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Prof. Dr. med. Hon.-Prof. (DPU) Günther Jonitz war langjähriger Präsident der Ärztekammer Berlin und Mitgründer des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS). Er berichtet:

„Ich kam frisch von der Uni und hatte meinen ersten Nachtdienst in der Rettungsstelle eines Berliner Krankenhauses. Es war der letzte Freitag vor Weihnachten, ein gefährlicher Dienst, denn aufgrund der vielen Weihnachtsfeiern ist besonders viel los. Dementsprechend hoch ist der Zeitdruck.

Ich war auf mich allein gestellt, als eine junge Frau mit einer eitrigen Entzündung am Zeigefinger zu mir kam. Die Wunde war schnell versorgt. Aufgrund einer beginnenden Blutvergiftung verschrieb ich ein Antibiotikum. Zeitgleich meldete sich in mir eine Stimme: „Frag sie, ob sie eine Penicillin-Allergie hat!“

Vertrauen in die eigene Intuition haben

In dem Moment stand eine erfahrene, resolute Rettungsschwester mit Blick auf die Uhr in der Tür. Durch den äußeren Druck stellte ich die Frage nicht – ein klarer Regelverstoß. Am nächsten Tag erschien die Patientin erneut in der Notaufnahme, übersät von einem Hautausschlag. Sie hatte eine bekannte Allergie auf Penicillin. Der Fall blieb zum Glück ohne Konsequenzen.

Ich habe daraus aber viel gelernt – zum einen, auf meine Intuition zu hören. Zum anderen, wie wichtig eine Supervision beim Berufseinstieg ist. Seitdem habe ich mich nie wieder aus organisatorischen Gründen drängeln lassen – und aktiv politisch ins Thema Patientensicherheit eingemischt.

Ein möglicher Ausweg für Fehler wie diesen ist neben Fortbildungen zum Beispiel die elektronische Patientenakte. Aber auch eine aktive, nachfragende Rolle der Patientinnen und Patienten.“