Logo der Apotheken Umschau

Bei einer akuten Corona-Erkrankung schwingt oft auch die Furcht vor längerfristigen Folgen mit. Dauern die Beschwerden vier Wochen oder länger an, spricht man von Long Covid. Die Erkrankung kann sich über Monate oder gar Jahre hinziehen: Manche Menschen können sich schlechter konzentrieren als vorher, andere haben mit ständiger Erschöpfung (Fatigue) zu kämpfen. Verdauungsprobleme, Muskelschwäche, Kurzatmigkeit oder Geruchs- und Geschmacksstörungen sind weitere häufig berichtete Symptome.

Doch wer heutzutage an Corona erkrankt, hat ein deutlich verringertes Risiko für Long Covid als zu Beginn der Pandemie. Das zeigt eine aktuelle Studie mit über 4,7 Millionen Kriegsveteranen in den USA. Mehr als 440.000 von ihnen waren im beobachteten Zeitraum bis Ende Januar 2022 an Corona erkrankt. Die Ergebnisse wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht.[1]

Omikron weniger gefährlich als frühere Varianten

Erfasst wurden Beschwerden im Zeitraum von bis zu einem Jahr nach der akuten Infektion – und zwar solche, bei denen ein ursächlicher Zusammenhang mit der Erkrankung bestehen könnte. Im Jahr 2020, also zu Beginn der Pandemie, hatten 10,4 Prozent der Infizierten wenigstens ein Long-Covid-Symptom. Im Frühjahr 2021 setzte sich dann die Corona-Variante Delta durch. In den folgenden Monaten erkrankten noch 9,5 Prozent der Infizierten an Long Covid. Und als die Omikron-Variante schließlich Delta verdrängte, sank der Anteil auf 7,8 Prozent.

Ein Grund für den Rückgang: Die krankmachenden Eigenschaften von Omikron haben sich im Vergleich zu den früheren Virenvarianten etwas abgeschwächt – auch im Hinblick auf langfristige Beschwerden. Hinzu kommt: Viele Menschen infizierten sich in den ersten zwei Jahren der Pandemie mit den Coronaviren Sars-CoV-2 und bauten so einen gewissen Immunschutz auf.

Impfungen schützten am besten vor Long Covid

Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit: Es ist vor allem den Corona-Impfungen zu verdanken, dass das Risiko deutlich sank, nach einer akuten Corona-Erkrankung auch noch Long Covid zu bekommen. So lag die Rate der geimpften US-Veteranen mit Long Covid in der Omikron-Welle nur bei 3,5 Prozent – weniger als halb so hoch wie bei den Nicht-Geimpften.

Fazit der aktuellen Studie: Der Rückgang der Long-Covid-Quote in den ersten beiden Jahren der Pandemie lässt sich zu 72 Prozent durch Impfungen erklären. Die übrigen 28 Prozent lassen sich darauf zurückführen, dass sich die krankmachenden Eigenschaften bei den neueren Virusvarianten abschwächten und dass frühere Infektionen den Erkrankten bereits einen gewissen Immunschutz vor Sars-CoV-2 brachten.

Aktuelle Virenvarianten sind nicht harmlos

Das bedeutet aber nicht, dass Omikron harmlos ist – insbesondere Risikogruppen wie Ältere oder Menschen mit Immunschwäche sollten sich weiterhin besonders vorsehen. Die Häufigkeit von Long Covid „im ersten Jahr nach einer SARS-CoV-2-Infektion nahm im Verlauf der Pandemie zwar ab, doch das Risiko für Long Covid blieb erheblich“, schreiben die Forschenden in der Studie.

Im Januar 2022 verdrängte Omikron auch in Deutschland die vorher dominierende Variante Delta. Omikron hat sich seitdem stetig verändert und mehrere Untervarianten und Stämme hervorgebracht. Aktuell dominieren KP.2 und KP.3. Ob mit ihnen das Risiko für Long Covid weiter sinkt, wird sich erst rückblickend beantworten lassen.

Fest steht allerdings jetzt schon: Impfungen nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission bieten einen guten Schutz vor einem schweren Verlauf einer akuten Corona-Erkrankung und auch vor Long Covid.


Quellen:

  • [1] Xie Y, Choi T, Al-Aly Z: Postacute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection in the Pre-Delta, Delta, and Omicron Eras. In: N Engl J Med.: 17.07.2024, https://doi.org/...