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Am Donnerstag und Freitag (27. und 28. Juni 2024) treten viele Apothekenteams in Hessen in den Streik. Zwei Tage lang bleiben die Apothekentüren dicht – aus Protest gegen die Politik der Ampel-Regierung.

Der Hessische Apothekerverband (HAV) rechnet damit, dass sich nahezu alle Apotheken an der Aktion beteiligen werden. Wichtige Rezepte sollten Patientinnen und Patienten daher möglichst noch vor dem Streik einlösen, heißt es. Wer an den beiden Protesttagen dringend ein Medikament braucht, kann in eine der Notdienstapotheken gehen. Die nächste Notdienstapotheke finden Sie hier.

Apotheker sollen sich per Video zuschalten

Hintergrund der Protestaktion sind die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er möchte die Vorgaben für Apothekenfilialen lockern und hat Mitte Juni einen Gesetzentwurf vorgelegt. Denmach soll in Zukunft nicht zwingend immer ein Apotheker oder eine Apothekerin in den Filialen vor Ort sein müssen. Stattdessen können pharmazeutische Assistentinnen und Assistenten – kurz PTA – die Patienten betreuen und nur bei Bedarf einen Apotheker per Video zuschalten.

Darüber hinaus sollen Apotheken auch ihre Öffnungszeiten kürzen können. In besonders strukturschwachen Regionen will Lauterbach zudem sogenannte Zweigapotheken ohne eigene Rezeptur möglich machen, also ohne ein Labor, in dem die Teams Medikamente selbst herstellen können. Das alles soll Kosten senken und den Betrieb einer Apotheker attraktiver machen.

Beim HAV sieht man die Pläne des Ministers hingegen als Generalangriff auf den Berufsstand und die Arzneimittelversorgung vor Ort. Verbandschef Holger Seyfarth sprach von einer Scheinreform und Pseudo-Apotheken, in denen ohne Apotheker in Zukunft kein Spezialist für Arzneimittel mehr den Patientinnen und Patienten zur Seite stehe. „Das ist eine nicht hinnehmbare Einschränkung in der Versorgung der Bürgerinnen und Bürger, geht zu Lasten der Arzneimittelsicherheit, kann Menschenleben gefährden und hat rein gar nichts mit Telepharmazie zu tun.“

Unklar ist, ob auch andere Bundesländer dem Beispiel Hessens folgen werden. In den zurückliegenden Monaten hatten Apotheken in ganz Deutschland immer wieder gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung protestiert und ihre Türen zeitweise geschlossen. In Hessen stellt man sich derweil bereits auf weitere Protestaktionen ein. Voraussichtlich am 17. Juni wird das Bundeskabinett über Lauterbachs Apothekenreform abstimmen. „Die Zeit bis dahin werden wir nutzen, um der gesamten Bundesregierung und der Öffentlichkeit noch einmal klar und entschlossen zu verdeutlichen, welchen destruktiven Weg das Bundesministerium für Gesundheit da gerade einschlägt“, so Seyfarth.