„Es entstand ein erheblicher finanzieller Schaden. Ich hätte den Patienten besser aufklären können“
Apotheker Dr. Philipp Kircher versucht seine Kolleginnen und Kollegen für Thema Patientenaufklärung zu sensibilisieren.
© W&B/Florian Generotzky
Dr. Philipp Kircher ist Apotheker und Inhaber der St. Ulrich-Apotheke in Peißenberg. Er berichtet:
„Zusätzlich zu seiner insulinpflichtigen Diabetes-Erkrankung entwickelte einer meiner Patienten ein schweres allergisches Asthma. Dafür verschrieb ihm sein Arzt ein mehrere Tausend Euro teures Medikament mit dem modernen Wirkstoff Omalizumab, das als fertig befüllte Spritze vorliegt. Er holte das Arzneimittel bei uns in der Apotheke in Peißenberg ab und sollte es sich selbst spritzen.
Während meiner Beratung hatte ich den Eindruck, dass das Spritzen wegen seiner Erfahrung mit Insulin-Pens kein Problem verursachen würde. Bei seinem nächsten Besuch berichtete er jedoch, dass ihm bei der Anwendung die Hälfte des Asthma-Medikaments verloren gegangen sei.
Unterschied zwischen Insulin-Pen und gebrauchsfertiger Spritze
Was hat der Apotheker damit zu tun, wenn der Patient sich die Spritze falsch gibt? Sehr viel. Denn: Er hatte bei uns in der Diabetikerschulung gelernt, dass eine größere Luftblase im Insulin-Pen zu einer Fehldosierung führen kann. Die Blase führt dazu, dass nach dem Spritzen noch weiter Insulin aus dem Pen tropft und so die eingestellte Dosis nicht vollständig in den Körper gelangt. Diabetiker lernen deshalb, größere Blasen vor dem Ansetzen des Pens zu entfernen. Als der Mittvierziger nun bei seiner Asthmaspritze eine Blase entdeckte, tat er genau das. Doch mit der Blase drückte er auch einen Großteil des Arzneimittels aus der Spritze.
Außer einer deutlichen Minderung des Therapieerfolgs entstand zwar kein körperlicher Schaden, jedoch ein erheblicher finanzieller Verlust, denn der Patient brauchte ein neues Rezept für das Medikament. Wir diskutierten im Team, dass mein Patient durch meine unzureichende Beratung unwissentlich einen Fehler gemacht hatte. Ich hätte ihm die Unterschiede zwischen einem Insulin-Pen und einer gebrauchsfertig gefüllten Spritze verdeutlichen müssen. Anders als beim Pen führt die Blase bei der Einmalspritze nicht zu einer Fehldosierung.
Nach dem Vorfall habe ich viel recherchiert. Daraus entstand ein Vortrag, mit dem ich Kolleginnen und Kollegen für dieses und ähnliche Probleme sensibilisieren möchte.“
