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Wie gefährlich ist Jakobskreuzkraut für Menschen?

Für den Menschen stellt Jakobskreuzkraut in der Regel keine direkte Gefahr dar. Es schmeckt frisch so bitter, dass es kaum direkt aufgenommen wird. Dennoch können indirekte Gefahren bestehen, vor allem durch den Verzehr von damit belasteten Lebensmitteln, etwa Tee, Kräutern oder Honig.

Jakobskreuzkraut enthält sogenannte Pyrrolizidin-Alkaloide (PA), eine Gruppe von natürlichen Verbindungen, die auch in einigen anderen heimischen Pflanzen vorkommen. „Diese Alkaloide kommen weltweit in etwa 6000 Pflanzenarten vor, insgesamt sind bisher etwa 600 solcher Verbindungen bekannt“, sagt Lebensmittelchemiker Dr. Florian Kaltner von der Universität Wien.

Diese Alkaloide sind gefährlich, da sie nach der Aufnahme im Körper in giftige Verbindungen umgewandelt werden, die verschiedene Organe schädigen können. Vor allem die Leber ist zuerst und stark betroffen, da sie die Stoffe umwandelt.

Welche giftigen Wirkungen können Pflanzenstoffe des Jakobskreuzkrauts haben?

  • Krebs (Kanzerogenität): PAs können krebserregend wirken, indem sie DNA-Schäden verursachen, die zur Entwicklung von Tumoren führen.
  • Erbgutveränderungen (Mutagenität): PAs können das Erbgut schädigen und Mutationen verursachen.
  • Fehlbildungen bei Ungeborenen (Teratogenität): PAs können fruchtschädigend wirken. Das heißt, es kann zu Entwicklungsstörungen oder sogar zum Tod des Fötus kommen.

Wie kann Jakobskreuzkraut Lebensmittel verunreinigen?

Die Pflanzenstoffe des Jakobskreuzkrauts sind hitze- und trockenbeständig, was bedeutet, dass sie auch in getrockneten Pflanzenbestandteilen, etwa in Tee, erhalten bleiben können. Obwohl die Aufnahme von PAs über Nahrungsmittel im Alltag eher gering ist, besteht dennoch ein Risiko, insbesondere bei wiederholtem Verzehr.

„In einzelnen Lebensmittelchargen kann durchaus mehr von den Stoffen enthalten sein. Etwa, wenn ein Bienenvolk nur eine Wiese mit Jakobskreuzkraut anfliegt“, sagt Kaltner. Prinzipiell seien aber tierische Produkte wie Honig, Milch oder Fleisch nicht so stark belastet. In pflanzlichen Produkten wie Tees oder Kräutern, etwa Oregano oder Kreuzkümmel, werden aber ab und an bedenkliche Konzentrationen festgestellt.

Sollte man deshalb auf solche Produkte verzichten? Laut Experte Kaltner nicht: „Meiner Meinung nach muss man seine Ernährungsgewohnheiten deswegen nicht ändern. Wer aber sehr viel diese Produkte zu sich nimmt, sollte das Problem auf dem Schirm haben.“ Es empfehle sich dann, etwa die Chargen oder Hersteller durchzuwechseln. Das heißt: Wenn man jeden Tag drei Liter Kräutertee trinkt oder in einer Woche ein Glas Honig aufbraucht, sollte man vielleicht die Marken etwas durchtauschen.

Können die Giftstoffe des Jakobskreuzkraut über Hautkontakt aufgenommen werden?

Ob die giftigen Pyrrolizidin-Alkaloide des Jakobskreuzkrauts über die Haut aufgenommen werden, ist nicht so gut erforscht. Die Studien, die es dazu gibt, deuten eher darauf hin, dass Hautkontakt unproblematisch ist. Dass die Alkaloide über die Haut aufgenommen werden, konnte bisher nicht gezeigt werden.

Wie gefährlich ist Jakobskreuzkraut für Tiere?

Jakobskreuzkraut ist vor allem für Weidetiere wie Pferde, Rinder und Schafe gefährlich. Pferde sind dabei besonders empfindlich, gefolgt von Rindern. Schafe und Ziegen zeigen eine höhere Toleranz, dennoch können auch sie sich vergiften.

Die giftigen Stoffe (Alkaloide) reichern sich im Körper an, da sie nicht ausgeschieden werden können. Dies kann zu schweren Leberschäden und letztlich zum Tod führen. Vergiftungserscheinungen bei Tieren umfassen Gewichtsverlust, reduzierte Futteraufnahme, wässrigen oder blutigen Durchfall und neurologische Symptome wie Lethargie oder plötzliche Erregungszustände.

Besonders problematisch ist das Jakobskreuzkraut in Heu oder Silage. Frisch sind die Pflanzen nämlich sehr bitter, sodass Tiere sie nicht fressen. Trocknen die Pflanzen allerdings, schmecken sie nicht mehr bitter – und werden eher verzehrt.

Bei einem 350 Kilogramm schweren Islandpferd beispielsweise sind rund 2,4 Kilogramm getrocknetes Jakobskreuzkraut tödlich. Das entspricht etwa 240 einzelnen ausgewachsenen Trieben der Pflanze.

Wie erkennt man Jakobskreuzkraut?

Jakobskreuzkraut besitzt einen rötlichen, gerillten Stängel und kann bis zu 130 cm hoch werden. Die Blätter sind wechselständig und leierförmig. Wechselständig bedeutet, dass die Blätter in der Höhe versetzt am Stängel wachsen. Besonders auffällig sind die gelben Blüten, die in doldenartigen Blütenständen angeordnet sind. Ein Blütenkopf des Jakobskreuzkrauts hat 12 bis 15 längere gelbe Blütenblätter, die rings um die Blüte wachsen, sogenannte Zungenblüten. In der Mitte des Blütenkopfs befinden sich etwa 50 bis 60 kleine röhrenartige Blüten, die ebenfalls gelb sind. Um den Blütenkopf herum wachsen 13 sogenannte Hüllblätter. Diese lassen sich gut an ihrer schwarzen Spitze erkennen.

Womit kann Jakobskreuzkraut verwechselt werden?

Jakobskreuzkraut kann leicht mit anderen gelb blühenden Pflanzen verwechselt werden, darunter Rainfarn (Tanacetum vulgare), Johanniskraut (Hypericum spec.), Wiesen-Pippau (Crepis biennis) und die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Eine weitere ähnliche und ebenfalls giftige Art ist das abspreizende Kreuzkraut (Senecio erraticus).

Da Johanniskraut mitunter als Heilpflanze verwendet wird, sollte man hier auf jeden Fall aufpassen und gegebenenfalls Profis um Rat fragen, wenn man die Pflanzen selbst sammeln möchte.

Wann sollte man Jakobskreuzkraut entfernen?

„Jakobskreuzkraut ist eine einheimische Pflanze und hat durchaus ihre Daseinsberechtigung“, sagt Biologin Johanna Lill von der Uni Gießen. „Direkt in oder in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen ist sie allerdings ein Problem.“ Dort ist man bemüht, sie zu entfernen. Im Garten etwa sei das nicht unbedingt nötig. „Hier sollte jeder selbst entscheiden. Manchen ist sie vielleicht zu gefährlich, wenn etwa Kinder die Pflanze essen könnten.“

Will man Jakobskreuzkraut entfernen, trägt man am besten Handschuhe und lange Bekleidung. Vor allem vorgeschädigte Haut sollte geschützt werden. Prinzipiell besteht die Möglichkeit, dass man auf die Pflanze allergisch reagiert.

Generell sollte sie entfernt werden, bevor sie ihre Samen bildet. Dies geschieht normalerweise zwischen Juni und Oktober. Sind die Samen schon ausgebildet, verbreiten sie sich ähnlich wie die von Löwenzahn mit dem Wind. Anders gesagt: Es wird dann sehr schwer, ihre Verbreitung weiter zu verhindern. In Regionen, in denen das Jakobskreuzkraut bereits weit verbreitet ist, sollten regelmäßige Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden, um eine erneute Ausbreitung zu verhindern.

Was kann man gegen Jakobskreuzkraut machen?

„Oft reißen Landwirte die Pflanze einfach aus, das ist aber natürlich mühsam“, sagt Lill. „Zum Teil steht die Pflanze auch so dominant in der Wiese, dass man diese Menge nicht mehr ausreißen kann.“ Dies gefährde die artenreichen Wiesen, da sie nur erhalten werden können, wenn sie auch genutzt würden. Im Rahmen eines EU-geförderten Forschungsprojekts (EIP-Agri) testet die Biologin deshalb, wie sich die Pflanze auch anders eindämmen lässt. Denn wie oft und wie hoch etwa gemäht wird und welchen Dünger man verwendet, hat Einfluss darauf, wie stark sich das Jakobskreuzkraut verbreitet.

Natürlicher Gegenspieler des Jakobskreuzkrauts

Es gibt aber auch einen natürlichen Gegenspieler: den Blutbären. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Schmetterling, dessen Raupen die Blüten des Jakobskreuzkrauts fressen – und zwar, bevor sie aussamen. Die Insekten können also die Ausbreitung von Jakobskreuzkraut regulieren.

Für die Raupen des Blutbären ist das Jakobskreuzkraut die wichtigste Futterpflanze. Der Schmetterling ist damit der natürliche Fressfeind der Pflanze.

Für die Raupen des Blutbären ist das Jakobskreuzkraut die wichtigste Futterpflanze. Der Schmetterling ist damit der natürliche Fressfeind der Pflanze.

Mähen, Mulchen, Verbrennen

Jakobskreuzkraut kann auch durch konsequente Garten- oder Feldpflege eingedämmt werden. Dazu gehören das regelmäßige Mähen oder Mulchen vor der Samenbildung sowie das Entfernen der Pflanzenreste von den Flächen. Bei intensiver Nutzung, wie auf Pferdeweiden, ist besondere Vorsicht geboten. Chemische Bekämpfungsmittel können unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden, sind jedoch mit strengen Auflagen verbunden. Sie sollten deshalb Profis überlassen werden.

Die Pflanzen vollständig und fachgerecht zu entsorgen, ist wichtig, um eine erneute Verbreitung zu vermeiden. Kompostieren, Vergärung in Biogasanlagen oder Verbrennen sind geeignet, um Jakobskreuzkraut zu beseitigen.

Fazit

Die im Jakobskreuzkraut enthaltenen Pflanzenstoffe sind auch für Menschen giftig, werden aber normalerweise nicht aufgenommen. Vor allem für Weidetiere kann Jakobskreuzkraut gefährlich werden. Wer Johanniskraut sammelt, der sollte sich gut auskennen oder Profis um Rat fragen, da es Jakobskreuzkraut ähnelt.

Insgesamt bleibt es eine Herausforderung, die Ausbreitung dieser gefährlichen Pflanze zu kontrollieren. Landwirte und Tierhalter sollten sich bewusst sein, welche Risiken bestehen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um Mensch und Tier zu schützen.


Quellen:

  • Wiedenfeld H: Arbeitskreis Kreuzkraut Toxizität, Giftige Wirkung für Mensch und Tier. https://www.ak-kreuzkraut.de/... (Abgerufen am 01.08.2024)
  • Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen: Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) Eine Giftpflanze auf dem Vormarsch. https://www.lv-wli.de/... (Abgerufen am 01.08.2024)
  • ragwort.org: Ragwort poisoning through skin absorption. Fact or Fiction?. https://www.ragwort.org.uk/... (Abgerufen am 05.08.2024)