Logo der Apotheken Umschau

Worin findet sich Talkum?

Das natürlich vorkommende Mineral Talkum befindet sich in pulverisierter Form vor allem in Baby- sowie in Körper- und Kosmetikpuder für Erwachsene. Doch auch in Kondomen oder Diaphragmen kommt es zum Einsatz. Darüber hinaus wird es in der Lebensmittelindustrie unter der Bezeichnung E553b als Trennmittel oder Rieselhilfe genutzt. Nicht zuletzt wird Talkum als Füllstoff in der Papier- und Zellstoffindustrie sowie in der Farben- und Lackindustrie verwendet.

„Wahrscheinlich krebserregend“: wie kommt es zu dieser Einstufung von Talkum?

„Talkum geriet bereits vor vielen Jahren in die Kritik, da es häufig mit Asbest kontaminiert war. Asbest gilt als eindeutig krebserregend“, erklärt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes. Inzwischen gibt es viele Produkte, die zwar Talkum enthalten, aber laut Herstellerangaben ohne Asbest auskommen.

Jetzt hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weitere Hinweise gefunden, dass auch das nicht mit Asbest kontaminierte Talkum wahrscheinlich krebserregend ist. Für die neue Bewertung des Minerals, das besonders feinpudrig ist und gut mit Wasser aufquillt, wurden Studien an Menschen und an Tieren gesichtet.

Neben Erkenntnissen aus Tierexperimenten wurden unter anderem Daten aus mehreren Studien neu bewertet

„Neben Erkenntnissen aus Tierexperimenten wurden unter anderem Daten aus mehreren Studien neu bewertet“, so Dr. Weg-Remers. Dabei zeigte sich, dass Frauen, die regelmäßig talkumhaltigen Puder im Intimbereich anwenden, ein leicht erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs hatten als andere. Und auch bei Frauen, die in der Zellstoff- oder Papierindustrie arbeiten und mit talkumhaltigen Stoffen in Berührung kommen, gab es Hinweise auf ein erhöhtes Eierstockkrebsrisiko.

Zwar legen viele Studien nahe, dass ein Zusammenhang zwischen Talkum und Krebs bestehen könnte. Allerdings können verschiedene Faktoren die Ergebnisse beeinflusst haben: Zum einen war das verwendete Talkum im Körperpflegebereich doch teilweise mit Asbest verunreinigt, zum anderen hatten die Studienteilnehmerinnen das Talkumpuder unterschiedlich angewendet. In seiner natürlichen Form enthält ein Teil des Talkums Asbest. In der Kosmetik wird inzwischen in der Regel aber darauf geachtet, einen asbestfreien Rohstoff zu verwenden.

Bei den betroffenen Frauen in der Papierindustrie konnte ebenfalls nicht sicher ausgeschlossen werden, ob sie nicht gleichzeitig auch Asbest ausgesetzt waren. Daher stufte das IARC Talkum lediglich in Gruppe 2A (wahrscheinlich krebserregend) und nicht in Gruppe 1 (nachweislich krebserregend für den Menschen) ein.

Wer bisher talkumhaltige Puder benutzt hat, sollte sich keine allzu großen Sorgen machen

Welche Gefahr besteht durch Talkum für Verbraucherinnen und Verbraucher?

„Wer auf Nummer Sicher gehen will, verwendet lieber andere Produkte“, rät Dr. Weg-Remers. „Doch wer bisher talkumhaltige Puder benutzt hat, sollte sich keine allzu großen Sorgen machen.“ Auch Tristan Jorde, Umwelt-Experte der Verbraucherzentrale Hamburg, rät, nicht in Panik zu verfallen und künftig lieber umzusteigen auf andere Pflegeprodukte. Speziell bei der Babypflege rät er von talkumhaltigem Puder ab. „Und auch Erwachsene sollten sich nicht täglich und vor allem nicht auf den sehr empfindlichen Schleimhäuten, wie im Genitalbereich, damit behandeln. Damit ist schon sehr viel getan.“

Welche Alternativen zu Talkum gibt es?

Bei der Babypflege empfiehlt Weg-Remers, auf Öl oder Cremes umzusteigen. „Wir haben beim Puder ja nicht nur das Problem des möglichen Krebsrisikos, sondern auch, dass er bei unvorsichtigem Umgang in die Atemwege des Säuglings geraten und hier Atemprobleme bis hin zu Lungenschäden auslösen kann.“ Besonders wenn das Kind in Rückenlage ist, sich womöglich selbst die Puderdose greift und größere Mengen Puder ausschüttet und einatmet, wird es gefährlich.

Frauen, die Puder für die Intimpflege nutzen, sollten sich von ihrem Gynäkologen oder auch der Apothekerin ihres Vertrauens zu Alternativen beraten lassen. Es ist außerdem sinnvoll, die Inhaltsstoffliste der eigenen Kosmetikprodukte – vor allem bei losem Puder, Rouge, aber auch Kajalstiften – einmal genau zu lesen. Talkum findet sich hier in der Regel als „Talc“. „In diesen Fällen gilt: Die Dosis macht das Gift“, so Jorde. „Ich sollte talkumhaltige Kosmetika sicher nicht jeden Tag verwenden.“ Wer sich täglich schminkt, sollte daher nach Alternativen suchen – Naturkosmetika mit genauer Angabe der Bestandteile sind hier sicher eine gute Wahl.


Quellen: