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Was ist überhaupt Reibeisenhaut?

Raue Hautstellen an Armen und Beinen, die unzählige winzige, hautfarbene oder rötliche Knötchen aufweisen und sich wie ein Reibeisen anfühlen: das sind die typischen Anzeichen einer Keratosis pilaris. „Dabei handelt es sich um eine weit verbreitete, harmlose Verhornungsstörung der Haut“, erklärt Stephan Torke, Apotheker in Freital. Betroffen sind vor allem die Außenseiten der Oberarme und Oberschenkel sowie das Gesäß, manchmal auch die Wangen.

Wie entsteht Reibeisenhaut?

Unsere Haut erneuert sich ständig. Hautzellen wandern während ihrer natürlichen Reifung an die Hautoberfläche, verhornen und blättern als feine Schüppchen ab. „Bei der Keratotis pilaris ist dieser Prozess an den betroffenen Hautarealen verlangsamt“, erläutert Dr. Uwe Schwichtenberg, Hautarzt in Bremen und Vorstandsmitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD). Infolge der Verhornungsstörung verstopfen an den Haarfollikeln, welche die Haarwurzeln in der Haut umgeben, die Ausführungsgänge der Talgdrüsen. Es bilden sich kleine, verhärtete, über das Hautniveau erhabene Hornpfröpfe. Dadurch wirkt das Hautbild körnig und rau wie Sandpapier oder ein Reibeisen. Auch eingewachsene Haare können auftreten.

Sollte Reibeisenhaut hautärztlich behandelt werden?

„Die Reibeisenhaut ist als unbedenkliche Normvariante der Haut anzusehen“, so Schwichtenberg. Eine medizinische Behandlung ist in der Regel nicht nötig. Menschen mit Neurodermitis sind eher von Reibeisenhaut betroffen. Zu unterscheiden, ob es sich um die Verhornungsstörung oder ein akutes, behandlungsbedürftiges Ekzem handelt, kann für das ungeschulte Auge schwierig sein. Um sich zu vergewissern, dass es sich bei den Veränderungen tatsächlich nur um Reibeisenhaut handelt, ist daher vor allem bei zusätzlichen Auffälligkeiten wie entzündlichen Rötungen und Juckreiz eine hautärztliche Abklärung ratsam.

Bessert sich die Reibeisenhaut von selbst wieder?

Die Ursachen, welche die Verhornungsstörung hervorrufen, sind bislang noch nicht geklärt. „Da die Reibeisenhaut familiär gehäuft auftritt, wird die Veranlagung wahrscheinlich vererbt“, erklärt Schwichtenberg. Diese Konstitution sei nicht veränderbar. Die Keratosis pilaris ist zudem nicht heilbar. Sie tritt meist erstmalig im Jugendalter mit Beginn der Pubertät auf, schwächt sich aber mit zunehmendem Alter ab oder verschwindet ganz.

Was kann man gegen Reibeisenhaut tun?

„Wenn die Reibeisenhaut stört, lässt sich einiges tun, um das Hautbild zu bessern“, erklärt Apotheker Torke: Die Maßnahmen reichen von der täglichen Hautpflege und regelmäßigen Peelings zu Hause bis hin zur Laserbehandlung in der Hautarztpraxis. „Damit die Haut anhaltend glatt und geschmeidig bleibt, sind allerdings immer konsequente, kontinuierliche Anwendungen nötig“, betont Schwichtenberg. Denn infolge der Verhornungsstörung bilden sich stets neue Papeln. „Da die Haut empfindlich und leicht irritierbar ist, sollte enge, raue Kleidung vermieden werden“, rät Torke. Außerdem genügend trinken, um für Feuchtigkeit von innen zu sorgen.

Welche Hautpflege ist bei Reibeisenhaut empfehlenswert?

„Raue, trockene Reibeisenhaut benötigt Feuchtigkeit, Feuchtigkeit, Feuchtigkeit“, betont Torke. Eine zu fetthaltige Creme kann die Poren zusätzlich verstopfen. Besser ist dagegen eine feuchtigkeitsspendende Hautpflege, die mindestens einmal täglich aufgetragen werden sollte. Daneben können Inhaltsstoffe wie Urea (Harnstoff) helfen, die Feuchtigkeit in der Haut zu binden.

Was gilt es bei Peelings zu beachten?

Zusätzlich sind regelmäßige Peelings empfehlenswert, so Schwichtenberg. Durch ein mechanisches Peeling mit einem Waschlappen oder einem Peeling-Handschuh können Verhornungen und Hautunebenheiten verringert werden. „Aber nicht zu fest reiben und danach gut eincremen“, rät der Dermatologe. Hautglättende Effekte haben Peelings mit Milchsäure, Fruchtsäure, Salicylsäure oder Retinol. „Lassen Sie sich bei der Auswahl am besten von Arzt oder Ärztin und in Ihrer Apotheke beraten“, rät Torke. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Haut nicht übermäßig gereinigt wird. Und milde Reinigungsprodukte einsetzen.

Was tun, wenn eine Selbstbehandlung nicht ausreicht?

Wer trotz konsequenter Hautpflege und regelmäßigen Peelings zu Hause mit seinem Hautbild unzufrieden ist, kann sich für stärker wirksame Peelings an eine Hautarztpraxis wenden. Dort werden eventuell auch Laserbehandlungen angeboten. Je nach Intensität des Schäleffekts sind jedoch Abheilungszeiten von einigen Tagen in Kauf zu nehmen, bevor sich die Haut frisch und glatt zeigt. „Auch die Wirksamkeit dieser Behandlungen ist bei der Keratosis pilaris jedoch nur von begrenzter Dauer und hält meist nur einige Monate an“, so Schwichtenberg.

Kann man sich bedenkenlos Haare an betroffenen Stellen entfernen?

Rasieren und Epilieren kann empfindliche Haut mechanisch irritieren. Hautreizungen und Entzündungen können die Folge sein. „Daher sollten Sie möglichst darauf verzichten, Beine oder Arme im Bereich der Reibeisenhaut zu rasieren“, rät Torke. Auch Waxing kann die Haut strapazieren. Hautschonender sei eine Haarentfernung mittels Blitzlampe (Intensed Pulsed Light, IPL) oder dem Laser, erklärt Schwichtenberg. Damit gehe ein doppelter Nutzen einher: Die Haut würde außerdem glatter und ebenmäßiger.

Vorsicht: Von Selbstanwendungen der IPL-Technologie zu Hause ist abzuraten, da es bei einer Überdosierung zu Verbrennungen und einem erhöhten Hautkrebsrisiko kommen kann. Wer seine Reibeisenhaut als Makel empfindet und mit IPL behandeln lassen möchte, macht das besser in einer Hautarztpraxis, die solche Verfahren anbietet. Allerdings: Reibeisenhaut ist ein kosmetisches Problem, eine Therapie also nicht zwingend. Die Kosten muss man daher selbst tragen.


Quellen: