkte sich das Debakel auf das heute bestehende Medizinrecht aus, in dem unter anderem geregelt wird, wann eine Ärztin oder ein Arzt haftbar ist. Auch in der Laborarbeit verbesserten sich die Sicherheitsstandards. Die generellen Regelungen für Arzneimittel wurden allerdings nicht verschärft.

Sulfanilamid-Katastrophe in den USA

Großen Einfluss auf das geltende Arzneimittelrecht hatte hingegen ein Fall aus den USA: 1937 kommt es dort zur sogenannten Sulfanilamid-Katastrophe. Das Antibiotikum wird da bereits erfolgreich gegen Rachen-Entzündungen eingesetzt, die durch Streptokokken ausgelöst werden. Vor allem für Kinder entwickelt die Firma Massengill eine wohlschmeckende Saft-Variante. Doch bald kommt es zu unerklärlichen Todesfällen, die mit der Einnahme des Saftes im Zusammenhang zu stehen scheinen. Als Ursache entpuppt sich ein Inhaltsstoff des Medikaments: ein Lösungsmittel, das Nierenversagen hervorrufen kann.

Ob Arzneien giftig sind, muss zu diesem Zeitpunkt in den USA nicht untersucht werden. Man geht davon aus, dass die Firmen selbst darauf achten. Schließlich könne niemand ein Interesse daran haben, schädliche Arzneimittel zu verkaufen, so die naive Überzeugung. Doch der Chemiker des Herstellers hatte die Giftigkeit des Lösungsmittels nicht bemerkt. Zuerst bestreitet er vehement, dass der Saft schuld am Sterben von Kindern sein könnte. Als sich der Verdacht erhärtet, begeht er schließlich Selbstmord. Um die Verbraucherinnen und Verbraucher künftig zu schützen, greifen die US-Behörden hart durch. Infolge der Katastrophe wird eine deutlich strengere Arzneimittel-Verordnung in den USA erlassen.

Lücken im deutschen Arzneimittelrecht

In Deutschland hinkt man bei der Arzneimittelsicherheit noch lange hinterher. Dann kommt das Jahr 1961. „Nicht nur die Mauer wird gebaut, auch medizinisch ist dieses Jahr ein riesiger Einschnitt“, sagt Historiker Dr. Niklas Lenhard-Schramm von der Universität Hamburg. Die Antibabypille kommt auf den Markt, in der BRD wird das Bundesgesundheitsministerium gegründet. Und: Das Arzneimittelgesetz tritt in Kraft, das Regelungen zum Arzneimittelrecht erstmals bündelt. Zuvor waren diese in vielen Gesetzen verteilt. Eine neutrale, unabhängige Prüfung und Überwachung von Medikamenten sieht das neue Gesetz allerdings nicht vor, ebenso wenig eine systematische Erfassung von unerwünschten Wirkungen.

Nur wenige Monate später zeigt sich, wie groß die Lücken im deutschen Arzneimittelrecht sind. Contergan beherrscht die Schlagzeilen. Bis heute steht das Medikament stellvertretend für Arzneimittelskandale überhaupt. Es wurde als harmloses Beruhigungs- und Schlafmittel beworben. Doch sein Wirkstoff Thalidomid verursachte Fehlbildungen bei Embryos, wenn Schwangere das Mittel nahmen. Bei der Langzeiteinnahme treten auch schwere Nervenschäden auf. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Medikamentenboom in den 1950er-Jahren

„Vor allem ab den 1950er-Jahren werden Medikamente nicht nur gegen klassische körperliche Krankheiten eingenommen — sondern immer mehr aus sozialen Gründen“, erklärt Lenhard-Schramm. Die Pille etwa erleichtert die Familienplanung, Beruhigungsmittel helfen, durch den Alltag zu kommen. Eine Trink-Variante von Contergan nennt man inoffiziell „Kinosaft“. Er soll die Kinder ruhigstellen, wenn die Eltern mal wieder ausgehen wollen. Medikamente wie Penizillin, Kortison und Insulin haben die Behandlung vieler Krankheiten revolutioniert. Für jedes Leiden ein heilsames Mittel; diese Hoffnung scheint in greifbarer Nähe.

Vor unerwünschten Wirkungen hat man wenig Angst. Die Hersteller werben mit „risikolosen“ oder sogar „nebenwirkungsfreien“ Medikamenten. „Eine solche Aussage würde man heute nicht mehr ernst nehmen“, sagt Lenhard-Schramm. Denn fest steht: keine Wirkung ohne Nebenwirkungen. Dass diese gerade bei dem als harmlos angepriesenen Schlafmittel Contergan besonders schwerwiegend sind, bleibt zunächst verborgen. Bis sich Fälle von Nervenschäden, teils sogar Lähmungen, häufen, die nach längerer Einnahme auftreten.

Obwohl sich die Hinweise mehren, dass das beliebte Schlafmittel dahintersteckt, ignoriert die Firma Grünenthal das. „In gewisser Hinsicht war das der eigentliche Skandal“, sagt Lenhard-Schramm. In der DDR ist das Mittel zu der Zeit noch nicht auf dem Markt, wird aber bereits erprobt. Nach den Berichten über Nervenschäden wartet man ab.

Contergan führt zu Missbildungen bei Neugeborenen

Ernst nimmt die kritischen Hinweise Dr. Frances Oldham Kelsey. Die Arzneimittelexpertin ist bei der FDA, der amerikanischen Behörde, die in den USA die Sicherheit von Lebensmitteln und Medikamenten überwacht. Oldham Kelsey ist für die Zulassung des Medikaments zuständig. Auch bei dem giftigen Sulfanilamid-Saft, der 1937 zu einem Arzneimittelskandal führte, war sie es, die als junge Wissenschaftlerin die Giftigkeit des enthaltenen Lösungsmittels nachwies. Jetzt verlangt Oldham Kelsey den klinischen Beweis, dass Thalidomid nicht gefährlich ist. Als dieser nicht erbracht wird, setzt sie sich energisch dafür ein, dass das Mittel in den USA nicht zugelassen wird. Trotz des Drucks, den Hersteller und Politik ausüben.

Dann häufen sich Fälle von Fehlbildungen bei Neugeborenen. Manche Kinder kommen mit kurzen, verstümmelten Armen und Beinen zur Welt. Bei anderen fehlen die Ohren. Es gibt einen Aufschrei in der Presse und in der Öffentlichkeit. Hersteller und Politik müssen reagieren. Contergan wird vom Markt genommen. In den USA zieht der Hersteller den Zulassungsantrag zurück. Oldham Kelseys wissenschaftlich unabhängige und kritische Haltung hat dort viel Leid verhindert. Dafür erhält sie eine hohe Ehrung von Präsident Kennedy.

Weitere Skandale durch Schlankheitspille

In Deutschland lassen die rechtlichen Konsequenzen des Contergan-Skandals auf sich warten. Und so kommt es zu weiteren Skandalen. Etwa mit einer Schlankheitspille, dem Appetitzügler Menocil. Er hilft zwar beim Abnehmen, verursacht aber starke Lungenprobleme. Das Medikament wurde ordnungsgemäß registriert, mehr braucht es nicht. Selbst als es bereits Todesfälle gibt und das Mittel in Österreich und der Schweiz aus dem Handel verschwindet, sieht der Vorsitzende der deutschen Arzneimittelkommission, Prof. Dr. Werner Koll, „keinen Grund, sich nervös machen zu lassen“.

Die Folge: Mindestens 800 Menschen erkranken schwer, 20 sterben. Später stellt sich heraus, dass es schon bei der Registrierung Hinweise auf schwere Nebenwirkungen gab. Doch wie einst Paracelsus blieben auch hier die Mahner ungehört. Medienrecherchen legen zudem enge Kontakte zwischen Mitgliedern der Arzneimittelkommission und der Herstellerfirma offen.

Vor allem ab den 1950er-Jahren werden Medikamente nicht nur gegen klassische körperliche Krankheiten eingenommen — sondern immer mehr aus sozialen Gründen

Fehlbildungen bei Kindern durch Duogynon

Bald beschäftigt die Öffentlichkeit ein weiterer Fall: Duogynon. Entwickelt wurde das hormonelle Kombipräparat aus Progesteron und einem Östrogen gegen ausbleibende Regelblutungen. Doch ließ es sich auch als Schwangerschaftstest nutzen. Kam es trotz der Einnahme zu keiner Blutung, erwartete die Frau mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Kind. Ab 1950 wird das Mittel als Injektion dazu eingesetzt, ab 1957 ist es auch als Dragee erhältlich. Doch nachdem Contergan das Bewusstsein für Arzneimittelrisiken geschärft hat, rückt auch Duogynon in den Fokus.

Den Verdacht, es könnte ebenfalls Fehlbildungen auslösen, äußert etwa die britische Ärztin Isabel Gal in der Fachzeitschrift Nature. Eine Analyse von Kindern mit Fehlbildungen ergibt, dass überdurchschnittlich viele Mütter Duogynon verwendet haben. Weitere Arbeiten weisen in dieselbe Richtung. Wieder sieht die Herstellerfirma keinen Grund zum Handeln. Ab November 1973 sollen die Dragees nicht mehr als Schwangerschaftstest benutzt werden. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, heißt es.

Weitere Untersuchungen bringen keine Klarheit. Doch reißt die Debatte nicht ab. Vermeintlich Betroffene erstatten Anzeige, eine Interessengemeinschaft Duogynon-geschädigter Kinder gründet sich. Aufgrund der Berichterstattung brechen die Umsätze des Mittels ein. Anfang 1981 wird das Präparat nicht mehr verkauft. Bis heute ist unklar, ob Duogynon Fehlbildungen verursacht hat.

Auch wenn Duogynon wohl kein zweites Contergan war, eines wird in dieser Zeit klar: Es braucht bessere Kontrollen. In der DDR gibt es seit 1964 ein Arzneimittelgesetz, das deutlich strenger als das in Westdeutschland ist. In der BRD dauert es bis 1976, bis ein neues Gesetz in Kraft tritt. Die Garantie von Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Medikamente steht jetzt an erster Stelle. Um eine Zulassung zu erhalten, durchlaufen Arzneien heute einen aufwendigen, europaweit geregelten Prozess.

Die Hersteller sind verpflichtet, in klinischen Studien nachzuweisen, dass das Mittel wirksam und verträglich ist. Auch muss es besser abschneiden als wirkstofffreie Scheinmedikamente, sogenannte Placebos. Oder es wird gegen Arzneimittel getestet, die bereits auf dem Markt sind. Der Nutzen muss den Nachteil, also die unerwünschten Nebenwirkungen, dabei klar überwiegen. Auch nach der Zulassung gehen die Kontrollen weiter. „Insgesamt ist das ein sehr enges Netz, um Arzneimittelrisiken so gut wie möglich auszuschließen“, sagt Pommer vom BfArM. Die Entwicklung neuer Medikamente erfordert deshalb viel Zeit und Geld. Die Gesamtkosten betragen oft über eine Milliarde Euro für ein Medikament.

Verunreinigte Arzneien aus China

Der Vorteil liegt dagegen klar auf der Hand: Noch nie waren Medikamente so gut kontrolliert und so sicher wie heute. Doch auch das sicherste System hat Schwachstellen. Diese zeigen sich 2018. Bei dem Wirkstoff Valsartan, einem Blutdrucksenker, wird die Art der Herstellung geändert. Die chinesische Firma teilt das den europäischen Behörden im Zertifizierungsverfahren erst spät mit. „Man hätte allerdings schon vorher aus dem Patent voraussagen können, dass es zu Verunreinigungen kommen wird“, sagt Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe vom Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie der Universität Würzburg.

Denn beim neuen Produktionsprozess können Substanzen entstehen, die wahrscheinlich krebserregend sind. Auch waren einige Laboruntersuchungen auffällig. Man geht dem aber nicht nach. Das Medikament ist bereits viele Jahre auf dem Markt, bevor es schließlich 2018 zurückgerufen wird. Jetzt hat man dieses Problem gut im Blick und achtet genau auf die Herstellungsverfahren. „Trotzdem hätte man die Verunreinigung viel früher feststellen können“, sagt die Pharmazeutin.

Viele Medikamente zeigen positive Nebenwirkungen: So wirkt ASS in höheren Dosen gegen Schmerzen und Fieber. In niedrigen Dosen beugt es Herzinfarkten vor.

Heilsame Nebenwirkung

Nebenwirkungen von Medikamenten sind in der Regel unerwünscht. In manchen Fällen können sie aber Leben retten. zum Artikel

Seltene Nebenwirkungen zeigen sich oft sehr spät

Auch unerwünschte Arzneiwirkungen wird man nie hundertprozentig ausschließen können. Selbst die umfangreichen klinischen Tests vor der Zulassung untersuchen nicht alle Möglichkeiten. So kann ein Medikament etwa bei alten Menschen mit Herzschwäche anders wirken. Doch getestet werden Medikamente fast nur an jungen, gesunden und oft auch männlichen Personen, was zunehmend auf Kritik stößt.

Auch können nicht alle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geprüft werden. Ein Beispiel dafür ist Lipobay. Das Arzneimittel wurde um das Jahr 2000 eingesetzt, um Blutfettwerte zu senken. Mit Erfolg. Jedoch kam es in Kombination mit einem anderen Blutfettsenker zu Muskelschwund und Nierenversagen. Einige Menschen starben, bevor es vom Markt genommen wurde.

Unentdeckt bleiben in den Zulassungsstudien oft sehr seltene Nebenwirkungen. Diese zeigen sich teils erst, wenn Hunderttausende das Arzneimittel genommen haben. Manche Langzeitwirkungen treten erst nach 15 oder mehr Jahren auf. Doch kann man ein Medikament vor seiner Zulassung kaum jahrzehntelang testen. „Das wäre zwar grundsätzlich wünschenswert. Aber dann kämen jetzt erst die Medikamente aus den 2000ern auf den Markt“, sagt Pommer. Deshalb werden bereits zugelassene Arzneimittel weiter engmaschig überwacht, etwa durch regelmäßige Sicherheitsberichte.

Doch können alle dazu beitragen, noch unentdeckte Neben- oder Wechselwirkungen aufzudecken. Nämlich indem man diese Verdachtsfälle meldet. An der richtigen Adresse ist man in der Hausarztpraxis, beim Paul-Ehrlich-Institut und beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) — das geht auch online.

Medikamenteneinsatz wird immer Abwägungssache bleiben: ohne Risiko keine Arznei. Das Verhältnis von Nutzen und Risiko aber dürfte nie besser gewesen sein als heute. Gut zu wissen – nicht zuletzt, weil sich die Syphilis in Europa wieder ausbreitet. Um sie zu bekämpfen, braucht es heute aber kein Quecksilber. Mit Antibiotika lässt sie sich wirksam behandeln.


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