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Isabelle Fabian ist Medizinjournalistin und Mutter eines Sohnes mit Typ-1-Diabetes. Sie berichtet:

„Wir waren gerade erst seit drei Wochen mit unserem damals Neunjährigen aus der Kinderklinik entlassen – zusammen mit dem Diabetes und dem „Spritzbesteck“. Das bedeutete: zwei verschiedene Pens. Einen fürs Langzeitinsulin, das morgens und abends gespritzt werden musste, und einen mit Kurzzeitinsulin, um die Mahlzeiten abzudecken.

Eigentlich kann man diese nicht verwechseln. Es sei denn, man ist wahnsinnig müde, weil man nachts noch ein Baby zu versorgen hat und ständig rausmuss, um den Blutzucker des zweiten Kindes zu kontrollieren. Einen Glukosesensor hatten wir noch nicht.

Kurzzeitinsulin in der Langzeitdosis

Mein Mann hat die Pens verwechselt und unserem schlafenden Sohn aus Versehen das Kurzzeitinsulin gespritzt, in der Langzeitdosis. Ganze neun Einheiten. Ungefähr eine halbe Stunde später kam er torkelnd und lallend in unser Schlafzimmer. Ich rannte in sein Zimmer, um das Blutzuckermessgerät zu holen, und entdeckte den falschen Pen. Panik!

Mein Kind war kaum noch ansprechbar. Der Blutzucker lag bei 1,4 mmol/l (25 mg/dl), erstrebenswert wäre bei Kindern mit Typ-1-Diabetes ein Zielbereich von 3,9 bis 10 mmol/l (70 bis 180 mg/dl). Ich verleibte ihm Flüssigtraubenzucker ein und – als er wieder kauen konnte – eine Banane.

Nebenbei rief ich in der Kinderklinik an und holte mir Rat bei unserer Diabetologin. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei. Unser Learning war, wie wichtig es ist, bei Spritzfehlern Ruhe zu bewahren und auf das Schulungswissen zurückzugreifen. In unserem Fall: „Wie viele Einheiten Insulin waren das?“ und „Was muss ich zum Ausgleich an Kohlenhydrat-Einheiten ,zufüttern‘?“ Sehr hilfreich kann bei Kindern auch ein Notfallkontakt der Diabetes-Klinik sein.“