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Wie gefährlich sind Eichenprozessionsspinner?

Juckreiz, Bindehautentzündung, Atemnot. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners können zu sehr unangenehmen Symptomen führen. Schuld daran sind Gift-Härchen.

Ab dem dritten von sechs Larvenstadien besitzen die Tiere Härchen mit mehreren Spitzen, die in die Haut eindringen und sogar in die Augen und die Atemwege gelangen können. Sie brechen leicht und setzen dann einen Eiweißstoff frei, der zu allergieähnlichen Symptomen führt: Die Haut reagiert mit heftigem Juckreiz, rötet sich, bildet Quaddeln, Eiterbläschen und Knötchen. Je nach Kontakt entwickelt sich mitunter auch eine heftige Bindehautentzündung samt roten Augen und geschwollenen Lidern. Gerät das Gift in die Atemwege, können sich Nase, Rachen und Bronchien entzünden, in schweren Fällen kommt es zu Atemnot.

Was hilft gegen Symptome von Eichenprozessionsspinnern?

Nach ein bis zwei Wochen hat man die Beschwerden in der Regel überstanden. Bis dahin können eine entzündungshemmende Creme und eventuell Medikamente aus der Gruppe der Antihistaminika Linderung verschaffen. Bei Atemnot sind Arzneimittel nötig, die die Atemwege erweitern. In jedem Fall ist ein Arztbesuch ratsam, um die Symptome abklären zu lassen und eine geeignete Therapie einzuleiten.

Wann ist der Eichenprozessionsspinner besonders gefährlich?

Je nach Wetter beginnen die Raupen zwischen Anfang und Ende Mai für den Menschen unangenehm zu werden. Dann hat der Eichenprozessionsspinner sein drittes Larvenstadium erreicht. Mit jeder Häutung steigt die Zahl der Gift-Härchen; vor der Verpuppung sind es um die 600 000. Besonders viele davon gibt es dann in den Gespinsten. Erst im Spätsommer nimmt die Gefahr wieder ab.

Wie schnell reagiert man auf den Eichenprozessionsspinner?

Weil die Symptome nach einem Kontakt normalerweise erst in der Nacht oder am folgenden Tag auftreten, rätseln Betroffene oft über die Ursache. „Durch genaues Befragen kommt man aber meist darauf“, sagt Professor Martin Metz, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité. Um eine Allergie handelt es sich dabei nicht, sagt er, sondern um eine Reaktion des Körpers auf ein Gift. Der Erstkontakt könne zwar zu einer Allergie führen, doch „das ist selten der Fall. Die Gifthaare haben hierfür kein sehr starkes Potenzial.“ So ist auch erst ein einziger Fall zweifelsfrei belegt, in dem ein Patient einen allergischen Schock erlitt.

Was machen Eichenprozessionsspinner?

Jeden Abend die gleiche Prozession: Die Schmetterlingsraupen sammeln sich und begeben sich im Gänsemarsch auf Nahrungssuche. Mal wandern sie in kleiner Formation, mal in einer mehrreihigen und bis zu zehn Meter langen Schlange an Eichen empor, fallen über die Blätter her und fressen sie bis auf die „Adern“ kahl. Ganze Bäume können sie so in kurzer Zeit entlauben. Manches derart geschwächte Gehölz geht zugrunde, wenn ihm zusätzlich Mehltau, andere Schadinsekten, Spätfrost oder Dürre zusetzen.

Wo kommt der Eichenprozessionsspinner vor?

Thaumetopoea processionea, so der wissenschaftliche Name des Eichenprozessionsspinners, kommt in lichten Wäldern vor, aber auch an einzeln stehenden Bäumen. Verbreitet ist er in ganz Europa.

In Deutschland sind vor allem die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern betroffen (Stand 2019).

Lange galt er als fast ausgestorben, doch seit den 1990er-Jahren breitet er sich wieder stark aus. „Ob die Klimaerwärmung der alleinige Grund dafür ist, steht nicht fest“, sagt Dr. Nadine Bräsicke, Expertin beim Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Gute Witterungsbedingungen seien allerdings vor allem während der Eiablage wichtig; und die Zeiten von Blattaustrieb und Larvenschlupf müssten gut übereinstimmen.

So verhält man sich bei Eichenprozessionsspinnern richtig

  • Vermeiden Sie den Kontakt mit den Raupen und Gespinsten, halten Sie Abstand, setzen Sie sich in der Nähe nicht auf den Boden.
  • Nach Vernichtung der Raupen können verbliebene Härchen noch jahrelang den Giftstoff freisetzen.
  • Tragen Sie Schutzkleidung, wenn Sie sich beruflich in befallenen Gebieten aufhalten müssen. Auch Schutzbrille und Staubmaske sind sinnvoll.
  • Wenn Sie unbeabsichtigt in die Nähe befallener Bäume kamen: Duschen Sie, waschen Sie gründlich Ihre Haare und auch die Kleidung.
  • Entfernen Sie Gespinste im Garten nicht selbst, sondern beauftragen Sie einen staatlich anerkannten Schädlingsbekämpfer oder entsprechend ausgerüsteten Baumpfleger.
  • Die Gespinste nicht abflammen oder abspritzen – dabei werden die Gifthaare nur noch mehr aufgewirbelt und verbreitet.
  • Sie haben einen Befall an öffentlichen Plätzen entdeckt? Informieren Sie die Gemeindeverwaltung, das Umwelt- oder Gesundheitsamt.


Quellen: