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In der Brustkrebsbehandlung ist die operative Entfernung des Tumors Basis der Therapie – jedenfalls bei einem Brustkrebs, der noch nicht in andere Organe gestreut hat. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die gesamte Brust entfernt werden muss (Mastektomie).

Heutzutage lässt sich bei 70 bis 80 Prozent der Frauen mit Mammakarzinom die Brust erhalten (brusterhaltende Operation, BET). Der oder die Operierende markiert sowohl die Schnittränder als auch das ehemalige Tumorgebiet, damit für den Fall einer Nachoperation und bei der Bestrahlung für Orientierung gesorgt ist.

In der anschließenden mikroskopischen Kontrolle in der Pathologie sollten die Ränder des entfernten Gewebes tumorfrei sein („tumorfreie Schnittränder“ oder „pR0-Resektion“). Wenn in der Gewebeprobe unter dem Mikroskop Tumorzellen im Randbereich festgestellt werden, wurde der Tumor nicht vollständig entfernt. Es ist eine erneute Operation (Nachresektion) notwendig, um die noch im Körper verbliebenen Tumorreste zu entnehmen.

In diesen Fällen ist die Entfernung der ganzen Brust notwendig

Wenn der Tumor an mehreren Stellen sitzt oder wenn er auch nicht bei einer Nachoperation komplett herausgenommen werden konnte, entfernt die Ärztin oder der Arzt die gesamte Brust. Dabei bleiben die Brustwandmuskeln, die die Brustwand formen, insbesondere der große Brustmuskel, erhalten.

Oft ist es auch möglich, den Hautmantel und die Brustwarze zu erhalten und bereits in derselben Operation die Brustform mittels einer Prothese wieder aufzubauen (primäre Rekonstruktion).

Möchte eine Patientin die Brust wegen eines Karzinoms entfernen lassen, obwohl es möglich ist, sie bei der Operation zu erhalten, so respektieren Ärzte und Ärztinnen den Wunsch selbstverständlich.

Entfernung von (Wächter-)Lymphknoten

Das Brustgewebe ist reich an Lymphbahnen. Sie transportieren die sogenannte Lymphe, die Gewebeflüssigkeit, Fett, Eiweiß, Krankheitserreger und Zellmaterial enthält und letztlich in die Blutgefäße wandert. Auf ihrem Weg passiert die Lymphe mehrere Lymphknoten.

Diese sind eine Art Kontrollstationen des Immunsystems. Verdächtige Bestandteile der Lymphe werden hier von der Immunabwehr entschärft. Besonders in der Achselhöhle gibt es viele Lymphknoten, da wir uns gerade an Händen und Armen oft verletzen und so alle möglichen Keime und Fremdstoffe eindringen können. Daher ist an dieser Stelle eine hohe Abwehrhürde nötig.

Die Lymphe aus der Brustdrüse fließt größtenteils über die Lymphbahnen in Richtung Achselhöhle ab. Das besondere Augenmerk gilt bei Krebs den sogenannten Wächterlymphknoten (Fachbegriff: Sentinel-Lymphknoten). Das sind diejenigen, die der Lymphabfluss aus dem Tumorbereich zuerst erreicht. Wenn Brustkrebs sich über die Lymphbahnen ausbreitet, sind die Lymphknoten in der Achsel damit diejenigen, die in der Regel zuerst befallen sind.

Wächterlymphknoten als Indikator

Es hat sich herausgestellt, dass mit großer Wahrscheinlichkeit die örtlichen (regionären) Lymphknoten, die auf den Wächterlymphknoten folgen, tumorfrei sind, wenn dieser selbst auch tumorfrei ist. Dieser Umstand spricht dafür, den Tumor durch die gesamte Therapie auch ohne einen weiteren Eingriff an der Achselhöhle gut unter Kontrolle halten zu können, wenn der Wächterlymphknoten nicht befallen war.

Den Status der / des Wächterlymphknoten(s) zu kennen, ist daher bedeutsam für die genaue Stadieneinteilung der Krebserkrankung nach der Operation und für die weitere Therapieplanung. Sind noch keine Lymphknoten befallen, reicht häufig eine weniger eingreifende Therapie aus.

Vor der Operation oder auch vor einer ihr vorausgehenden (neoadjuvanten) Chemotherapie werden die Lymphknoten in der Achselhöhle durch Abtasten und eine Ultraschalluntersuchung überprüft. Ergeben sich dabei keine Auffälligkeiten, wird versucht, den oder die Wächterlymphknoten vor oder während der Brustoperation zu ermitteln. Dies gelingt mithilfe bestimmter markierender Substanzen, die in die Umgebung des Tumors gespritzt werden. Sie gelangen dann über die Lymphe in den oder die entsprechenden Lymphknoten.

Der Arzt oder die Ärztin entnimmt dann bei der Operation den / die markierten Wächterlymphknoten zur feingeweblichen Untersuchung (Sentinel-Lymphknotenexzision, SNE). Bei der Aufarbeitung des Gewebes in der Pathologie wird definitiv geklärt, ob der Wächterlymphknoten tumorfrei ist. Ist der Lymphknoten befallen, kann es nötig sein, eine größere Zahl von Lymphknoten in der Achselhöhle zu entfernen (Lymphadenektomie oder Axilladissektion).

Ist kein Wächterlymphknoten auffindbar, kann das eine Entfernung aller Achsellymphknoten (Axilladissektion) notwendig machen.

Wiederaufbau der Brust

Wird viel Brustgewebe oder die gesamte Brust entfernt, so kann bereits während desselben Eingriffs mit dem Wiederaufbau der Brust begonnen werden (Sofortrekonstruktion). Der Wiederaufbau ist aber auch noch zu einem späteren Zeitpunkt möglich – als zweiter Eingriff nach der medikamentösen Behandlung und / oder der Strahlentherapie (Intervallrekonstruktion).

Bei den Operationstechniken gibt es verschiedene Varianten, die unterschiedlich aufwendig und ergiebig sind. Für den Wiederaufbau von kleinen Brüsten kommen andere Verfahren infrage als für den Aufbau großer Brüste. Zudem sind kombinierte Verfahren möglich, das heißt Implantat plus Eigengewebe.

Frau tastet sich die Brust ab

Brustrekonstruktion

Die Brust lässt sich nach einer Amputation mit Eigengewebe oder Silikonimplantaten neu aufbauen. zum Artikel

Mögliche Komplikationen

Als mögliche Komplikation kann es bei der Operation unter anderem zu Blutungen, Entzündungen oder Wundheilungsstörungen kommen.

Manchmal entwickelt sich früher oder später nach der Entfernung der Achsellymphknoten ein sogenanntes Lymphödem am Arm. Dabei kann die Lymphflüssigkeit nicht richtig abfließen, der Arm wird dick. Ursache dafür kann sein, wenn der Lymphabfluss nach der Entfernung von Lymphknoten in der Achsel gestört ist.

Weil heute zunehmend schonend operiert und wenn möglich auf die Entfernung der Achsellymphknoten (Axilladissektion) verzichtet wird, ist die Gefahr, dass ein Lymphödem auftritt, geringer als früher.

Im zertifizierten Brustzentrum erhalten die Patientinnen viele Tipps und Informationen zur Vorbeugung eines Lymphödems.

Wichtig: Gemäßigte sportliche Aktivität, zum Beispiel Tennis, ist nach einiger Zeit durchaus erlaubt. Ein moderates Training der Armmuskulatur wirkt sich auf Schwellungen günstiger aus als Schonung.

Möglicherweise können Sie bereits in der Klinik mit einem Übungsprogramm für Arme und Schultern beginnen, um die Durchblutung und den Lymphfluss zu verbessern und Verspannungen zu lösen. Fragen Sie die betreuende Ärztinnen und Ärzte, ob und welche Übungen gegebenenfalls infrage kommen. Solche Übungen sind auch ein guter Begleiter im Alltag, sie sollten zuhause fortgeführt werden.

Manche Frauen kontrollieren in gewissen Abständen den Umfang des Ober- und Unterarmes (stets an denselben Stellen messen!), um eine Schwellung rechtzeitig zu erkennen. Symptome, die auf ein beginnendes Lymphödem hinweisen, können Schweregefühl oder Kribbeln im Arm, Schmerzen in der Achselhöhle und Anschwellen des Armes und der Finger bei Belastungen sein.

Bei den ersten Anzeichen sollte die Betroffene zum Arzt oder der Ärztin gehen. Er oder sie wird die Ursache überprüfen und gegebenenfalls eine Behandlung einleiten.

Beratende Expertin:

Dr. Kathrin Stewen

Sie ist zertifizierte „senior breast surgeon“ und hat die stellvertretende Leitung des familiären Brust- und Eierstockkrebszentrums der Uniklinik Mainz inne.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.