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Welcher Erreger steckt hinter der Blauzungenkrankheit?

Es handelt sich um ein Virus – das Blauzungenvirus (BTV). Vor allem Wiederkäufer wie Schafe und Rinder infizieren sich damit, aber auch südamerikanische Kamelarten und Ziegen. Beim Menschen kommen Infektionen nicht vor. Das Virus existiert in mehr als 20 verschiedenen Varianten, Serotypen genannt. Aktuell kursiert in Deutschland und anderen europäischen Ländern der Typ BTV-3.

Wie stecken sich die Tiere mit der Blauzungenkrankheit an?

Die meisten BT-Viren werden durch blutsaugende Mücken aus der Gruppe Culicoides übertragen. Dabei handelt es sich um sehr kleine Mücken, die zu den Gnitzen gehören. Sie vermehren sich vor allem in der warmen Jahreszeit bei feuchtwarmem Wetter.

Nach der Übertragung durch den Stich einer infizierten Gnitze vermehrt sich das Virus in bestimmten Lymphknoten. In der Vergangenheit schon einmal erkrankte Tiere sind in der Regel lebenslang immun. Zumindest, wenn es sich um die gleiche Virus-Variante handelt.

Welche Variante breitet sich in Europa aus?

Für die derzeit auch in Deutschland kursierende Variante BTV-3/NET2023 wird ein Ursprung im südlichen Afrika vermutet. Laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) sei dies bisher aber weder bestätigt noch widerlegt.

Wahrscheinlich ist dem Bundesinstitut zufolge ein Eintrag über den globalen Handel, nicht zwingend mit Schafen oder Kühen: Infizierte Gnitzen könnten auch mit Materialien eingeschleppt worden sein.

In den Niederlanden sei die Variante erstmals im September 2023 aufgetreten und habe sich rasant ausgebreitet. Im Oktober 2023 sei die erste Infektion in Deutschland bestätigt worden, bei einer Schafhaltung in Nordrhein-Westfalen.

Generell gilt Experten zufolge, dass der Klimawandel Ausbrüche der Krankheit begünstigt, weil sie Gnitzen eine leichtere Überwinterung und davon ausgehend eine schnellere Ausbreitung in den Monaten darauf ermöglicht. Zudem begünstigen höhere Temperaturen, dass sich der Erreger in den kleinen Mücken vermehrt.

Welche Symptome zeigen erkrankte Tiere?

Die Blauzungenkrankheit gilt als sehr schmerzhaft und kann – je nach Serotyp unterschiedlich häufig – zum Tod führen. Insbesondere Schafe haben oft starke Schmerzen im Maul und lahmen, wie es vom FLI heißt. Die namensgebende Verfärbung der Zunge hingegen ist eher selten. Bei Rindern verläuft die Krankheit deutlich milder.

Nach Daten aus den schon länger betroffenen Niederlanden sterben an der derzeit kursierenden Variante im Mittel ein Viertel der Tiere in Schafhaltungen – deutlich mehr als bei anderen Varianten. In manchen Betrieben verendeten sogar mehr als 70 Prozent der kranken Tiere. Auch bei Rindern ist die Sterblichkeit den Daten zufolge erhöht, bei Milchvieh kann die Milchleistung deutlich zurückgehen.

Was müssen Menschen beachten?

Für den Menschen ist das Virus überhaupt nicht gefährlich, betont das Friedrich-Loeffler-Institut. Der Erreger ist nicht auf Menschen übertragbar. Auch Fleisch und Milchprodukte von Tieren, die für die Blauzungenkrankheit empfänglich sind, können bedenkenlos gegessen werden. Selbst, wenn es sich dabei um erkrankte Tiere handelt, hat das keine gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen.

Wie viele Fälle der Blauzungenkrankheit gibt es derzeit in Deutschland?

In den vergangenen Tagen wurden aus immer mehr Bundesländern Fälle von Blauzungenkrankheit gemeldet. Wurden vom FLI im Juni noch 13 betroffene Tierhaltungen deutschlandweit erfasst, waren es im Juli schon mehr als 1200. Bis zum 23. August wurden bereits mehr als 4800 betroffene Betriebe gemeldet.

Im Laufe des Jahres sei weiter mit immer mehr Fällen und mehr betroffenen Betrieben zu rechnen, heißt es von dem für Tierseuchen zuständigen Bundesinstitut. Und: „Auf jeden Fall wird uns BTV-3 auch noch im kommenden Jahr beschäftigen.“


Quellen:

  • Friedrich-Löffler-Institut: Blauzungenkrankheit (BT) . Friedrich-Löffler-Institut: https://www.fli.de/... (Abgerufen am 26.08.2024)
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Blauzungenkrankheit (BT). Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: https://www.bmel.de/... (Abgerufen am 26.08.2024)