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Seit wenigen Wochen gibt es in der Demokratischen Republik Kongo einen Ausbruch einer neuen Variante[1] des Mpox-Virus, ehemals auch als Affenpocken bezeichnet, im Osten des Landes. Ursprünglich infizierten sich Menschen nur durch Kontakt mit Nagetieren in West- und Zentralafrika, in denen das Virus ursprünglich heimisch war[2]. Seit wenigen Jahren kann das Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Bei der neuen Variante handelt es sich um eine Mutation einer bestimmten Virusuntergruppe, der Klade I. Die neue Mutation wird auch als Klade Ib[1] bezeichnet. Das Zentrum des Ausbruchs liegt in der Millionenstadt Goma, die auch einen Flughafen mit internationalen Flügen besitzt. „Wir müssen jetzt sehr wachsam sein. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Virus jemanden infiziert, der an Bord eines Flugzeugs steigt, und dass es sich dann im Zielland weiter ausbreitet“, sagt Trudie Lang, Professorin für Global Health Research an der Oxford-Universität in Großbritannien.

Wie gefährlich ist die neue Affenpocken-Variante?

Die neue Variante der Affenpocken ruft im Vergleich zu anderen Virusuntergruppen von Mpox schwerere Symptome hervor, die auch noch länger anhalten. Außerdem wird sie offenbar leichter von Mensch zu Mensch übertragen – nicht nur sexuell, sondern auch durch engeren Kontakt. So wurden bereits Übertragungen in Schulen, am Arbeitsplatz und zwischen Personen eines Haushalts beobachtet.[1] Die Übertragungsrate ist trotzdem deutlich niedriger als bei Viren wie SARS-CoV-2, da Mpox nicht durch die Luft mittels Tröpfcheninfektion übertragen wird, sondern nur durch direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten. Eine Übertragung ist theoretisch auch durch Gegenstände wie Kleidung oder Bettwäsche möglich, die mit infektiösem Material in Kontakt gekommen sind.

Die Sterblichkeit bei einer Infektion liegt bei Erwachsenen bei 5 Prozent, bei Kindern bei 10 Prozent. Darüber hinaus wird das Virus auch von schwangeren Müttern auf die Kinder übertragen und führt so vermehrt zu Fehlgeburten. „Die zunehmende Zahl der schweren Fälle, die wir sehen, besonders bei Kindern und jungen Frauen, ist sehr besorgniserregend“, sagt Trudie Lang aus Oxford.

Wie ist die Situation mit Mpox derzeit im Kongo?

Die erstmals vermutlich im September 2023 aufgetretene Variante breitet sich vor allem im Osten der Demokratischen Republik Kongo derzeit weiter aus. Die neuesten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation[3] (WHO) stammen von Ende Mai, zu diesem Zeitpunkt waren 7851 Infizierte im Jahr 2024 in der Demokratischen Republik Kongo registriert worden, 384 von ihnen sind an der Infektion gestorben.

Inzwischen dürfte die Zahl der Infizierten deutlich höher liegen, die Erkrankung hat sich zudem räumlich weiter ausgebreitet, auch aus Städten und Dörfern an der Grenze zu Ruanda und Burundi wurden Infektionen gemeldet. „Die Fälle, die wir sehen, sind die schweren Fälle, die ins Krankenhaus kommen. Das könnte nur die Spitze des Eisbergs sein. Wir wissen noch nicht, wie viele Menschen infiziert sind und geringere Beschwerden und daher keinen Arzt aufsuchen“, sagt Trudie Lang.

Aktuell wird vor allem durch Aufklärung der Bevölkerung versucht, die Ausbreitung einzudämmen. Es gibt auch einen Impfstoff gegen Mpox, der mutmaßlich gegen schwere Verläufe von Mpox und auch vor Übertragung schützt. Er ist allerdings noch nicht zugelassen und kann daher in der Demokratischen Republik Kongo noch nicht eingesetzt werden.

Wie wird das Mpox-Virus übertragen?

Das Mpox-Virus wird nur durch direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten übertragen. Auch hier gibt es aber verschiedene Abstufungen – vieles deutet darauf hin, dass die neue Variante des Virus bei engerem Kontakt schneller übertragen wird als bisherige Varianten. Wie schnell sich die neue Variante genau verbreitet und wie ansteckend sie im Detail ist, darüber weiß man bislang noch wenig. „Wir gehen davon aus, dass man ohne Beschwerden infiziert sein kann, und dabei andere anstecken kann. Sicher lässt sich das aber noch nicht sagen – die Übertragung der neuen Variante ist ein wichtiger Aspekt, an dem aktuell geforscht wird“, sagt Trudie Lang.

Kommt die neue Variante des Mpox-Virus auch nach Deutschland?

2022 gab es schon einmal einen weltweiten Ausbruch von Mpox, auch in Deutschland[4] haben sich 3800 Menschen infiziert, es gab aber keine Todesfälle. Die damalige Variante gehörte zu einer Virusuntergruppe namens Klade II und wurde fast ausschließlich durch Sex unter schwulen Männern übertragen.

Von der neuen Variante, der Klade Ib, ist hingegen noch keine einzige Infektion in Deutschland erfasst worden. Selbst wenn es doch einmal zu einzelnen Infektionen hierzulande kommt, dürfte sich die Ausbreitung Experten zufolge in engen Grenzen halten – auch weil selbst bei der neuen Variante noch immer vermutlich recht enger Kontakt notwendig ist für eine Übertragung. „Wir gehen aktuell nicht von einer erhöhten Gefährdung in Deutschland aus. Wir beobachten die Situation aber weiter sehr genau und passen unsere Empfehlungen bei Bedarf an" sagt Dr. Klaus Jansen, Infektionsepidemiologe beim Robert-Koch-Institut.

Welche Symptome verursacht eine Mpox-Infektion?

Typisch für Mpox ist ein Hautausschlag, der am ganzen Körper auftreten kann. Dabei kommt es zunächst zu flachen Hautveränderungen, sogenannten Läsionen, die später zu Bläschen anschwellen, die mit ansteckendem Sekret gefüllt sind. Die Bläschen können stark jucken und auch schmerzhaft sein. Meist verkrusten diese Bläschen nach spätestens zwei bis drei Wochen und fallen schließlich ab. Dabei können sie kreisrunde Narben hinterlassen. Häufig kommt es zusätzlich zu allgemeineren Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Muskelschmerzen.

Treten besonders viele Bläschen auf, kann das abschreckend aussehen. Jucken und schmerzen die Bläschen auch noch, kann das für Betroffene sehr unangenehm sein. Doch in den meisten Fällen verlief Mpox bislang mild. Nur in wenigen Fällen kommt es zu ernsteren Gesundheitsfolgen, etwa zu weiteren Infektionen, zu lebensgefährlichen Gehirnentzündungen (Enzephalitis) und zu starken Vernarbungen.

Wie lässt sich eine Mpox-Infektion behandeln?

In den allermeisten Fällen wird symptomatisch behandelt, das heißt, man therapiert die Beschwerden. Dabei können für die Hautläsionen etwa Zink-Schüttelmixturen oder schmerzlindernde Medikamente zum Einsatz kommen.

Es gibt auch spezielle Medikamente, die sich gegen das Virus richten, ein sogenanntes Virostatikum ist hierzulande für die Therapie von Mpox zugelassen. Doch da ihre Wirksamkeit noch nicht viel erforscht ist, sollten sie nach Expertenmeinung nur ausnahmsweise bei besonders schweren Verläufen eingesetzt werden.


Quellen: