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Wenn im Rahmen einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung Humane Papillomviren (HPV) im Abstrich nachgewiesen werden, kann das bei Frauen zu Sorgen und Ängsten führen. Dabei erfordert ein positives Testergebnis in den meisten Fällen keine Behandlung. Unsere Expertin und unser Experte beantworten die wichtigsten Fragen rund um die HPV-Infektion.

Wie wird auf HPV getestet?

Humane Papillomviren (HPV) werden durch eine Schmierinfektion beim Geschlechtsverkehr übertragen. Bei Frauen ab 35 Jahren ist seit Januar 2020 im Rahmen der Krebsfrüherkennung auch der HPV-Test Standard. Bei dem Test handelt es sich um einen Abstrich am Gebärmutterhals. „Hier treffen die Schleimhautschichten von Gebärmutterhals und Scheide aufeinander – eine Art Schwachstelle, an der sich das Virus besonders gerne ansiedelt. Und dementsprechend auch dort besonders gut nachweisbar ist“, erklärt Dr. med. Lucia Otten, Oberärztin mit Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie am Universitätsklinikum Bonn.

Was bedeutet ein positives Ergebnis beim HPV-Test?

Ein positiver Test weist darauf hin, dass aktuell eine klinisch relevante HPV-Infektion am Gebärmutterhals besteht. „Dabei handelt es sich zunächst einmal um keine Krankheit, sondern um eine örtliche Infektion, von der die Patientin in der Regel gar nichts merkt“, sagt Dr. Otten. Ist der PAP-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs unauffällig, wird in der Regel ein Jahr später ein Kontrollabstrich gemacht.

Dabei ist es in den allermeisten Fällen so, dass die Infektion bis dahin nicht mehr nachgewiesen werden kann. Denn die HPV-Infektion selbst ist zwar nicht behandelbar, häufig verschwindet sie aber wieder von selbst und ein Folgetest fällt negativ aus. „Der eigene Körper ist durchaus in der Lage, das Virus durch ein gesundes Immunsystem zu eliminieren“, erklärt Prof. Dr. med. Achim Wöckel, Klinikdirektor der Frauenklinik am Uniklinikum Würzburg.

Ist der Test nach einem Jahr noch immer positiv, folgen Lupenuntersuchungen des Gebärmutterhalses um abzuklären, ob Gewebeveränderungen bestehen. Wenn das Gewebe nur leicht verändert ist, wird es zunächst nur weiter kontrolliert. „Sind die Veränderungen stärker ausgeprägt, dann könnte es sich um Krebsvorstufen handeln – diese werden dann vorsorglich entfernt“, so erklärt Prof. Dr. Wöckel. Das Verfahren, bei dem ein kegelförmiges Stück des Gebärmutterhalses abgetragen wird, heißt Konisation.

Was bedeutet ein negatives Ergebnis des HPV-Tests?

Fällt der Test negativ aus, wird er nur alle drei Jahre wiederholt. Ein negatives Testergebnis bedeutet nicht gleichzeitig, dass sich die Patientin nie mit HPV infiziert hat. „Es heißt aber, dass aktuell keine hohe Virusaktivität nachweisbar ist, das ist also prinzipiell ein gutes Zeichen“, sagt Prof. Dr. Wöckel.

Dr. Otten vergleicht das HP-Virus zur Erklärung mit dem Herpes-Virus. „Man hat sich einmal infiziert – und wenn das Immunsystem geschwächt ist, zum Beispiel durch andere Infektionen, Rauchen oder auch sonstigen Stress für den Körper, kann eine akute Infektion ausbrechen.“ Und die kann mit dem HPV-Abstrich nachgewiesen werden. So kann es also sein, dass das Virus jahrelang oder auch ein Leben lang im Körper „schlummert“, ohne dass es bemerkt wird.

Wie hoch ist das Krebsrisiko bei einer HPV-Infektion?

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen: Ein positiver HPV-Test heißt nicht zwangsläufig, dass eine Krebserkrankung, eine Vorstufe oder ein erhöhtes Risiko einer Erkrankung vorliegt.

„Auch wenn das Risiko, Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln, bei bestimmten Virustypen erhöht ist, ist es noch immer sehr gering“, betont Dr. Otten. Sie erklärt das so: „80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen haben in ihrem Leben eine HPV-Infektion. Nur bei zehn Prozent der infizierten Frauen entwickelt sich eine Vorstufe. An einem Zervixkarzinom erkranken nur zwölf von 100.000 Frauen pro Jahr. Das ist eine winzige Anzahl aller HPV-Infizierten und ebenfalls ein noch sehr geringer Anteil der Frauen, die eine Vorstufe entwickeln.“

Durch eine HPV-Infektion kann es auch zu Peniskarzinomem, Analkrebs oder Krebs im Mundhöhlen- und Rachenbereich kommen. „Das kommt aber noch seltener vor“, sagt Dr. Otten.

Während die Infektion selbst nicht therapierbar ist, können Folgeerkrankungen – etwa eine Krebsvorstufe am Gebärmutterhals – hingegen meist sehr gut behandelt werden. Sofern sie rechtzeitig erkannt werden. Deshalb sei eine engmaschige Kontrolle bei Frauen mit einer HPV-Infektion auch so wichtig, so die Frauenärztin.

„Das tatsächliche Risiko, nach dem positiven HPV-Abstrich ein Karzinom zu entwickeln, ist höchst individuell und von verschiedenen Faktoren abhängig“, ergänzt Dr. Wöckel. Einer dieser Faktoren ist, um welchen Virustypen es sich handelt.

Welche HPV-Typen gibt es?

Insgesamt gibt es mehr als 170 verschiedene HPV-Typen. Je nachdem, wie hoch das onkogene Potenzial ist, also das Risiko, dass durch eine Infektion eine Krebserkrankung entsteht, werden diese in verschiedene Klassen unterteilt. Man unterscheidet zwischen:

  • Low-Risk-Typen: Hier ist das Risiko, durch die Infektion eine Krebserkrankung zu entwickeln, gering: HPV-Typ 6, 11, 42 bis 44, 54, 61, 70, 72 und 81
  • High-Risk-Typen: Hier ist das Risiko, dass durch die Infektion eine Krebserkrankung entsteht, erhöht oder hoch: HPV-Typ 16 und 18 (hohes Risiko), HPV-Typ 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 68, 73 und 82 (erhöhtes Risiko)

Weitere Virustypen mit möglicherweise hohem Risiko sind HPV 26, 53 und 66.

Eine Infektion mit einem Low-Risk-Typen kann sich zum Beispiel durch Kondylome (auch bekannt als Feigwarzen oder Genitalwarzen) bemerkbar machen. „Diese sind und werden aber nicht bösartig“, erklärt Dr. Otten.

Wie und wann könnte man sich angesteckt haben?

HPV wird ausschließlich über sexuelle Kontakte übertragen. Übrigens schützen Kondome, anders als bei vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, bei HPV nur bedingt, da sie nur einen Teil des Schambereichs bedecken. „Da es sich bei HPV um eine Schmierinfektion handelt, kann die Ansteckung trotzdem erfolgen“, so Dr. Otten.

Wenn ein HPV-Test plötzlich positiv ausfällt, obwohl man seit Jahren in einer festen Partnerschaft oder Ehe lebt, heißt das nicht, dass der Partner oder die Partnerin fremdgegangen ist. Wann und wo es zur Ansteckung gekommen ist, lässt sich meistens nicht mehr nachvollziehen. Denn die HPV-Infektion selbst verläuft meist symptomlos. Sie wird vom Immunsystem überwunden – oder kann chronisch werden und dann über viele Jahre unbemerkt bestehen bleiben.

„Man kann sich theoretisch mit 20 Jahren angesteckt haben und erst mit 50 die Infektion bekommen“, erklärt Frauenärztin Otten. Es sei also nur sehr schwer nachzuvollziehen, bei welchem Partner oder welcher Partnerin man sich infiziert hat.

Was muss der Partner oder die Partnerin beachten?

Ist der HPV-Test positiv ausgefallen, könnte es gut sein, dass der Partner oder die Partnerin auch infiziert ist. „Für Männer gibt es keine Vorsorgeuntersuchung, sie sollten sich vor allem bei Symptomen wie Hautveränderungen untersuchen lassen“, empfiehlt Dr. Otten.

„Bei Männern heilt eine HPV-Infektion aber in den meisten Fällen wieder komplett aus“, ergänzt Prof. Dr. Wöckel. Eine Beratung beim Urologen oder der Urologin sei im Zweifel trotzdem ratsam.

Wie schützt die Impfung vor HPV?

HPV-Impfstoffe schützen, wenn sie vor dem ersten sexuellen Kontakt gespritzt wurden, zu nahezu 100 Prozent vor einer Ansteckung und Ausbreitung des HP-Virus. Dr. Wöckel erklärt: „Die Rate an bösartigen Krebserkrankungen, die durch HPV ausgelöst werden, wird durch die Impfung so in der gesamten Bevölkerung stark gesenkt.“

Der Hauptfokus der Impfstoffe liegt insbesondere auf den Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18. Häufig wird auch eine Kreuzprotektion vor einigen nicht im Impfstoff enthaltenen Typen beschrieben. Dadurch kann die Impfung auch einen wirkungsvollen Schutz gegen Genitalwarzen bieten, die in 90 Prozent der Fälle von den HPV-Typen 6 und 11 verursacht werden.

Da bereits ab dem ersten Geschlechtsverkehr eine Ansteckung mit HPV erfolgen kann, sollte der Zeitpunkt der Impfung idealerweise vor diesem Zeitpunkt liegen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für Jungen und Mädchen ab dem Alter von neun Jahren. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die STIKO, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen.

Auch nach dem ersten Sex kann eine Impfung durchaus noch Sinn machen. Denn selbst, wenn es dann schon zu einer Infektion mit dem Virus gekommen sein sollte, kann die Impfung noch einen Schutz vor anderen im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen bieten. Generell gilt auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr: Je früher die Impfung nachgeholt wird, desto besser.

„Erste Studien zeigen, dass eine Impfung selbst nach der Behandlung von Vorstufen einen neuen Ausbruch verhindern könnte, hier sind aber noch weitere Studien nötig“, sagt Dr. Otten.