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Dass es im oberen Rücken zwickt oder zieht, hat sicher jeder schon erlebt – und ist zunächst unbedenklich. Die Rückenschmerzen können aber andauern und den Alltag erheblich beeinträchtigen. Was sind die Ursachen dafür? Wie lassen sich Rückenschmerzen im oberen Rücken effektiv behandeln? Und wann sollte man zum Arzt oder zur Ärztin gehen? Die gute Nachricht: In den allermeisten Fällen können Betroffene selbst jede Menge dafür tun, um die Beschwerden im oberen Rücken zu lindern und ihnen vorzubeugen.

Was bedeuten Schmerzen im oberen Rücken?

Prof. Dr. Bernd Klady ist Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach

Prof. Dr. Bernd Klady ist Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach

Rückenschmerzen im oberen Rücken können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. So kann eine Verletzung – ein Unfall oder ein Sturz – dahinterstecken und zu Schäden an Muskeln, Bändern oder Gelenken der Wirbelsäule führen. Auch Krankheiten wie Rheuma und Osteoporose können mit Rückenschmerzen einhergehen.

„In den meisten Fällen handelt es sich bei Schmerzen im oberen Rücken aber um sogenannte nichtspezifische Rückenschmerzen“, erklärt Prof. Dr. Bernd Kladny, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Fachklinik Herzogenaurach. Das heißt: Die Schmerzen stammen nicht von einer konkreten Ursache, sondern sind verursacht durch Muskelverspannungen und -verhärtungen, Fehlhaltungen sowie Stress.

Vorsicht: Haben Sie zum ersten Mal Rückenschmerzen ohne erkennbaren Auslöser, kann dies auch internistische Ursachen haben – etwa einen Herzinfarkt oder ein rupturierendes Aortenaneurysma. Sollten zu den Rückenschmerzen weitere vegetative Symptome wie Schweißausbruch, Übelkeit, Atemnot oder Angst hinzukommen, rufen Sie den Notarzt!

Woher kommen Rückenschmerzen im oberen Rücken?

„Das Hauptproblem ist: Wir bewegen uns zu wenig. Der Mensch ist aber ein Lauftier und kein Faultier“, bringt Orthopäde Kladny es auf den Punkt. Durch zu langes Sitzen geraten die Gelenke der Wirbelsäule in eine starre Haltung. Normalerweise funktioniert die Wirbelsäule nach einem fein abgestimmten Muster. Bei jeder Bewegung bewegen sich die Wirbelgelenke ebenfalls – das funktioniert, da in den kleinen Gelenken eine Flüssigkeit ist, die wie eine Schmiere wirkt. Sind die Gelenke in Bewegung, wird automatisch ausreichend dieser Flüssigkeit produziert und das Gelenk sozusagen durchgeschmiert.

Wenn wir uns nun aber nicht oder kaum bewegen, so bleiben die Wirbelgelenke lange Zeit in der gleichen Position, das Gelenk verliert seine Beweglichkeit. Wenn wir uns dann bewegen, kann dies schmerzen. Fehlhaltungen verstärken die Beschwerden, etwa der sogenannte Handynacken, wenn wir mit gekrümmten Nacken und weit vorgestrecktem Kopf zu lange am Smartphone daddeln oder beim Arbeiten am Laptop gebeugt und krumm sitzen. Der Experte stellt aber klar: „Das Problem ist nicht nur die Haltung an sich, sondern das zu lange Verharren und zu wenig Bewegung.“

Wann sollte man wegen oberen Rückenschmerzen zum Arzt?

Wenn die Beschwerden im oberen Rücken sehr intensiv sind, stärker werden oder länger als sechs Wochen anhalten, sollten Betroffene dies ärztlich abklären lassen. Denn die Schmerzen können auch auf andere Erkrankungen hinweisen. „Typisch für nichtspezifische Rückenschmerzen ist, dass sie in Ruhe oft besser werden. Ist das nicht der Fall, sollte man sich an einen Arzt wenden“, rät der Orthopäde. Das gilt auch nach einem Unfall, falls zusätzlich starke Kopfschmerzen auftreten oder wenn sich ein Taubheitsgefühl entwickelt, möglicherweise sogar verbunden mit einer Muskelschwäche. Dann kann ein Nerv betroffen sein. „Wenn die Schmerzen in den Arm ausstrahlen, könnte ein Bandscheibenvorfall vorliegen“, sagt Bernd Kladny. Auch hier gilt: Treten neben den Rückenschmerzen ohne klare Ursache weitere Symptome auf, zögern Sie nicht, Hilfe zu holen.

Können die Rückenschmerzen auch von der Lunge kommen?

Rückenschmerzen können von anderen Organen rühren – und auch von der Lunge. Die Lunge erstreckt sich weit nach oben in den Brustkorb, und Entzündungen oder Infektionen können Beschwerden im oberen oder mittleren Rücken verursachen, etwa eine Lungenentzündung oder eine Rippenfellentzündung. Wenn jemand Schmerzen im oberen Rücken hat, die mit Atembeschwerden, Fieber, anhaltendem Husten oder anderen starken Symptomen einhergehen, sollte man dies rasch von einem Arzt oder einer Ärztin abklären lassen. Zu einer umfassenden Untersuchung gehören dann neben einer Anamnese und körperlichen Untersuchung auch bildgebende Verfahren wie eine Röntgenaufnahme oder eine Kernspintomografie. Grundsätzlich können alle inneren Organe in den Rücken projizieren. Rückenschmerzen, die mit weiteren Symptomen einhergehen, gehören immer ärztlich abgeklärt.

Rückenschmerzen: Oberer Rücken – was kann ich tun?

Verschiedene Strategien können bei Rückenschmerzen im oberen Rücken helfen. Die Therapie ist am effektivsten, wenn sie möglichst individuell auf den Patienten oder die Patientin zugeschnitten ist. Ganz klar: Liegt eine konkrete Ursache vor, wird diese behandelt. „Dazu gibt es verschiedene Therapien. Auch Medikamente kommen zum Einsatz, Physiotherapie und in seltenen Fällen braucht es eine Operation“, erklärt Orthopäde Kladny.

Schmerzmittel können bei Bedarf die Beschwerden lindern. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten. Bei Vorerkrankungen oder in der Schwangerschaft sollten sie nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin eingenommen werden.

Bei den meisten Rückenbeschwerden allerdings lautet die wichtigste Behandlungsstrategie: Bewegung. „Es gibt keine generellen Vorgaben, wie viel sich eine Person bewegen sollte. Fakt ist aber, dass jede Bewegung guttut“, sagt der Experte. Ein aktiver Alltag mit Bewegung und Sport sei also hilfreich, ebenso wie spezielle Rückenübungen. Wichtig ist auch ein ergonomischer Arbeitsplatz, sodass der Arbeitsalltag auch rückenfreundlich ist – das gilt auch fürs Homeoffice. „Wenn Menschen viel sitzen, rate ich: Wechseln Sie Ihre Haltung immer mal wieder, stehen Sie auf und gehen ein paar Schritte“, sagt der Orthopäde, der Telefonate gerne dazu nutzt, um in Bewegung zu bleiben.

Wärme oder Kälte – was hilft bei oberen Rückenschmerzen?

Sowohl Wärme als auch Kälte können die Beschwerden lindern. „Wärme kann sehr hilfreich sein bei Verspannungen. Die Wärme sorgt für eine bessere Durchblutung der Muskeln – und das lockert sie auf“, erklärt der Experte. Es kann also guttun bei oberen Rückenschmerzen oder Verspannungen im Nacken und Schulterbereich ein warmes Kirschkernkissen, eine Wärmflasche oder eine Wärmekompresse aufzulegen. Aber auch Coolpacks, kalte Kompressen oder eine kalte Dusche können den Schmerz in Rücken, Schulter und Nacken verringern. Der Orthopäde rät dazu auszuprobieren, was hilft und sagt: „Bei dem einen ist es Wärme, bei dem anderen Kälte. Was guttut, das kann man machen.“

Wie lassen sich Beschwerden im oberen Rücken vorbeugen?

Nichtspezifische Rückenschmerzen – also Schmerzen, die durch muskuläre Verspannungen bedingt sind – lassen sich mit verschiedenen Strategien vorbeugen. „Das Wichtigste ist Bewegung“, sagt Experte Kladny. Hilfreich ist ein aktiver Alltag. Wer viel am Schreibtisch sitzt, sollte immer mal wieder aufstehen und die Haltung wechseln, sich dehnen und stretchen. „Strecken Sie sich, machen Sie mal einen Katzenbuckel oder telefonieren im Stehen“, rät der Orthopäde. Wer sich tagsüber wenig bewegen kann, der sollte in der Freizeit für Ausgleich sorgen, etwa mit Sport und gezielten Übungen, die den Rücken stärken. Vermeiden Sie aber unkontrollierte Körperdrehungen unter Last wie etwa beim Heben von schweren Gegenständen.

Welche Rolle spielt Stress bei Rückenschmerzen im oberen Rücken?

Nicht nur der Körper, auch die Psyche braucht Entspannung. „Dauernde Anspannung und Stress können Rückenschmerzen fördern“, sagt Kladny. Oft entwickelt sich ein Teufelskreis aus Anspannung, Schmerz und Verspannung. Um dem vorzubeugen, sollten Betroffene für Entspannung sorgen, etwa durch Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung. Auch Verhaltenstherapie kann hilfreich sein und die Rückenschmerzen effektiv lindern.


Quellen:

  • Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, Nationale Versorgungs-Leitlinie. Leitlinie: 2017. (Abgerufen am 27.12.2023)

  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Rücken- und Kreuzschmerzen. gesundheitsinformation.de: https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 27.05.2024)