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Mehr Autos, weniger Fußgängerzonen und Fahrradstraßen. So könnte man überspitzt den Vorschlag der FDP zusammenfassen. Eine Umsetzung hätte wohl negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Autofahrern und Anwohnern. Schon jetzt muss man sagen: Autos machen krank.

Autos verpesten die Luft in den Städten

253.000 Todesfälle. So viele Opfer forderte allein die Feinstaub-Belastung im Jahr 2021 in der Europäischen Union laut Europäischer Umweltagentur. Die Luftverschmutzung ist damit das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in Europa. Ein knappes Fünftel der Feinstaub und der Treibhausgasemissionen in Deutschland gehen auf den Verkehr zurück.

Autolärm ist gesundheitsschädlich

Viel Lärm führt zu Dauerstress: Stresshormone werden aktiviert, über die Jahre entwickeln sich Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck, steigende Cholesterinwerte und ein zunehmendes Diabetesrisiko. Langfristig können sich so Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche und Herzinsuffizienz entwickeln.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Grenzwerte für Lärm aufgestellt: Demnach ist ein dauerhafter Pegel durch Straßenverkehr von mehr als 52 Dezibel gesundheitsschädigend. Das ist in etwa so laut wie ein Gespräch in Zimmerlautstärke. Nachts ist der Lärm laut WHO bereits ab 45 Dezibel gefährlich.

Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes ist in Deutschland etwa die Hälfte der Bevölkerung Straßenverkehrslärm von mindestens 55 Dezibel, nachts 45 Dezibel ausgesetzt.

Vor allem Ärmere und Ältere leiden an Autos in Innenstädten

Davon betroffen sind vor allem einkommensschwache Haushalte, denn sie leben häufig in dicht besiedelten Gebieten mit stark befahrenen Straßen oder in Flugschneisen, wo die Mieten noch bezahlbar sind. Und es geht nicht nur um die Dezibel: Wo viel Verkehrslärm ist, da sind auch viele Abgase. Die schaden der Gesundheit zusätzlich. Besonders gefährlich ist der Lärm für Vorerkrankte, für ältere Menschen und für Kinder.

Tempo 30 halbiert den Lärm und schützt vor tödlichen Unfällen

Eine Reduktion von 50 auf 30 km/h wirkt auf unser Gehör wie eine Halbierung des Verkehrs. Das Risiko für Fußgänger, bei einer Kollision tödlich zu verunglücken, sinkt um mehr als 75 Prozent.

Autos verursachen viele Verkehrsunfälle und führen zu wenig Bewegung

2,5 Millionen Unfälle, 266.500 Verletzte, 2839 Tote. Das ist die traurige Unfallbilanz im Straßenverkehr Deutschlands von 2023. Unter den tödlich Verunglückten war knapp jeder Dritte zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs.

Wer viel Auto fährt, schadet aber tendenziell auch der eigenen Gesundheit. Rund 2400 Schritte macht man weniger als Menschen, die den öffentlichen Nahverkehr benutzen und etwa zu den Haltestellen laufen. Dabei wäre es für die meisten wichtig, sich im Alltag mehr zu bewegen: Schon wer statt 2700 Schritte auf 4400 am Tag kommt, kann Studien zufolge sein Risiko, vorzeitig zu sterben, um gut 40 Prozent senken.

Wer viel und lange Auto fährt, hat häufiger psychische Probleme

Nicht nur für den Körper, auch für die Seele ist Autofahren keineswegs harmlos. Wer mit dem Wagen zur Arbeit pendelt, hat häufiger Fehltage wegen psychischer Probleme. Besonders kritisch: lange Autofahrten. Wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, hat ein um 15 Prozent geringeres Risiko, Antidepressiva zu benötigen als andere Pendelnde.

So geht es besser: bewegte Mobilität in der Stadt

Im Jahr 2022 wurden 47 Prozent aller Wege in Deutschland mit dem Auto oder Motorrad erledigt, ein Viertel wurde zu Fuß zurückgelegt. Nur für gut jeden sechsten Weg kam das Fahrrad zum Einsatz, und lediglich für jeden zehnten waren es öffentliche Verkehrsmittel. Wer das Auto öfter mal stehen lässt, profitiert auch gesundheitlich:

  • bessere Gesundheit von Knochen und Muskeln
  • geringeres Körpergewicht
  • höheres seelisches Wohlbefinden
  • verbesserte Stoffwechsel-Gesundheit
  • höhere soziale Interaktion
  • verbesserte Hirnfunktion
  • geringeres Demenzrisiko
  • höhere Schlafqualität
  • längeres Leben
  • stärkeres Herz-Kreislauf-System


Quellen:

  • Techniker Krankenkasse: Pendeln kostet Zeit - und Nerven. Online: https://www.tk.de/... (Abgerufen am 03.07.2024)
  • Statistisches Bundesamt: Getötete bei Verkehrsunfällen nach Art der Verkehrsbeteiligung. Online: https://www.destatis.de/... (Abgerufen am 03.07.2024)
  • Statista: Durchschnittliche Anzahl getöteter Reisender pro einer Milliarde Personenkilometer im Schienen-, Bus- und Autoverkehr in Deutschland im Zeitraum der Jahre 2012 bis 2021. Online: https://de.statista.com/... (Abgerufen am 03.07.2024)
  • Calechman S: 10,000 steps a day — or fewer? . Harvard Health Publishing: https://www.health.harvard.edu/... (Abgerufen am 03.07.2024)
  • Rosario L, Laffan SW, Pettit CJ: Estimating the steps made by public transport commuters using a synthetic population enriched with smart card data. Journal of Transport & Health: https://www.sciencedirect.com/... (Abgerufen am 03.07.2024)
  • Umweltbundesamt: Indikator: Belastung der Bevölkerung durch Verkehrslärm. Online: https://www.umweltbundesamt.de/... (Abgerufen am 03.07.2024)
  • VCÖ - Mobilität mit Zukunft: Grafiken zum Thema "Gesundheit und Verkehrssicherheit". Online: https://vcoe.at/... (Abgerufen am 03.07.2024)
  • European Environment Agency: Harm to human health from air pollution in Europe: burden of disease 2023 . Briefing: https://www.eea.europa.eu/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • Ecke L, Vallée J, Chlond B et al.: Deutsches Mobilitätspanel (MOP, Wissenschaftliche Begleitung und Auswertungen 2022/2023: Alltagsmobilität und Fahrleistung. Online: https://mobilitaetspanel.ifv.kit.edu/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • The University of Edinburgh: Cycling to work linked with better mental health. Online: https://www.ed.ac.uk/... (Abgerufen am 04.07.2024)
  • FDP: Beschluss des Präsidiums: Fahrplan Zukunft – Eine Politik für das Auto. https://www.fdp.de/... (Abgerufen am 13.08.2024)
  • Statistisches Bundesamt: Gesellschaft und Umwelt, Verkehrsunfälle . https://www.destatis.de/... (Abgerufen am 13.08.2024)