Logo der Apotheken Umschau

Was ist eine Ohnmacht?

Gemeinhin ist von einer Ohnmacht oder einer Synkope die Rede, wenn ein Mensch für Sekunden plötzlich das Bewusstsein verliert. Das passiert gar nicht so selten. Jeder Dritte kippt während seines Lebens mindestens einmal um. Es kann Frauen und Männer jeden Alters treffen – und auch Kinder.

Ist eine Ohnmacht gefährlich?

Zur Ohnmacht kommt es, wenn das Gehirn vorübergehend schlecht durchblutet wird und so nicht genug Sauerstoff erhält. Folge: Die Muskelspannung versagt, alle Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten – werden für den Moment ausgeschaltet. „Obwohl es schlimm aussieht, wenn ein Mensch einfach zusammensackt, sind Synkopen in den meisten Fällen harmlos. Betroffene kommen nach kurzer Zeit wieder zu sich und erholen sich schnell“, so Dr. Ralph Bosch, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in Ludwigsburg.

Es gibt verschiedene Arten von Ohnmacht:

  • Am häufigsten sind sogenannte Reflexsynkopen, die überwiegend gesunde, junge Menschen treffen. Sie treten in bestimmten Situationen auf, zum Beispiel bei langem Stehen. Die genauen Ursachen sind unklar. Wahrscheinlich werden Reflexe gestört, die normalerweise verhindern, dass es durch Positionswechsel, etwa vom Liegen zum Stehen, zu Kreislaufproblemen kommt.
  • Dann gibt es Synkopen aufgrund von sogenannter orthostatischer Hypotonie. Hierbei kommt es nach dem Aufstehen (Orthostase = aufrechte Körperposition) zu einem Blutdruckabfall. Diese Synkopen können zum Beispiel begünstigt werden durch Flüssigkeitsmangel, die Einnahme bestimmter Medikamente (etwa harntreibende Medikamente, Blutdrucksenker) oder durch chronische Erkrankungen, die das Nervensystem und damit die Kreislaufregulation beeinträchtigen, wie Diabetes, Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson.
  • Schließlich gibt es noch kardiale Synkopen, denen eine Herzerkrankung zugrunde liegt, etwa ein zu langsamer oder zu schneller Herzschlag. Diese Art von Synkopen sind gefährlich, da sie mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod verknüpft sind. Daher muss eine Herzerkrankung als Ursache für eine Synkope immer ausgeschlossen werden.

Also: Obwohl ein Ohnmachtsanfall meist harmlos ist, sollte er von Arzt oder Ärztin abgeklärt werden, insbesondere, wenn es der erste ist.

Wie kündigt sich eine Ohnmacht an?

Ein Ohnmachtsanfall kommt selten aus heiterem Himmel. Vorboten einer Ohnmacht können Übelkeit und Schwindel sein: Alles dreht sich und verschwimmt. Vor den Augen können aber auch Sternchen flimmern. Manche Menschen spüren kurz vorher ein Kribbeln in Lippen und Fingerspitzen oder klagen über Schweißausbrüche.

Warum sieht man plötzlich schwarz?

Man steht schnell auf und plötzlich dreht sich alles. Dann wird es schwarz vor Augen: Der Grund für so eine flüchtige Kreislaufschwäche ist meist die Schwerkraft. „Steigt ein Mensch zum Beispiel aus dem Bett und stellt sich hin, zieht die Erdanziehung das Blut wie ein Magnet vom Kopf in die Beine. In der Folge erhält das Gehirn zu wenig Sauerstoff und stellt sofort auf Alarm“, erklärt der Bonner Kardiologe Professor Dr. Thomas Klingenheben. Das Herz reagiert jedoch umgehend und erhöht die Schlagfrequenz, um die Versorgung schnell wieder sicherzustellen.

„Das haut mich um“ – was hat das Sprichwort mit Ohnmacht zu tun?

Ein werdender Vater verliert im Kreissaal das Bewusstsein. Eine Witwe bricht am Grab ihres Mannes zusammen. Ein Groupie wird von Sanitätern aus dem Konzertsaal getragen. „Starke Gefühle oder Stress-Situationen können Menschen im wahrsten Sinne des Wortes umhauen“, sagt Professor Dr. Rolf Diehl vom Alfried Krupp Krankenhaus in Essen.

Das vegetative Nervensystem, das Prozesse in unserem Körper steuert, die wir nicht willentlich beeinflussen können, reagiert bei manchen in so einer emotionalen Stresssituation über. Die Gefäße erweitern sich, der Herzschlag wird langsamer oder kann sogar aussetzen, das Gehirn wird schlechter durchblutet und die Person kippt um.

Kann man ohnmächtig werden, wenn man stark hustet?

In seltenen Fällen verlieren Menschen das Bewusstsein, wenn sie heftig lachen, husten oder niesen. So kann es passieren, dass das unwillkürliche Nervensystem überreagiert, wenn etwa beim Lachen ein zu starker Druck im Bauchraum aufgebaut wird. Dabei können Messfühler gereizt werden, die den Blutdruck überwachen. Sie halten den Druckanstieg fälschlich für einen Blutdruckanstieg und veranlassen, dass sich die Gefäße erweitern, um den Blutdruck wieder zu senken. Das Gehirn wir dann kurzfristig unterversorgt und es kommt zur Ohnmacht. Das ist zwar unangenehm aber meist harmlos – so wie auch eine Synkope beim Toilettengang, oder wenn man sich zu heftig die Nase schnäuzt.

Beim sogenannten Karotissinus-Syndrom wiederum reagiert ein Messfühler in der Halsschlagader überempfindlich: Wird er durch eine heftige Kopfbewegung oder einen zu engen Hemdkragen gereizt, werden Signale ausgesendet, die bewirken, dass der Blutdruck zu stark sinkt. Das kann dann zu Schwindel oder Ohnmacht führen.

Hilft Riechsalz bei einer Ohnmacht?

Im Mittelalter schnüffelten die Menschen Riechsalz, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Der stechende Ammoniakgeruch löst im Körper einen Reflex aus: Atmung und Herzschlag werden beschleunigt. Das Gehirn erhält mehr Sauerstoff. Ob Riechsalz aber tatsächlich Ohnmacht verhindern kann, ist wissenschaftlich bisher nicht belegt.[1]

Wie kann man einer Synkope vorbeugen?

Zunächst müssen Arzt oder Ärztin die Ursache einer Ohnmacht ermitteln. Handelt es sich um harmlose Ohnmachtsanfälle können folgende Maßnahmen helfen:

  • Sich flach auf den Rücken legen, die Beine 20 Minuten hoch lagern. So kann das Blut rasch aus den Beinen zum Gehirn fließen.
  • Etwa 30 Sekunden die Hände aneinander drücken oder die Beine kreuzen. Das Anspannen der Muskeln hilft, den Blutdruck zu erhöhen. Eventuell helfen Stützstrumpfhosen oder Kompressionsbinden. Sie sorgen dafür, dass das Blut nicht in den Beinen „versackt“.
  • Ausreichend Wasser trinken.
  • Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System, auch ein tägliches Stehtraining. Dabei steht man täglich mindestens 30 Minuten angelehnt an einer Wand. Die Füße müssen dabei einen Abstand von mindestens 20 cm von der Wand haben.

Neben mir fällt ein Mensch in Ohnmacht – was tun?

Fällt jemand plötzlich um, ist dies ein Notfall. So reagieren Sie:

  • Ruhig bleiben, prüfen, ob der Betroffene atmet und ansprechbar ist. Rettungsdienst rufen (112).
  • Bei regelmäßiger Atmung: Person in die stabile Seitenlage bringen.
  • Bei Atemstillstand: Herzmassage. Dabei 30-mal senkrecht in der Mitte der Brust drücken. So lange fortführen, bis der Rettungsdienst übernimmt.

Wann sollte man wegen einer Ohnmacht zum Arzt gehen?

Eine Synkope, insbesondere wenn sie erstmals aufgetreten ist und wenn jemand unter chronischen Krankheiten leidet, muss immer ärztlich abgeklärt werden. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil Synkopen manchmal ein Hinweis auf eine nicht erkannte Herzkrankheit sind, die behandelt werden muss.


Quellen: