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Wie verbreitet sind die Corona-Varianten KP.2 und KP.3 in Deutschland?

Da nur von einem Bruchteil der SARS-CoV-2-Infektionen hierzulande Proben in die Labore gelangen, greift man vor allem auf Abwasseranalysen zurück, um die aktuelle Verbreitung der verschiedenen Varianten zu beobachten. Im neuesten Bericht (19. Juni 2024) des Abwasser-Monitoring für die epidemiologische Lageüberwachung (AMELAG) liegt der Anteil der Varianten KP.2 und KP.3 in manchen Regionen bereits bei über 75 Prozent. Das heißt: KP.2 und KP.3 sind bundesweit die neuen dominanten SARS-CoV-2-Varianten.

Was unterscheidet diese Corona-Varianten von früheren?

KP.2 und KP.3 gehören zu den sogenannten FLiRT-Varianten, die sich wiederum aus dem Stamm JN.1 entwickelt haben. Der Name „FLiRT“ leitet sich von den Buchstaben F, L, R und T ab, die jeweils für bestimmte, charakteristische Mutationen stehen. Laut einer Analyse japanischer Forschender kommt es bei KP.2 offenbar nach einer Ansteckung seltener zu Symptomen und schwereren Krankheitsverläufen. Sehr wohl dürften sie aber eine erhöhte „virale Fitness“ haben und dem menschlichen Immunsystem ausweichen. KP.2 kann sich also schneller ausbreiten – und bleibt dabei häufig symptomlos.

Warum breiten sich die Corona-Varianten KP.2 und KP.3 so schnell aus?

Wie oben beschrieben haben KP.2 und KP.3 durch Mutationen noch einmal verbesserte Fähigkeiten erlangt, dem menschlichen Immunsystem auszuweichen. Das heißt, sie können die Abwehrmechanismen des Immunsystems umgehen oder teilweise ausschalten. Das ist auch der Grund, warum KP.2 und KP.3 sich so rasant ausbreiten und bisherige Varianten verdrängen.

Sind die neuen Corona-Varianten gefährlicher?

Es gibt bislang keine Hinweise darauf, dass KP.2 und KP.3 gefährlicher sind als andere Varianten. Im Gegenteil. Wie die oben erwähnte Analyse aus Japan nahelegt, scheint zumindest KP.2 noch milder zu sein als die Vorgängervarianten. Entsprechend entspannt ist auch in den USA die Lage, wo KP.2 und KP.3 schon seit einiger Zeit die vorherrschenden Varianten sind: „In den letzten Monaten ist in unserem Spital niemand an einer Covid-19-Infektion gestorben. Und ich gehe davon aus, dass wir schon einige mit KP.2 und KP.3 infizierte Patientinnen und Patienten hatten“, sagt Professor Peter Palese vom Fachbereich Mikrobiologie an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York.

Die Gründe, warum SARS-CoV-2 zunehmend weniger tödlich ist, liegen Palese zufolge hauptsächlich in der zunehmenden Erfahrung des Immunsystems mit dem Virus: „Die Menschen sind geimpft, die Menschen waren infiziert – all das trägt dazu bei, dass wir eine Art Herdenimmunität entwickelt haben.“ Er geht davon aus, dass sich daran auch mit den KP.2- und KP.3-Varianten nichts ändern wird.

Die Corona-Pandemie sei ausgeklungen, das SARS-CoV-2-Virus werde bleiben. Künftig werde es eher wie das Influenza-Virus behandelt, sagt Palese: „Es ist da, jetzt eben die Varianten KP.2 und KP.3, man muss darauf achten, aber es braucht im Normalfall keine besonderen, die ganze Bevölkerung betreffenden Maßnahmen mehr, wie es 2020 und 2021 noch der Fall war, mit Abstandregeln und Mundschutz.“

Mit einem positiven Corona-Test sollte man wie immer agieren: Zu Hause bleiben, um andere nicht anzustecken, sich schonen und bei schweren Beschwerden eine Arztpraxis aufsuchen

Kann ich mich gegen KP.2 und KP.3 impfen lassen?

Speziell gegen die Corona-Varianten KP.2 und KP.3 gibt es keine angepassten Impfstoffe. Das bedeute aber nicht, dass eine Impfung wirkungslos sei, sagt Peter Palese. Insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen – darunter Menschen mit Diabetes oder Herzerkrankungen und ältere Menschen – sollten sich Palese zufolge an den Impfempfehlungen orientieren und sich weiter regelmäßig gegen COVID-19 impfen lassen. „Dass der Verlauf der Erkrankung deutlich milder ist, liegt auch daran, dass die Menschen geimpft sind: Selbst eine Impfung gegen eine frühere Variante schützt ein Stück weit auch vor einem schweren Verlauf bei neueren Varianten, denn das Virus verändert sich ja immer nur begrenzt“, sagt Palese.

Mein Test ist positiv – was, wenn es die Corona-Varianten KP.2 oder KP.3 sind?

„Ein einfacher Coronatest sagt nichts über die Variante aus, mit der man sich angesteckt hat. Aber das ist eigentlich auch nicht wichtig. Das Vorgehen danach ist immer gleich“, sagt Palese. Mit einem positiven Corona-Test sollte man wie immer agieren: Zu Hause bleiben, um andere nicht anzustecken, sich schonen und bei schweren Beschwerden eine Arztpraxis aufsuchen.


Quellen:

  • Robert Koch-Institut: Abwassersurveillance zu SARS-CoV-2, AMELAG-Wochenbericht. Online: https://edoc.rki.de/... (Abgerufen am 26.06.2024)
  • Kaku Y et. al.: Virological characteristics of the SARS-CoV-2 KP.2 variant. In: thelancet.com: 20.05.2024, https://doi.org/...
  • Centers for Disease Control and Prevention: COVID Data Tracker, Variant Proportions. Online: https://covid.cdc.gov/... (Abgerufen am 27.06.2024)
  • Kretschmer C. : Covid-19: FLiRT-Varianten könnten zu mehr Krankheitsfällen führen . Gelbe Liste: https://www.gelbe-liste.de/... (Abgerufen am 26.06.2024)