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Peter Maffay ist mit 69 nochmal Vater geworden, Mick Jagger mit 73 und Robert de Niro gar mit 79 Jahren. Man könnte meinen, bei Männern tickt die biologische Uhr nicht. Doch das ist nicht so. Denn das Alter des Mannes kann sehr wohl einen Einfluss auf die Spermien haben. So kann mit zunehmendem Alter bei Männern nicht nur die Fruchtbarkeit nachlassen, auch das Risiko für Chromosomenstörungen nimmt zu, warnt Prof. Dr. Frank Sommer, Facharzt für Urologie und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG). Das kann wiederum einen Einfluss auf die Gesundheit des Babys haben – und auf den Schwangerschaftsverlauf der werdenden Mutter.

Späte Vaterschaft wird etwas häufiger

Die prominenten Beispiele für eine späte Vaterschaft sind zwar keine Einzelfälle, insgesamt gibt es aber nur eine leichte Zunahme des Durchschnittsalters von Vätern in den USA. Forscher der Stanford-University haben im Rahmen einer Studie Daten von über 46 Millionen Geburten gesammelt. Dabei kam heraus: Das Durchschnittsalter der Väter ist zwischen 2011 und 2022 von 30,8 Jahren auf 32,1 Jahre gestiegen. Zudem hat sich der Anteil der Väter, die über 50 Jahre alt sind von 1,1 Prozent auf 1,3 Prozent erhöht.

„Generell gibt es für gesunde Männer kein Alter, in dem es unmöglich ist, Vater zu werden“, erklärt Prof. Dr. Sommer. „Und es gibt auch Männer, die in ihren 70ern völlig gesunde Kinder zeugen“, so der Experte. „Jedoch nimmt das Risiko für Komplikationen mit dem Alter generell zu.“

Öfter Frühgeburten bei älteren Vätern

So deutet auch die US-Studie darauf hin, dass das zunehmende Alter des Vaters sich auf die Gesundheit des Babys auswirken kann. So steigt das Risiko einer Frühgeburt mit dem Alter des werdenden Vaters. Ist dieser zwischen 50 und 59 Jahre alt, liegt es um 16 Prozent höher als bei Vätern, die zwischen 30 und 39 Jahre alt sind. Für Babys von Vätern ab 70 Jahren stieg dieses Risiko sogar um 21 Prozent.

Außerdem stellten die Forscher bei Vätern, die über 45 Jahre alt waren ein um 18 Prozent erhöhtes Risiko für Krampfanfälle des Neugeborenen fest – im Vergleich zu der Referenzgruppe, die zwischen 25 und 34 Jahren alt war.

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Risiko für Gestationsdiabetes steigt durch ältere Väter

Das Alter des Vaters ist gemäß der Studie auch mit höheren Risiken für die werdende Mutter verbunden. So ist das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes bei Frauen, deren Partner zwischen 50 und 59 Jahre alt sind, um 28 Prozent höher als bei Vätern im Alter von 25 bis 34 Jahren.

Mit einem Gestationsdiabetes steigt nicht nur das Risiko für die Schwangere, später im Leben einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Auch für die Babys kann dieser, wenn er nicht gut eingestellt ist, Risiken wie ein höheres Geburtsgewicht sowie Geburtskomplikationen wie eine Schulterdystokie – eine Blockade der Schulterrotation nach der Geburt des Kopfes – oder Atemstörungen mit sich bringen.

Mögliche Gründe für erhöhte Risiken bei älteren Vätern

Urologe Prof. Dr. Sommer sieht den möglichen Grund für die höheren Risiken in genetischen Schäden der Spermien von älteren Vätern. „Bei Männern werden die Spermien regelmäßig durch die Keimzellen neu produziert“, erklärt der Experte. Dabei könne es natürlich zu Mutationen kommen. Und zwar sowohl direkt in den Keimzellen als auch in den neu produzierten Spermien.

„Die Keimzelle besteht beim Mann seit der Geburt, die Wahrscheinlichkeit für diese Mutationen nimmt mit dem Alter zu“, so Prof. Dr. Sommer weiter. Zwar könne man auch durch einen ungesunden Lebensstil – zum Beispiel Rauchen, Drogen- und erhöhten Alkoholkonsum – Mutationen provozieren. „Generell gilt aber: Je älter der Mann, desto höher das Mutationsrisiko“, sagt der Urologe.

Auch das Risiko für Krankheiten wie Autismus, Schizophrenie, Krebs und Achondroplasie (genetisch bedingter Kleinwuchs) beim Kind könnten durch diese Mutationen begünstigt werden, heißt es in der US-Studie.

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Fruchtbarkeit nimmt auch bei Männern im Alter ab

Was – fernab von den gesundheitlichen Auswirkungen für die Kinder sowie die schwangere Frau – lange Zeit nicht bekannt war: Auch bei Männern lässt die Fruchtbarkeit mit den Jahren nach. Prof. Dr. Sommer erklärt: „Auch hier nehmen das Ejakulats-Volumen und die Spermienqualität mit dem Alter generell ab.“ Zu Letzterem zählen sowohl die Anzahl der Spermien (Spermatozoendichte), die Beweglichkeit (Motilität), aber auch die Form (Morphologie).

Doch eine pauschale Aussage zu der Fruchtbarkeit des Mannes lässt sich hier nur schwer treffen. Generell gelte, so Prof. Dr. Sommer: „Gesunder Lebensstil schlägt Alter.“ So könne theoretisch ein 30-jähriger Raucher mit starkem Übergewicht bereits Probleme mit der Fruchtbarkeit haben, ein 70-Jähriger, der sich gesund ernährt und viel Sport treibt, viel fruchtbarer sein und noch problemlos gesunde Kinder zeugen.


Quellen:

  • Albert S, Scott M, Chiyuan A et al: Sociodemographic Trends and Perinatal Outcomes in Fathers 50 Years and Older. Jama Network: https://jamanetwork.com/... (Abgerufen am 04.09.2024)