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Chikungunya – was ist das?

Bei Chikungunya handelt es sich um eine Viruserkrankung. Sie wird von infizierten weiblichen Stechmücken der Gattung Aedes wie der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) oder der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragen.

Die Mücken stechen hauptsächlich am Tag oder während der Dämmerung zu; sie benötigen das proteinreiche Blut, damit ihre Eier reifen können. „Über die Speichelsekrete der Stechmücke gelangt das Chikungunya-Virus, kurz CHIKV, in den menschlichen Blutkreislauf und löst dort die Infektion aus“, erläutert Dr. Sabine Jordan, Fachärztin für Innere Medizin mit Tätigkeitsschwerpunkt Tropenmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Das Wort Chikungunya stammt ursprünglich aus der Sprache der Makonde, ein Bantuvolk im Südosten von Tansania. Übersetzt heißt es so viel wie „der gekrümmt Gehende“ – in Anlehnung an Fieber und starke Gelenkschmerzen, die mit der Erkrankung unter anderem einhergehen. Es wurde erstmals 1952 bei einem Ausbruch in Tansania beschrieben.

Die Erkrankung, die vor allem in Asien, Afrika und Amerika auftritt, kann in einigen seltenen Fällen tödlich enden. „Das betrifft zumeist Personen mit schweren Vorerkrankungen oder Ältere“, sagt Jordan. Ihr zufolge kann es zu schweren Krankheitsverläufen auch bei Neugeborenen kommen, die sich im Mutterleib infiziert haben.

Wie verbreitet ist die Chikungunya-Erkrankung?

Chikungunya hat sich im letzten Jahrzehnt vor allem in den tropischen und subtropischen Regionen der Erde immer weiter ausgebreitet.

Zu zahlreichen Epidemien kam es in Afrika und Asien. In den Jahren 2005/2006 gab es nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)[1] einen schweren Ausbruch im Indischen Ozean. Fälle, bei denen das Virus durch Reisende importiert wurde, traten in Asien, Australien, USA sowie Kanada auf. 2007 brach die Erkrankung erstmals in Europa aus – und zwar in Italien: Es gab 217 vom Labor bestätigte Fälle.[1]

In Südfrankreich gab es Chikungunya-Fälle in den Jahren 2010 und 2014. In der Karibik wurde das Virus im Dezember 2013 entdeckt – seitdem breitete es sich schnell in Amerika aus. Inzwischen ist das Virus in den gesamten (sub-)tropischen Regionen Amerikas, Afrikas und Asiens verbreitet.

Was aktuelle Zahlen angeht: Allein zwischen 1. Januar und 30. April 2024 hat es dem ECDC zufolge weltweit 240.000 Fälle der Chikungunya-Viruserkrankung und mehr als 90 Todesfälle gegeben.[2]

Wie macht sich das Chikungunya-Fieber bemerkbar?

„Neben Fieber und starken Gelenkschmerzen kann es zu Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit kommen“, sagt der Virologe Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Mitunter zeigen sich auch Hautausschläge. In seltenen Fällen treten Komplikationen auf, die das Herz- und Nervensystem betreffen. Todesfälle sind selten.

Die Beschwerden stellen sich zwischen zwei und sieben Tagen nach dem Stich durch die infizierte Stechmücke ein. Die akute Phase der Erkrankung dauert in der Regel ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit klingen die meisten Symptome wie Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl ab.

Die charakteristischen Gelenk- und Muskelschmerzen können jedoch deutlich länger anhalten. Sie können Wochen bis Monate nach dem Abklingen des Fiebers fortbestehen. In einigen Fällen kann Chikungunya zu einer chronischen Erkrankung fortschreiten, die Wochen bis Jahre andauern kann.

Wie erfolgt die Diagnose und wie sieht die Behandlung aus?

„Weil die Beschwerden unspezifisch sind und sich nicht von anderen Erkrankungen wie zum Beispiel Dengue unterscheiden, bringen nur Blutuntersuchungen im Labor Klarheit“, erklärt Schmidt-Chanasit. Dengue ist eine ebenfalls durch Stechmücken ausgelöste Virusinfektion.

Spezifische Medikamente gegen Chikungunya gibt es bislang nicht. Betroffene bekommen Arzneimittel verabreicht, die die Symptome lindern sollen. Dazu gehören unter anderem Schmerzmittel sowie entzündungshemmende Mittel.

„In der chronischen Phase bekommen Betroffene außerdem häufig Ergotherapie verordnet“, so Schmidt-Chanasit. Mitunter ist auch psychologische Unterstützung nötig, um mit den chronischen Beschwerden besser umgehen zu können.

Wie ist der Verlauf von Chikungunya?

Die meisten Betroffenen genesen nach der Erkrankung vollständig. Die starken Gelenkschmerzen können jedoch monatelang anhalten. Manchmal sind die Beschwerden derart ausgeprägt, dass die Lebensqualität von Betroffenen stark eingeschränkt ist. „Das kann sogar dazu führen, dass sie arbeitsunfähig sind“, so Sabine Jordan. Chronische Gelenkbeschwerden treffen laut Jordan je nach Ausbruch 25 bis 75 Prozent der Betroffenen.

Ist Chikungunya ausgeheilt, besteht Jordan zufolge eine lebenslange Immunität.

Gibt es eine Impfung gegen Chikungunya?

Ixchiq heißt der erste Impfstoff in der EU gegen Chikungunya, den die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Ende Mai 2024 zur Zulassung empfohlen hat.[3] Die EU-Kommission hat den Impfstoff Ende Juni 2024 zugelassen. Nationale Behörden müssten nun entscheiden, wer Zugang zu dem Impfstoff bekommen soll, teilte die Brüsseler Behörde mit.[4]

Ixchiq ist für Menschen ab 18 Jahren gedacht, für Immunsupprimierte jedoch nicht geeignet. Der Impfstoff wird als Einzeldosis verabreicht. „Der Impfschutz liegt bei über 90 Prozent“, so Jonas Schmidt-Chanasit. Die Impfung kann Nebenwirkungen mit sich bringen, etwa Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Fieber, Übelkeit und Schmerzen an der Injektionsstelle.

„Ixchiq ist ein Lebendimpfstoff, das erklärt auch die Chikungunya-ähnlichen Nebenwirkungen“, sagt Jordan. Ihr zufolge wird die Zulassung eines weiteren Impfstoffes gegen Chikungunya – kein Lebendimpfstoff – im nächsten Jahr erwartet.

Wie kann man sich sonst vor Chikungunya schützen?

Am besten, man trägt bei Reisen in (sub-)tropische Regionen tagsüber und abends ein Mückenschutzmittel auf und schläft nachts unter einem Moskitonetz. „Auch kann es helfen, langärmelige weite Kleidung in hellen Farben zu tragen“, erklärt Jordan.

Könnte es zu einem Chikungunya-Ausbruch in Deutschland kommen?

Tigermücken sind bedingt durch den Klimawandel und die Globalisierung auch schon in Deutschland heimisch, laut Robert-Koch-Institut vor allem im Südwesten.[5] Mit Chikungunya-Virusinfektionen ist daher in Deutschland grundsätzlich zu rechnen – aber eher lokal begrenzt. „Ein Explosiv-Ausbruch mit Tausenden Erkrankten ist derzeit eher unwahrscheinlich“, sagt Schmidt-Chanasit.

Außerdem müssen die Mücken hierzulande auch mit dem Virus infiziert sein. Das ist bislang nicht beobachtet worden. „Bislang sind es in Deutschland ausschließlich Reiserückkehrende, die sich infiziert haben“, so Jordan.


Quellen:

  • [1] European Centre for Disease Prevention and Control : Factsheet about chikungunya. https://www.ecdc.europa.eu/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • [2] European Centre for Disease Prevention and Control : Chikungunya worldwide overview. https://www.ecdc.europa.eu/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • [3] European Medicines Agency: First vaccine to protect adults from Chikungunya. https://www.ema.europa.eu/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • [4] European Commission: Commission authorises Chikungunya vaccine and funds new mosquito eradication programme*. https://ec.europa.eu/... (Abgerufen am 01.07.2024)
  • [5] Robert Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu mückenübertragenen Erkrankungen. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • World Health Organization: Chikungunya. https://www.who.int/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • European Centre for Disease Prevention and Control : Countries/territories reporting Chikungunya cases since April 2023, and as of March 2024. https://www.ecdc.europa.eu/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • European Centre for Disease Prevention and Control : Chikungunya virus disease. https://www.ecdc.europa.eu/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • Henss L, Yue C, Von Rhein C et al.: Analysis of Humoral Immune Responses in Chikungunya Virus (CHIKV)-Infected Patients and Individuals Vaccinated With a Candidate CHIKV Vaccine. In: The Journal of Infectious Diseases: 15.05.2020, https://doi.org/...
  • Robert Koch-Institut: Chikungunya-Fieber. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • Auswärtiges Amt: Chikungunyafieber. https://www.auswaertiges-amt.de/... (Abgerufen am 24.06.2024)
  • Rollé A, Schepers K, Cassadou S et al.: Severe Sepsis and Septic Shock Associated with Chikungunya Virus Infection. In: Emerging Infectious Diseases: 01.05.2016, https://doi.org/...