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Kurz zusammengefasst

Hefepilze der Gattung Candida gehören zu unserer normalen Haut- und Schleimhautflora. Ihr Nachweis bedeutet also nicht zwangsläufig eine Krankheit. Nehmen sie aber überhand und durchbrechen die Haut- oder Schleimhautbarriere, kann es zu einer Infektion oder Candidose kommen. Ein wichtiger Risikofaktor dafür ist ein geschwächtes Immunsystem. Candida-Infektionen lassen sich mit sogenannten Antimykotika behandeln, welche den Pilz abtöten oder zumindest sein Wachstum hemmen.

Wie bekommt man eine Candida-Infektion?

Bei einer Candidose handelt es sich um eine übermäßige Vermehrung von Hefepilzen der Gattung Candida in oder auf dem menschlichen Körper. Der Körper des Menschen ist nicht steril – eine Vielzahl unterschiedlichster Bakterien, Einzeller und Pilze siedeln unter anderem auf der Haut und im Darm. Diese natürlicherweise vorhandene Keimbesiedelung bezeichnet man auch als residente Haut- beziehungsweise Schleimhautflora. Sie ist für den Körper wichtig und nützlich und besteht aus meist harmlosen Keimen, welche gegen den Befall mit krankmachenden Erregern schützen.

Zur Gattung Candida gehören zahlreiche Hefepilze, welche auch bei gesunden Personen oft auf Haut, Schleimhäuten von Mund und Rachen sowie den äußeren Geschlechtsorganen und auch im Dickdarm siedeln. Die am häufigsten nachgewiesene Candida-Spezies ist Candida albicans.

Während der Geburt oder im Säuglingsalter gelangt der Pilz auf und in den Körper, wo er sich als Bestandteil von Haut- und Darmflora vermehrt. Andere Mikroorganismen und das Immunsystem begrenzen jedoch das Wachstum von Candida albicans, sodass er normalerweise keine Beschwerden verursacht ("Kolonisation").

Vermehren sich Candida-Hefen jedoch übermäßig und gelingt es ihnen, die Haut- beziehungsweise die Schleimhautbarriere des Körpers zu durchbrechen, so lösen sie verschiedene Symptome und Krankheitsbilder aus.

Beispiele sind Entzündungen

Die schlimmste denkbare Form wäre eine generalisierte Entzündungsreaktion im Körper, die sogenannte Candida-Sepsis oder „Blutvergiftung“ bei Ausbreitung des Pilzes über die Blutgefäße im ganzen Körper. Betroffen von systemischen – also die Organe oder gar den ganzen Körper betreffenden – Candida-Infektionen wie der Candida-Sepsis sind vor allem Personen mit einer stark beeinträchtigten Immunabwehr.

Risikofaktoren für eine Candida-Infektion

Hierzu gehören Haut- oder Schleimhautveränderungen, welche dem Pilz das Eindringen in den Körper erleichtern. Beispielsweise

  • chronische Wunden
  • chronische Durchfeuchtung der Haut (zum Beispiel in Körperfalten)
  • erhöhte Schweißneigung bei mangelnder Abdunstung
  • wenn die Haut etwa durch Verbände, Windeln oder Gummihandschuhe von der Luftzufuhr abgeriegelt ist.

Eine geschwächte Immunabwehr begünstigt die Verbreitung des Pilzes. Eine Immunschwäche kann angeboren sein, aber auch erst im Laufe des Lebens auftreten, zum Beispiel als Folge von

  • Infektionen
  • Tumorerkrankungen und ihrer Behandlung (zum Beispiel während einer Chemotherapie)
  • Behandlung mit Medikamenten, die die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen (zum Beispiel Kortikosteroide)
  • schweren Verbrennungen
  • Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus
  • Stress

Alte Menschen und sehr kleine Säuglinge beziehungsweise Frühgeborene verfügen ebenfalls oft nur über verminderte Abwehrkräfte. Eine Behandlung mit Antibiotika kann die normale Haut- und Darmflora verändern und so dem Pilz ein vermehrtes Wachstum ermöglichen.

Ursachen

Ursache der Candidose ist - wie bereits erwähnt – eine starke Vermehrung von Hefepilzen der Gattung Candida im oder auf dem Körper. Candida albicans (C. albicans) ist der Hefepilz, der dabei am häufigsten eine Rolle spielt[1]. Weitere wichtige Erreger von Candidosen sind[2]

  • Candida glabrata
  • Candida kefyr
  • Candida tropicalis
  • Candida krusei
  • Candida parapsilosis

Symptome

Die Symptome richten sich nach der Art der Infektion.

Candidainfektion der Haut

Beim Befall der Haut ist etwa eine Schuppung typisch. Die Stellen können sich auch röten, jucken oder brennen. Mehr zu den Symptomen einer Candidose der Haut finden Sie hier.

Windelsoor

Candida-Infektionen treten oft auch bei Säuglingen und Kleinkindern auf. So kann zum Beispiel bei einer Windeldermatitis die entzündete Haut im Windelbreich mit Candida besiedelt sein (Windelsoor).

Genitaler Candida-Befall

Die Candida-Hefen können außerdem die äußeren Geschlechtsorgane infizieren. Bei Frauen werden solche Infektionen unter anderem durch hohe Östrogenspiegel (zum Beispiel in der Schwangerschaft) begünstigt.[3] Bei einer Candidose der Vagina (Vaginalmykose) kommt es typischerweise zu

  • Jucken
  • Brennen
  • und Rötung.

Die Schleimhaut ist geschwollen und teilweise mit einem weißlichen Belag überzogen. Es kann zu einem krümelig-weißen Ausfluss kommen.

Männer können sich an der Eichel mit Candida infizieren (Balanitis, Balanoposthitis). Dabei sind Eichel und /oder Vorhaut entzündet; sie jucken und brennen möglicherweise, es können sich Bläschen und Pusteln ausbilden.

Mundsoor

Soor ist eine Bezeichnung für eine Candidose von Mund und Rachen. Sie betrifft meist abwehrgeschwächte Menschen. Die Verwendung von kortisonhaltigen Asthmasprays kann die Infektion begünstigen.[4] Die befallenen Stellen können schmerzen und brennen, sind üblicherweise gerötet und von einem weißlichen Belag überzogen. Versucht man diesen abzustreifen, kann es leicht bluten. Mehr Informationen zum Soor erhalten Sie hier.

Systemische Infektion

Systemische Infektionen mit Candida betreffen vor allem abwehrgeschwächte Personen. So kommen sie häufig auf Intensivstationen oder bei Personen, welche an Krebs, AIDS oder anderen das Immunsystem beeinträchtigenden Krankheiten leiden, vor.

Eine Blutvergiftung mit Candida (Sepsis) oder ein ausgeprägter Befall der inneren Organe können lebensgefährlich sein. Durch die Candida-Hefen können sämtliche Organe befallen und geschädigt werden. Betroffen sein können zum Beispiel:

  • Lunge
  • Nieren
  • Leber
  • Milz
  • das Auge (Endophthalmitis)
  • die Herzinnenwand (Endokarditis)
  • Gehirn
  • Nerven

Die Symptome richten sich nach den betroffenen Organen.

Eine Pilzkultur kann den Verdacht auf eine Candida-Infektion erhärten

Eine Pilzkultur kann den Verdacht auf eine Candida-Infektion erhärten

Diagnose

Der Verdacht auf eine Candida-Infektion ergibt sich oft rasch anhand der typischen Symptome. Um die Hefepilze nachzuweisen, kann der Arzt oder die Ärztin zum Beispiel mit einem Wattestäbchen einen Abstrich von der betroffenen Haut oder Schleimhaut nehmen. Alternativ ist auch ein Stückchen befallene Haut, Nagel oder Schleimhaut zur Untersuchung geeignet. Einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Pilzinfektion kann gegebenenfalls innerhalb weniger Minuten die direkte Untersuchung des Materials mithilfe eines Mikroskopes liefern.

Die Pilzkultur unter Verwendung bestimmter Nährböden oder molekulare Methoden erlauben dann die zweifelsfreie Identifikation des Erregers. Dies ist dann besonders wichtig, wenn es zu mehreren Rückfällen einer Hefepilzerkrankung trotz Anwendung von Medikamenten gekommen ist, da manche Candida-Arten resistent gegen das angewandte Antipilzmittel sein können. Der alleinige Nachweis eines Hefepilzes im Labor erlaubt jedoch nicht die Diagnose einer Pilzerkrankung, sondern es müssen auch entsprechende Symptome vorhanden sein.

Da hinter einer Candida-Infektion oft eine Immunschwäche steckt, ist es wichtig, abzuklären, welche Risikofaktoren für einen Befall mit Candida bei der betroffenen Person vorliegen. Erklären diese die Infektion nicht ausreichend, sollte gezielt weiter nach möglichen Ursachen einer Abwehrschwäche gesucht werden. So kann eine Candida-Infektion der erste Hinweis auf einen Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit") oder Immunschwächekrankheiten sein.

Besteht der Verdacht auf eine systemische Candidose, sollten je nach Symptomen weitere Körperflüssigkeiten untersucht werden, etwa:

  • Blut
  • Nervenflüssigkeit (Liquor)
  • Urin

Therapie

Das Mittel der Wahl sind Wirkstoffe, welche die Pilze abtöten oder ihr Wachstum hemmen, sogenannte Antimykotika. Häufig eingesetzte Wirkstoffe zur Therapie einer Candidose sind zum Beispiel Nystatin, Clotrimazol, Fluconazol, Itraconazol und Amphotericin B. Bei einer systemischen Candidose oder wenn eine äußere Behandlung zum Beispiel mit Mitteln zum Auftragen nicht genügt, um den Pilz loszuwerden, können die Antimykotika auch als Tablette oder Saft verordnet beziehungsweise per Infusion über die Vene verabreicht werden.

Wichtig bei allen Therapieformen: Um die Pilze zuverlässig abzutöten, müssen die Mittel für eine gewisse Zeit regelmäßig angewandt werden. Wird die Behandlung vorzeitig abgebrochen, besteht das Risiko, dass der Pilz zurückkehrt. Befolgen Sie daher unbedingt genau den Rat Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin und verwenden Sie die Antimykotika so lange, wie sie verordnet wurden!

Candida albicans unter dem Rasterelektronenmikroskop

Candida albicans unter dem Rasterelektronenmikroskop

Nachweis ist nicht gleich Krankheit

Candida albicans ist zeitweilig zu einer "Modediagnose" geworden. Immer wieder hört man Behauptungen, der Hefepilz im Darm löse zahlreiche Erkrankungen, wie Depressionen oder Migräne aus. Eine zuckerreiche Ernährung würde den Candida-Pilz im Darm gleichsam "füttern", heißt es. Daher solle nach Meinung einiger Ratgeber eine Anti-Pilz-Diät und / oder Darmspülungen helfen. Diese Behauptungen entbehren jedoch einer wissenschaftlichen Grundlage. Candida kommt wohl bei den meisten Menschen im Darm vor.[5] Personen ohne Abwehrschwäche leiden nur selten unter Infektionen mit dem Pilz. Der Nachweis von Candida-Arten auf der Haut oder im Darm weist also nicht immer auf eine Infektion hin. Nur wenn entsprechende Symptome vorliegen (siehe oben), muss an eine Candidose gedacht und gegebenenfalls eine entsprechende Behandlung begonnen werden.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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Quellen: