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Das West-Nil-Fieber ist eine durch Mücken übertragene Virusinfektion, die ursprünglich vor allem in Afrika und Asien vorkam, während der Sommermonate aber auch in Europa vermehrt auftritt. Bis zum 31. Juli 2024 haben acht europäische Länder insgesamt 69 Fälle von West-Nil-Virus-Infektionen beim Menschen gemeldet, darunter die Urlaubsziele Griechenland (31), Italien (25) und Spanien (5).[1]

In Deutschland sind aktuell vor allem Pferdehalter wachsam – das West-Nil-Virus kann auch Pferde befallen –, da es zuletzt in Niedersachsen Nachweise des Virus gab. Wie sich Menschen vor dem Virus schützen können und ob sich Reisende nach Südeuropa Sorgen machen müssen, haben wir für Sie zusammengefasst.

Was ist das West-Nil-Fieber?

Das West-Nil-Fieber, ausgelöst durch das West-Nil-Virus, das hauptsächlich von Mücken der Gattung Culex übertragen wird, verläuft in den meisten Fällen symptomlos. Nur etwa 20 Prozent der Infizierten zeigen milde grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen.

Bei weniger als einem Prozent der Betroffenen kann das Virus jedoch schwerwiegende Komplikationen wie eine Hirnhautentzündung oder neurologische Schäden verursachen.[2] Weitere Details zum West-Nil-Fieber finden Sie in unserem ausführlichen Ratgeber.

Elektronenmikroskop Aufnahme vom West-Nil-Virus

West-Nil-Fieber

Das West-Nil-Virus wurde im Jahr 1999 erstmals in Nordamerika nachgewiesen. Seitdem breitet sich das West-Nil-Fieber weltweit aus. zum Artikel

Wie gefährlich ist das West-Nil-Fieber?

„Im Vergleich zu anderen von Stechmücken übertragenen Viren, wie etwa Dengue oder Chikungunya, gilt das West-Nil-Virus als weniger gefährlich“, sagt Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Abteilung Arbovirologie und Entomologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Für gesunde Menschen bestehe also nur ein geringes Risiko, ernsthaft zu erkranken, auch wenn wie bei allen Infektionskrankheiten Vorsicht geboten sei.

Auch für Schwangere besteht nach aktuellem Stand kein Grund zur Sorge.[3] Infizierte Schwangere können das Virus zwar auf das ungeborene Kind übertragen, doch auch das passiert bislang nur sehr selten und die meisten Säuglinge kommen gesund zur Welt.[4]

Ältere Menschen und Personen mit chronischen Vorerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen sind jedoch stärker gefährdet. Für sie kann eine Infektion zu schwerwiegenden Komplikationen führen. „Diese Gruppen haben ein erhöhtes Risiko für schwere neuroinvasive Verläufe, da ihr Immunsystem weniger effektiv auf die Virusinfektion reagieren kann“, erläutert Schmidt-Chanasit. Hierbei greift das Virus das zentrale Nervensystem an. Dies kann zu einer Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute führen.

Was bedeutet das West-Nil-Fieber für meinen Urlaub?

Reisende in Risikogebiete sollten sich konsequent mit Mückenschutzmitteln, langer Kleidung oder Moskitonetzen vor Stichen schützen. „Bisher erfolgt die Behandlung nur symptomatisch. Es gibt derzeit keine spezifische Therapie gegen das West-Nil-Virus und auch keinen Impfstoff für Menschen“, sagt Dr. Maren Schubert, die zusammen mit Kolleginnen und Kollegen an der TU Braunschweig an der Entwicklung von Impfstoffen und Antikörpertherapien arbeitet.

Fachleute gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Infektionen viel höher ist als gemeldet, da viele Fälle aufgrund fehlender Beschwerden unentdeckt bleiben.[5] „Unsere Forschung ist daher auch ein wichtiger Schritt im Bereich der Pandemie-Vorsorge“, sagt Biotechnologin Schubert.

Kann das West-Nil-Virus auch in Deutschland vorkommen?

Das West-Nil-Virus wurde in den vergangenen Jahren vereinzelt auch in Deutschland nachgewiesen, erstmals wurden 2019 lokal erworbene Krankheitsfälle beim Menschen registriert.[6] Sie traten bislang vor allem in Ostdeutschland auf.[2]

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts werden hierzulande jährlich zwischen zehn und 20 Fälle registriert. Dennoch sei eine langsame Ausbreitung des Virus zu beobachten, besonders in Richtung Nord- und Westdeutschland, sagt Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Faktoren wie der Klimawandel und der zunehmende Reiseverkehr begünstigten diese Entwicklung. „Das erfordert verstärkte Präventionsstrategien, um in Zukunft größere Ausbrüche zu verhindern und die Bevölkerung zu schützen“, sagt der Experte.

Anfänge sind bereits gemacht, so simuliert ein neues Modell der Universität Bayreuth das Infektionsrisiko in Deutschland. Mithilfe von Umweltdaten wie Temperatur und Niederschlag soll es als Frühwarnsystem dienen, um Gesundheitsbehörden oder Mediziner dabei zu unterstützen, etwa rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen oder auch an das West-Nil-Fieber als möglichen Auslöser für bestimmte Krankheitsbilder zu denken.[6]

Um die Mückenpopulationen, die das West-Nil-Virus übertragen können, zu reduzieren, gibt es bislang nur eine Möglichkeit: stehende Wasseransammlungen entfernen. Das können Regentonnen sein, überflutete landwirtschaftliche Flächen, aber auch Gartenteiche, denn sie sind ideale Brutplätze für Mücken.[7] Außerdem: Vogeltränken regelmäßig reinigen und neu füllen, Wasserbehälter abdecken und auch hierzulande Moskitonetze an Fenstern und Türen anbringen.

Was tun beim Verdacht auf eine Infektion mit West-Nil-Fieber?

Wer nach einer Reise in eine Risikoregion plötzlich grippeähnliche Symptome entwickelt, sollte sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen und auf die Möglichkeit einer Infektion mit dem West-Nil-Virus hinweisen. In den meisten Fällen heilt die Krankheit von selbst aus[2], doch bei Nackensteifheit oder anhaltenden, starken Kopfschmerzen sollte medizinischer Rat eingeholt werden.

Virologe Jonas Schmidt-Chanasit betont jedoch: „Es gibt keinen Grund zur Panik, denn in den allermeisten Fällen verläuft die Infektion mild. Wichtig ist, dass man sich gut informiert und präventive Maßnahmen wie Mückenschutz ernst nimmt. So kann man das Risiko einer Infektion erheblich reduzieren.“


Quellen:

  • [1] European Centre for Disease Prevention and Control : West Nile virus season in full swing in Europe. Online: https://www.ecdc.europa.eu/... (Abgerufen am 26.08.2024)
  • [2] Robert Koch-Institut: West-Nil-Fieber im Überblick. Online: https://www.rki.de/... (Abgerufen am 26.08.2024)
  • [3] Rasmussen S A, Meaney-Dalman D, Petersen L R et al.: Studying the effects of emerging infections on the fetus: Experience with West Nile and Zika viruses. In: Birth Defects Res .: 15.03.2017, https://doi.org/...
  • [4] O'Leary D R, Kuhn S, Kniss K L et al.: Birth outcomes following West Nile Virus infection of pregnant women in the United States: 2003-2004 . In: Pediatrics: 01.03.2006, https://doi.org/...
  • [5] Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI: Impfstoff-Technologien, West-Nil-Virus in Europa auf dem Vormarsch. Online: https://www.izi.fraunhofer.de/... (Abgerufen am 26.08.2024)
  • [6] Universität Bayreuth: https://www.uni-bayreuth.de/pressemitteilung/west-nil-virus. Online: https://www.uni-bayreuth.de/... (Abgerufen am 26.08.2024)
  • [7] European Centre for Disease Prevention and Control: Culex pipiens - Factsheet for experts. Online: https://www.ecdc.europa.eu/... (Abgerufen am 26.08.2024)