Anaphylaktischer Schock: Was tun?
![Composing Allergieauslöser](https://aqqkowuysp.cloudimg.io/v7/_auirp_/imgs/04/1/7/4/8/7/tok_efae8af02fdf759422a4a727fb14a1d1/w320_h160_x1250_y703__allergieausloeser-istockphoto-033551947b21ce3a.jpg)
Typische Allergieauslöser: Arzneimittel, Wespenstiche und Erdnüsse.
© istockphoto/inga/JimmyR/RedHelga
Was ist ein anaphylaktischer Schock?
Der anaphylaktische Schock ist eine schwere Form der allergischen Reaktion, die den ganzen Körper erfassen und tödlich enden kann.
"Entscheidend ist, dass dabei nicht nur die Haut betroffen ist und zum Beispiel mit Juckreiz reagiert, sondern daneben auch noch mindestens ein anderes Organsystem beteiligt ist", sagt Professor Dr. Margitta Worm, Leiterin der Allergologie und Immunologie der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité Berlin. Es liegt also etwa zusätzlich Atemnot, Schwindel oder Übelkeit vor. Bei solch schweren allergischen Reaktionen lässt sich schlecht vorhersagen, wie sich die Symptome entwickeln und ob eine im Moment noch harmlos erscheinende Situation ohne Atemnot oder Kreislaufprobleme bereits wenige Minuten später lebensbedrohlich wird.
![Allergische Reaktion: So sehen sogenannte Quaddeln aus.](https://aqqkowuysp.cloudimg.io/v7/_auirp_/imgs/04/1/7/4/8/7/tok_987dd59b4b150ab60093500ce0f86bcd/w390_h219_x1250_y703_100_PRO_IMAGO_CREATIVE_CLASSIC-5.471481805-HighRes-7552d67a62f2b58f.jpg)
Allergische Reaktion: So sehen sogenannte Quaddeln aus.
© IMAGO/YAY Images
Schweregrade der anaphylaktischen Reaktion:
Man unterscheidet vier Schweregrade[1]:
- Nur die Haut ist betroffen
Symptome sind beispielsweise Juckreiz, Hautrötung und -schwellung, Bildung von Quaddeln (kleine flüssigkeitsgefüllte Blasen)
- Haut und Schleimhaut – zum Beispiel von Atemwegen oder Magen-Darm-Trakt – sind betroffen
Anzeichen sind neben den Hautsymptomen etwa Erbrechen, Übelkeit, Heiserkeit, Atemnot, Bauchkrämpfe
- Schockreaktion
Symptome können sein: blau anlaufen, Stuhlabgang, Kreislaufkollaps, Bewusstlosigkeit
- Atem- oder Kreislaufstillstand
Ursachen
In Deutschland sind die häufigsten Ursachen für einen anaphylaktischen Schock bei Erwachsenen allergische Reaktionen auf Insektenstiche und Medikamente, bei Kindern auf Nahrungsmittel und Insektenstiche.
Wie erkenne ich einen anaphylaktischen Schock?
"Allergiker kennen die Symptome meist schon und wissen häufig, worauf sie reagiert haben", betont Margitta Worm. War bisher keine Allergie bekannt, sollte man Verdacht schöpfen, wenn
- eine Reaktion sehr plötzlich eintritt, insbesondere nach einem Insektenstich, der Einnahme von Medikamenten oder aber dem Essen und
- neben Hautbeschwerden wie Hautjucken, -rötung, -schwellung und Quaddelbildung auch andere Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Atemnot oder ein Engegefühl in der Brust auftreten.
Erste Hilfe bei einem allergischen Schock
Ist der Betroffene ansprechbar, sollte man diesen zuerst danach fragen, ob ein Notfallset vorhanden ist.
a) Person ist nicht ansprechbar oder hat keine bekannte Allergie und daher kein Notfallset
Hat der Betroffene kein Notfallset, zum Beispiel, weil bisher gar keine Allergie bekannt war oder ist er bewusstlos, sollten Sie als Erstes den Rettungsdienst alarmieren.
Vor allem bei schweren Reaktionen, insbesondere bei Luftnot oder Kreislaufproblemen, unbedingt die 112 anrufen und dem Rettungsdienst mitteilen, welche Symptome vorliegen und dass es sich vermutlich um eine allergische Reaktion handelt.
Bei der betroffenen Person bleiben, sie beruhigen und gegebenenfalls entsprechend der Symptome lagern:
- Bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage bringen.
- Bei Atemnot zum Beispiel hinsetzen, am besten mit nach hinten abgestützten Armen, das erleichtert es, Luft zu holen.
- Bei Kreislaufproblemen wie Schwindel hinlegen und Beine hochlagern.
b) Person ist ansprechbar, ein Notfallset ist vorhanden
Bei Atemnot oder Herz-Kreislaufproblemen sofort den Notarzt alarmieren. Anschließend den Allergiker beruhigen und ihm gegebenenfalls dabei helfen, das Notfallset (mehr dazu im nächsten Abschnitt) entsprechend den Anweisungen seines Arztes oder seiner Ärztin anzuwenden. Ist nur die Haut betroffen, reicht es in der Regel, wenn das im Set enthaltene Antihistaminikum und das Kortisonpräparat eingenommen werden. In allen anderen Fällen ist auch der sogenannte Autoinjektor, eine Art Adrenalinspritze, notwendig. Diese kann sich der Patient selbst verabreichen. "Ist dies nicht mehr möglich und kennt der Helfer oder die Helferin die betroffene Person und weiß um die Allergie sowie um die korrekte Anwendung der Notfallspritze, kann er oder sie die Spritze gegebenenfalls auch geben", meint Margitta Worm. Anschließend den Betroffenen nicht alleine lassen, sondern weiter beobachten. Entsprechend der Symptome lagern und entweder einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen oder aber, sofern sich die Beschwerden verschlimmern oder nicht innerhalb von kurzer Zeit bessern, die 112 anrufen.
![Spritze in den Oberschenkel: Der Adrenalinpen hilft im Notfall.](https://aqqkowuysp.cloudimg.io/v7/_auirp_/imgs/04/1/7/4/8/7/tok_915aea1c55064b2f47f626c66590f2a2/w390_h219_x1250_y703_973899546-GettyImages-SciencePhotoLibrary-02c302d22b402943.jpg)
Spritze in den Oberschenkel: Der Adrenalinpen hilft im Notfall.
© Getty Images/Science Photo Libra
Wichtig bei Allergien: das Notfallset
Menschen, bei denen schon einmal eine anaphylaktische Reaktion aufgetreten ist, verordnet der Arzt oder die Ärztin ein sogenanntes Notfallset. Es enthält üblicherweise:
- ein antiallergisches Mittel (Antihistaminikum)
- ein Kortisonpräparat
- eine Adrenalin-Spritze (Adrenalin-Autoinjektor)
- eventuell ein Spray, das hilft, Luftnot zu lindern
Wer ein Notfallset bekommt, sollte sich die Anwendung genau erklären und in einem Allergiepass dokumentieren lassen. Gegebenenfalls sollte man auch nahe Angehörige und Verwandte in die Verwendung des Sets einweisen. Das Notfallset sollten Betroffene immer bei sich tragen. Dabei unbedingt auf die Lagerungshinweise und die Ablaufdaten der enthaltenen Medikamente achten und sich diese gegebenenfalls rechtzeitig neu verordnen lassen. Margitta Worm rät: "Immer, wenn das Notfallset benötigt wurde, sollte man anschließend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um sich unverzüglich neue Medikamente verschreiben zu lassen." So sind Allergiker stets für den Extremfall gerüstet.
Quellen:
- [1] Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie : Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie – Update 2021. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 22.05.2024)