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Vor einigen Monaten sorgten neue Studienergebnisse zu einer Impfung gegen Brustkrebs für Begeisterung in den Medien: Von einem medizinischen Meilenstein im Kampf gegen Krebs war die Rede. Tatsächlich sind neue Impfstoffe, etwa auf Basis von mRNA, vielversprechend: Manche Krebsarten werden sich damit wohl direkt behandeln lassen. Man spricht hier deshalb auch von therapeutischen Impfungen. Es gibt aber bereits eine ganz klassische Schutz-Impfung gegen Krebs. Und die wird bislang viel zu selten genutzt. Die Rede ist von der Impfung gegen humanpathogene Papillom-Viren (HPV). Indem sie vor den Viren schützt, kann sie unter anderem Gebärmutterhals-Krebs verhindern.

Impfstoffe gegen HPV gibt es schon lange

Bereits 2006 wurde der erste HPV-Impfstoff zugelassen. Er kann eine Infektion mit bestimmten Virusvarianten verhindern, die üblicherweise beim Sex übertragen werden. Im schlimmsten Fall verursachen die Erreger Gebärmutterhals-Krebs, Karzinome im Analbereich, am Penis oder im Mund-Rachen-Raum. Manche Varianten rufen auch Genitalwarzen hervor, eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten hierzulande.

Wie gut die Impfung vor Gebärmutterhals-Krebs schützt, zeigten die Ergebnisse einer großen schwedischen Studie 2020. Mädchen, die sich vor ihrem 17. Lebensjahr gegen HPV impfen ließen, erkrankten bis zum 30. Lebensjahr zu fast 90 Prozent seltener an Gebärmutterhals-Krebs. Ob dieser Schutz auch langfristig besteht, werden die nächsten Jahre zeigen.

Niedrige Impfquote – Einbruch während Corona

Trotz dieser ermutigenden Zahlen lässt die Impfquote in Deutschland zu wünschen übrig: Nur 54 Prozent aller 15-jährigen Mädchen waren 2021 vollständig gegen HPV geimpft. Bei gleichaltrigen Jungen waren es gut ein Viertel. Vor allem in Süddeutschland sind die Impfquoten deutlich niedriger.

Aus einem Bericht der Barmer-Krankenkasse ging nun hervor: Von 2021 auf 2022 sank die Impfrate um 23,5 Prozent von 98 auf 75 Impfungen je 1000 Mädchen. Bei Jungen ging sie in diesem Zeitraum um 31,8 Prozent von 85 auf 58 je 1000 Jungen zurück.

Seit 18 Jahren haben wir ein Mittel gegen eine der tödlichsten Krebsarten — und nicht einmal die Hälfte der Menschen nutzt sie. Da geht noch mehr! Jedes Jahr erkranken mehr als 6000 Frauen und etwa 1600 Männer an Karzinomen, die durch HPV ausgelöst werden. Es könnten mit geringem Aufwand viel weniger sein.

Wahrscheinlich könnte man Gebärmutterhals-Krebs so sogar ausrotten. Dafür müssten sich allerdings deutlich mehr Menschen impfen lassen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung allen neun- bis 14-jährigen Mädchen und Jungen — und das am besten vor dem ersten Sex. Aber selbst danach kann die Impfung oft noch sinnvoll sein. Viele Krankenkassen bezahlen sie mittlerweile bis ins Erwachsenenalter.

Impf-Programme an Schulen: Wieso nicht auf Jugendliche hören?

Höchste Zeit, dieses Mittel endlich ordentlich zu nutzen! Eine Möglichkeit sind Impf-Programme an Schulen. Vor allem Jugendliche befürworten das. Die Politik sollte auf sie hören.

Wichtig ist aber nicht nur, Kinder und Jugendliche rechtzeitig zu impfen. Gerade junge Erwachsene sollten sich erkundigen, ob es Sinn ergibt, die Impfung nachzuholen. Wer mag sich nicht vor Genitalwarzen und Krebs-Erkrankungen schützen, wenn man es noch so leicht kann?


Quellen:

  • RKI: Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland. Epidemiologisches Bulletin: https://edoc.rki.de/... (Abgerufen am 21.05.2024)
  • Lei J, Ploner A, Elfström K M et al.: HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer. The New England Journal of Medicine: https://www.nejm.org/... (Abgerufen am 21.05.2024)
  • RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 21.05.2024)
  • Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung: Grafik des Monats . https://www.zi.de/... (Abgerufen am 22.05.2024)
  • dkfz: Weiterhin große Zustimmung zu freiwilligen Schulimpfungen gegen Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) in Deutschland. https://www.dkfz.de/... (Abgerufen am 28.05.2024)
  • Barmer Krankenkasse: BARMER-Arzneimittelreport 2024. https://www.barmer.de/... (Abgerufen am 28.08.2024)